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Wenn der Alltag eines Metal-Freaks Literatur wird
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Autor: Frank Schäfer
Titel: Metal Störies
Verlag: Metrolit Verlag, 2013
ISBN: 978-3-8493-0056-2
Preis: € 16,99
152 Seiten
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Er stellt sich nicht vor. Aber im Laufe der Geschichten wird deutlich, dass Frank Schäfer ein Freund härterer Klänge ist – was der Titel des Buches ja nun auch vermuten lässt - und zumindest eine Zeit lang professionell für etablierte Rock-Magazine geschrieben hat. Er stammt aus Braunschweig und hat ein besonderes Faible für Thin Lizzy. Und er stammt aus meiner Generation. Das muss ich einleitend erwähnen, weil es möglicherweise eine Voraussetzung dafür ist, dass ich die Metal Störies als Genuss empfinde.
Schäfer erinnert sich – oder er erzählt fiktive Geschichten. Das ist eigentlich egal. In jedem Fall ruft er Erinnerungen wach, die jemand hat, der den Geburtenstarken Jahrgängen der 60er entsprungen ist, der zu der Generation gehört, in der die Jugend genug Kaufkraft hatte, um eine eigene Kultur geliefert zu bekommen oder aufzubauen, in der die Zukunftsangst der No Future Generation noch Zukunftsmusik war und Yuppies als Degeneration galten.
Und so blättert Frank Schäfer Seite für Seite Erinnerungen auf, die sich um Musik, BASF Cassetten, Musik, Bierdosen, Musik, Mädchen, Musik, Konzerte, Musik, einen Opel Kadett, Musik und immer wieder Musik drehen. Eine herrliche Zeitreise, in der Dinge wie CDs, mp3s, Youtube, Wacken oder Rock am Ring nichts zu suchen haben; in den WDR-Rocknächte die Heilige Nacht und Plattenläden Goldclaims waren.
Dies hier ist eine lebendige Momentaufnahme des Alltags eines Musikfans (auch wenn der Alltag des Musik-Fans eigentlich immer ein Feiertag ist), der sich heute eigentlich auf Ü40 Parties herumtreiben müsste, wenn die dort nicht die falsche Musik spielen würden. Ich gebe zu, dass mein Leben als Musikfan mehr Alltag gewesen ist, als wie es hier erscheint. Wahrscheinlich war Schäfer einfach cooler als ich.
Aber es gibt auch deutlichere Unterschiede zwischen mir und Frank. Frank scheint wesentlich mehr Metal zu sein als ich. Drei Jahre Altersunterschied können bei der Rezeption der NWobHM oder des Bay Aera Thrashes Welten bedeuten. Er scheint da ziemlich drin gewesen zu sein, während ich zu der Zeit schon einen Schritt „weiter“ war und mir diese heiligen Grale des Metals später nachträglich aneignen musste. Und er und ich hätten bei dem Doppelkonzert von Thin Lizzy und Uriah Heep sicher andere Akzente der Bewertung gesetzt.
Dennoch fühle ich mich als Bruder im Geiste mit Frank. Toll sein Bericht über ein Lesung vor dem völlig falschen Publikum, das dann doch irgendwie richtiger war als ein richtiges. Und wenn er in der Geschichte „Was einmal war“ das Erleben eines Thin Lizzy Konzertes in einer Post-Lynott-Besetzung mit der nicht zukunftsfähigen Begegnung eines mittlerweile getrennten Paares verzahnt, dann wird das fast große Literatur.
Norbert von Fransecky
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