Loreen
Heal
|
|
|
Duplizität der Ereignisse beim ’Eurovision Song Contest’ (ESC)?
Im Jahre 1974 war es die Band Abba aus Schweden beim damals noch so betitelten ’Grand Prix d´ Eurovision de la Chanson’, die für das skandinavische Land den Sieg einfuhr und das dem Quartett anschließend viel Ruhm einbrachte. Doch waren/sind die Kompositionen dieser Band gehaltvoller als das, was uns Loreen 2012 mit ihrem Siegertitel bescherte. Die Akteurin zeichnete sich wohl mehr durch ihre körperlichen Aktivitäten auf der Bühne als durch musikalische Überzeugung aus. Nun, waren es einst die Kompositionen, die auch für den Gewinn entscheidend beurteilt wurden, scheint das heutzutage weniger wichtig zu sein, schade eigentlich.
Die Sängerin heißt tatsächlich Lorine Zeineb Nora Talhaoui und wurde als Tochter
aus einer Familie marokkanischer Berber in Stockholm geboren, das war 1983.
Entdeckt wurde sie, wie so viele ’Stars’, anlässlich einer Talentshow, ’Idol’, im Jahre 2004, mit dem Ergebnis der Veröffentlichung einer Single im darauffolgenden Jahr. 2011 gab es schon einmal einen Anlauf für das Songfestival, der scheiterte. Aber 2012 war es soweit.
Erfolg schließt Qualität nicht ein, Qualität bedeutet leider nicht immer Erfolg.
Daher nun zur Platte, die im Siegestaumel offensichtlich schnell nachgeschoben wurde, oder schon in der Schublade lag?
Massiver Synthie-Einsatz ist es, der förmlich erschlägt, wie schon beim ESC-Beitrag vorgeführt.
So erinnert mich das stark an ähnlich elektronische Eruptionen der Achtziger.
Na ja, so mancher Titel wird dann doch erfreulicherweise etwas heruntergefahren und gestattet etwas Luft zum Atmen. Aber vielleicht ist die Musik ja eh’ zum Abtanzen in der Disko vorgesehen.
Stimmlich kann sie sicher einiges vorweisen, und mit anderer musikalischer Ausgestaltung könnte man noch einiges hervorholen, bei dieser Platte bleibt es für mich nicht mehr als ein schmückender Teilaspekt der vordergründig und simpel gestrickten Strukturen, so dass der vokale Beitrag nicht sehr relevant ist.
So bleibt es bei durchschnittlicher Popmusik, ’08/15’ sozusagen.
Das (aus meiner Sicht) maßgebliche Problem ist, dass fast alle Songs, nach einem bestimmten Strickmuster gestrickt, relativ ähnlich klingen. Verantwortlich sind sicher die programmierten Sounds, die einfach aufgebaut sind und sofort anspringen, insofern nur die Oberfläche berühren und keinen wirklichen Tiefgang aufweisen. Das ist wie ein Kampf zwischen Mensch und Maschine, und die Maschine gewinnt.
Das ist Musik für den Dancefloor, geschaffen für die heutige moderne kurzlebige Zeit, mit geringer Halbwertzeit. Dass die Dame auch gar nicht mal so schlecht singen kann, verschweigt sie uns allerdings nicht, ist doch der Song Everywhere im Ansatz gar nicht einmal so schlecht. Die Ruhe des Songs, zumindest zu Beginn, gibt Loreen die Chance, auch einmal im Vordergrund stehen zu dürfen. Leider blubbert, klatscht und zirpt es alsbald auch bei diesem Titel.
Angenehm ist auch durchaus Do We Even Matter und auch Sidewalk zeigt gute Ansätze.
Wer auf diese elektronisch aufdringlichen Rhythmen steht, dürfte bestens bedient werden. Sollte das nächste Album wieder ähnlich gestaltet sein, könnte die Dame bald wieder in der Versenkung verschwinden. Also täte man gut daran, ihr einmal echte Musiker zur Seite zu stellen und die Stimme in ein natürliches Umfeld einzubinden, das könnte ganz gut werden, so denke ich.
Wolfgang Giese
Trackliste |
In My Head
My Heart Is Refusing Me
Everytime
Euphoria
Crying Out Your Name
Do We Even Matter
Sidewalk
Sober
If She’s the One
Breaking Robot
See You Again
Heal (feat. Blanks)
|
|
|
|
|
|