Gold
No Image
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Wow, was ist denn hier passiert?! Als die holländischen Gold vor drei Jahren mit Interbellum debütierten, waren sie eine von vielen Retrorock-Kapellen mit weiblicher Sängerin. Ihr Sound war reichhaltig mit Melodien ausgekleidet und trotz latent vorhandenen düsteren Anklängen konnte man nicht ahnen, was einen jetzt mit ihrem zweiten Album erwartet.
Dabei gibt das passend betitelte No Image auf den ersten Blick gar nichts von sich preis: unauffälliges Artwork mit durcheinander gewürfelten Buchstaben, keine Bandfotos und ein seltsames, sozialkritisches YouTube-Video, bei dem man grauenvollen Bildern bunte Smartphone-Smilies gegenüber stellt. Alles sehr düster, alles sehr dubios.
Und No Image klingt auch äußerst dunkel. Von Sonnenschein bleibt nicht viel übrig. Fast scheint es so, als wollte die 2011 gegründete Band wie das Abbild einer zerfallenden Gesellschaft klingen. Vorbei ist's mit dem bunten Retrorock. Viel mehr spielt man einen Post-Irgendwas-Sound. Versatzstücke aus Death Rock, Postpunk, Indierock und Psychedelic ergeben eine äußerst eigenwillige, aber auch irgendwie faszinierende Musik. Es poltert, es kracht, es knirscht. So richtig klingt hier nichts nach „hab mich lieb“, sondern kalt und uneinladend. Für einen Hauch an Menschlichkeit sorgt Frontfrau Milena Eva, die mal beschwörerisch, dann auch wieder betörend ihre Worte ins Mikro singt.
So liegt das Album auch erst einmal schwer im Magen, bevor es Begeisterung hervor ruft. Ein Song wie „Old Habits“ klingt zum Beispiel ziemlich schwerfällig, unterkühlt und repetativ, hat aber ein interessantes Flair. „Tar and Feather“ wühlt dagegen mit einer Black-Metal-artigen Ästhetik auf, bevor es sich eine reißerische Düsterhymne verwandelt. Ebenfalls auf diese Karte setzt die räudige Abgehnummer „The Waves“, mit seinem einnehmenden Refrain. „Don't“ schwellt bedrohlich an, bevor es in „Taste Me“ übergeht, das im Getöse mit fast ätherische beruhigender Melodie für Heimeligkeit sorgt. Oder ist man nur im Auge des Hurrikans?
No Image ist ein aufwühlendes und fesselndes Album das keinen so richtig kalt lassen dürfte. Zwar ist es alles andere als perfekt. Der neu eingeschlagene Weg ist allerdings mutig und interessant. Manchmal klingt man fast wie der geerdete, böse Zwilling von Grave Pleasures bzw. Beastmilk. Doch Gold gehen ihren ganz eigenen Weg.
Mario Karl
Trackliste |
1 | Servant | 4:42 |
2 |
Old Habits | 4:51 |
3 |
O.D.I.R | 5:33 |
4 |
Shapeless | 3:21 |
5 |
Tar and Feather | 2:50 |
6 |
The Controller | 3:48 |
7 |
The Waves | 4:32 |
8 |
And I Know Now | 3:08 |
9 |
Don't | 4:09 |
10 |
Taste Me | 5:22 |
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Besetzung |
Milena Eva (Gesang)
Thomas Sciarone (Gitarre)
Nick Polak (Gitarre)
Tim Meijer (Bass)
Igor Wouters (Schlagzeug)
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