Innenansichten eines Clowns: TRIOs Trommler Peter Behrens erzählt aus seinem Leben als „unterdrückte Kreatur“ einer Band
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Autor: Peter Behrens mit Klaus Marschall
Titel: Der Clown mit der Trommel Meine Jahre mit TRIO - aber nicht nur
Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf
ISBN: 978-3-86265-282-2
Preis: € 19,95
274 Seiten
Internet: http://www.schwarzkopf-schwarzkopf.de
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Großenkneten – Anfang der Achtziger Jahre rückte dieser kleine Ort mit nur wenigen Tausend Einwohnern im Norden Deutschlands plötzlich in das Blickfeld der Musikszene Deutschlands. Und das vor allem wegen des Covers des Debüt-Albums von TRIO, deren Adresse und Telefonnummer dick und fett auf diesem aufgedruckt waren: Regenterstr 10a, 2907 Großenkneten 2, Tel.: 04435/2300.
Genau diese Telefonnummer fand Peter Behrens an einem schicksalhaften Tag Anfang 1980 knapp zwei Jahre zuvor in der Zeitschrift Musikexpress, rief dort an und wurde in der oben genannten Großenknetener Adresse vorstellig, um sich als Schlagzeuger zu bewerben. Gitarrist Gert „Kralle“ Krawinkel wollte ihn zunächst nicht haben, doch Sänger Stephan Remmler setzte sich durch und die Regenterstr. 10a hatte bald darauf einen weiteren Mitbewohner. Die folgende musikalische Zusammenarbeit war recht anstrengend, so dass das Zusammenleben der drei in Behrens' Erinnerungen nicht gerade eine „Gute-Laune-WG“ war.
Aber mit ihrem minimalistischen Sound, ihren coolen Live-Auftritten und natürlich vor allem aufgrund des Hits „Da da da ich lieb dich nicht du liebst mich nicht aha aha aha“ wurden TRIO deutschlandweit und sogar international unter Federführung ihres Produzenten Klaus Voormann (Vertrauter der Beatles, Bassist u.a. bei John Lennon) bekannt. Eigentlich eher im Punk und Rock angesiedelt wurde die Band dabei eher zufällig ein Flaggschiff der Neuen Deutschen Welle, auf der sie dann aber umso erfolgreicher mitschwammen. Doch schon Mitte der Achtziger löste sich die Band nach drei Studioalben und einem Kinofilm allmählich wieder auf.
Nun, etwa 30 Jahre später, liegen Stephan Remmler und Kralle Krawinkel unter der Sonne Spaniens (Remmler auf Lanzarote, Kralle in Sevilla) und genießen ihr Leben. Der Dritte im Bunde lebt wieder in norddeutschen Gefilden: in Wilhelmshaven am Jadebusen, obwohl er lieber in Hamburg wohnen würde, sich dies aber nicht leisten kann. Von spanischer Sonne kann er nur träumen (einzige Ausnahme: er wird alle zwei Jahre von Kralle zu EM- und WM-Ereignissen nach Sevilla eingeladen), denn finanziell ist er eher der Loser des TRIOs. Da er - bis auf zwei eher unbedeutende Ausnahmen abgesehen - weder zu den Kompositionen noch zu den Texten etwas beitrug, partizipiert er nicht wie Remmler und Krawinkel von den GEMA-Einnahmen der damaligen erfolgreichen Zeit, sondern stürzte nach der Auflösung von TRIO von ganz oben nach ganz unten. Das Geld der TRIO-Jahre war nicht zuletzt durch einen drogengeprägten Lebenswandel schnell aufgebraucht und ernsthafter Nachschub trotz einiger Versuche, musikalisch wieder Fuß zu fassen, nicht in Sicht, denn Erfolge konnte Behrens in der Ära nach Trio nicht mehr einfahren. In Erwähnung blieb er eher in der Boulevardpresse und im Nachmittags-TV, nicht aber in der musikalische Fachpresse.
Als ein „vom Tisch des Promibusiness gefallener Krümel, der das Licht der Aufmerksamkeit verlassen hatte“ bezeichnet sich Behrens daher in seinen Lebenserinnerungen, die er mit Co-Autor Klaus Marschall zu Papier gebracht hat und die unter dem Titel Der Clown mit der Trommel Meine Jahre mit TRIO - aber nicht nur nun erscheinen. Zum größten Teil geht es natürlich um die TRIO-Jahre und um die Beziehung zu Remmler und Krawinkel in den Jahren danach, denn allzu Aufregendes außerhalb von TRIO hat sich in Behrens' Leben leider wenig ergeben. Mittlerweile ist er Rentner, im Vergleich zu seinem früherem Leben verarmt und mittellos. Mit der Sanftmut des Alters hat er sich mit seinem Schicksal scheinbar arrangiert und schlägt neben dem Unmut über dem Rest der Band, vor allem über Remmler, nun in seinem Buch eher versöhnlichere Töne an - das Platzen des Comebacks von TRIO durch Remmler vor einigen Jahren macht ihm aber wohl immer noch etwas zu schaffen. Als Leser muss man bei dieser Lebensgeschichte berechtigterweise Mitleid bekommen, sich aber zum Teil auch am fehlenden Eigenantrieb und am Selbstmitleid (Schuld sind immer die anderen...) stören und sich fragen, ob es denn unbedingt nötig war, sich dreimal beim Schwarzfahren erwischen zu lassen, um dann als Strafe zwei Jahre soziale Dienste ableisten zu müssen.
Der Clown mit der Trommel ist natürlich ein Muss für TRIO-Fans, auch wenn diese eigentlich recht wenig Neues über TRIO erfahren – außer der Tatsache, dass jeder der drei in Großenkneten ein eigenes Fach im Kühlschrank hatte, erfährt man wenig Privates oder Enthüllendes aus den WG-Zeiten. Chronologisch ist das Buch zudem unglücklich geraten, denn vor allem in der Nach-TRIO-Ära wirkt das Ganze sehr chaotisch, so dass hier das Leben von Behrens in den letzten 25 Jahren recht unsortiert beschrieben wird. Und nicht zuletzt der Foto-Teil hat ziemlich wenig zu bieten: Im ersten Teil, der die TRIO-Zeit beinhaltet, gibt es fast nur offizielle Bandbilder von damals, im zweiten nur eine aktuelle Aufnahmesession des sichtbar gealterten Schlagzeugers. Wer hier interessante Privatfotos erwartet, wird leider enttäuscht.
Interessant ist das Buch natürlich trotzdem, denn es ist das erste, in dem von TRIO von einem Insider berichtet wird. Und nur durch dieses Buch erfahren wir, dass Peter Behrens beim Wehrdienst ein Stubennachbar von Scorpions-Sänger Klaus Meine war... Wer mit TRIO nichts am Hut hat, muss bei diesem Buch nicht unbedingt zugreifen, für alle, die in den frühen Achtzigern aufwuchsen und TRIO in der damaligen Hitparade sahen, dürfte es aber eine interessante Zeitreise sein.
Jürgen Weber
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