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Innere Obere Ebene - neue Komposition von Peter Gahn
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Peter Gahn, Jahrgang 1970, hat sich in den letzten Jahren zu einem der interessantesten Komponisten der Gegenwart entwickelt. Nicht umsonst wurde ihm in diesem Jahr der 1. Preis des renommierten Stuttgarter Kompositionspreises für das Werk Nachtsicht II (für Orchester, Sprecher und/oder Live-Elektronik ad lib. zuerkannt. Am 21. September 2013 wurde eine neue Komposition von Peter Gahn in Düsseldorf uraufgeführt: Innere Obere Ebene in der Version für Klarinette und Violoncello. Die dazugehörige Partitur ist nun bei der Edition Juliane Klein erschienen.
Auf gerade einmal 8 Seiten ist die Komposition, die eine Aufführungsdauer von ca. 15 Minuten besitzt, abgedruckt. Auch wenn die Partitur eine Fülle an Spielinformationen enthält, ist sie doch sehr übersichtlich gestaltet. Vor allem der Cellist muss vor dem Spielen seiner Stimme ein gründliches Studium der Partitur vornehmen. Diese Musik lässt sich in keiner Weise vom Blatt interpretieren. Die Stimmung ist nicht die Standardstimmung, sondern die III. Saite muss um einen Viertelton höher gestimmt werden (hier kommt ein asiatischer Einfluss zum Vorschein, denn Peter Gahn lebte mehrere Jahre in Japan), die IV. Saite gar um eine große Septime tiefer. Zudem ist die Notation auf zwei Systeme aufgeteilt. Das eine System enthält die klingende Stimme, das andere System die notwendigen Spielanweisungen, wie die klingende Stimme erreicht wird und daneben noch viele perkussive Anleitungen. Der Cellist nutzt das komplette Instrument vom Stachel bis zu den Wirbeln. Daher ist auch jeweils ein Cello abgebildet um zu verdeutlichen, welcher Teil des Instrumentes wie gespielt werden muss. Damit wird schon deutlich, dass diese sehr anspruchsvolle Musik ausgesprochen gute Instrumentalisten benötigt, denn auch die Klarinettenstimme ist überaus anspruchsvolle und verlangt ebenfalls den Einsatz des kompletten Instrumentes und der Stimme, um Geräusche und Töne zu erzeugen.
Die Komposition besitzt ein langsames Grundtempo mit 40 Schlägen in der Minuten. Große Teile sind im Piano und Pianissimo gehalten, die immer wieder mit Ausbrüchen bis ins Fortissimo unterbrochen werden. So entsteht stellenweise eine fast schon pulsierende Klangästhetik. Wie bei anderen Werken Peter Gahns, gibt es auch von Innere Obere Ebene eine weitere Variante. Er hat das Stück auch für Cello und Gesang, bzw. Stimme bearbeitet. Und die Variabilität seines Werkes zeigt sich auch darin, dass er bei der Uraufführung selbst noch Live-Elektronik beisteuerte. Dazu gab es noch Videokunst und Malerei so, dass ein multimediales Ereignis entstand. Damit zeigt Peter Gahn, dass man seine Stücke nicht nur für sich alleine betrachten, sondern immer im jeweiligen Kontext der Aufführung neu interpretieren sollte. Gelungen!
Ingo Andruschkewitsch
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