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Zweimal Prog im Zirkus: Marillion und Saga in München
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Die beiden Neo-Prog-Bands Saga und Marillion haben sich in diesem Jahr dazu entschlossen, eine gemeinsame Co-Headliner-Tour durchzuziehen. Die Konzerte von Saga laufen noch dazu unter dem Reunion-Motto, da sich der langjährige Sänger Michael Sadler nach dreijähriger Pause und bereits absolvierter „Farewell Tour“ dazu entschlossen hat, wieder zu seiner Band zurückzukehren. Der Auftakt der Deutschlandtour findet im altehrwürdigen Circus Krone-Bau in München statt. Das Konzert ist ausverkauft, es ist zumindest kein Platz mehr zu sehen, auf dem niemand sitzt. Vom Platz her hab ich es diesmal etwas ungünstig erwischt. Ich sitze rechts von der Bühne und sehe die Musiker immer nur von der Seite, nie von Vorne.
Es geht auch schon gleich los und MARILLION kommen überpünktlich um 19:30 Uhr bereits auf die Bühne. Der Sound ist von Beginn an sehr klar, wuchtig und man hört alle Nuancen des Sounds sehr gut heraus. Sänger Steve Hogarth singt unglaublich gut und hat eine Bühnenpräsenz und ein Charisma, von dem sich manch anderer Sänger eine Scheibe abschneiden könnte. Ich bin hauptsächlich wegen Saga gekommen und bin nicht der große Marillion-Fan der Post-Fish-Ära. Trotzdem sind die gespielten Songs ein absoluter Hörgenuss und es ist schon sehr beeindruckend, wie präzise das Zusammenspiel der Musiker bei den teilweise schon sehr komplexen Songs ist. Gitarrist Steve Rothery bewegt sich sehr selten weg von seinem Platz und er scheint während des Konzerts komplett in einer anderen Welt zu sein. Die Fans sind begeistert und Marillion bekommen nach jedem Song sehr viel Applaus. Viel agiler ist da schon Bassist Pete Trewavas, der die Bühne immer wieder mal zu Ausflügen nutzt und sehr viel Background-Vocals beisteuert. Sehr viele Fans warten auf Songs aus der Fish-Ära und bei „Kayleigh“ merkt man an den Publikumsreaktionen, dass dieses Lied doch der größte Hit der Band ist. Auch hier beweist Steve Hogarth, dass es ihm absolut keine Mühe macht, die Songs seines Vorgängers Fish zu singen. Allerdings hab ich ein bisschen den Eindruck, dass die Band diesen Song pflichtgemäß runterrotzt, um sich neueren Songs zu widmen. Nach der Zugabe „The Invisible Man“ und über 90 Minuten Spielzeit ist der abwechslungsreiche und musikalisch sehr anspruchsvolle Gig dann auch schon vorbei und Marillion bekommen vom überschwänglichen Münchner Publikum sehr viel Applaus.
Setlist Marillion:
Splintering Heart
Cover My Eyes (Pain and Heaven)
King
Somewhere Else
The Release
Fantastic Place
Asylum Satellite #1
You're Gone
Man of a Thousand Faces
Kayleigh
Neverland
The Invisible Man
Nach einer kurzen Pause beginnen SAGA um 21:30 Uhr und legen mit „Out Of The Shadows“ los. Das Münchener Publikum gibt von Beginn an alles und die Begeisterung scheint nicht mehr zu toppen, als Michael Sadler die Bühne betritt. Der Wahnsinns-Frontmann genießt den Publikumszuspruch und peitscht das Publikum bei jedem Song nach vorne. Hier ist ein ähnliches Phänomen zu erkennen, wie bei Marillion: Die Musiker auf der Bühne spielen mit traumwandlerischer Sicherheit zusammen. Es passt jeder Ton, jede Pause und ich bin mir sicher, dass ein Schweizer Uhrwerk keinesfalls präziser funktionieren kann, als diese Band. Besonders cool kommt Ian Crichton an der Gitarre rüber, der auf der rechten Bühnenseite sehr agil seine Solos runterzockt und mit einer absoluten Spielfreude und Begeisterung bei der Sache ist.
Es folgt Hit auf Hit. Im Prinzip bildet das Herzstück des Konzerts das Live-Album In Transit, von dem fast alle Hits gespielt werden. Michael Sadler kommuniziert viel mit dem Publikum, man merkt ihm an, dass er die Bühne regelrecht braucht. Es ist mir ein Rätsel, wie er es drei Jahre ohne einen Live-Auftritt ausgehalten hat. Der Multiinstrumentalist, der „nebenbei“ auch noch Keyboards und bei „Humble Stance“ sogar noch Bass spielt, passt perfekt ins Bandgefüge und auch seine Kollegen profitieren sichtlich davon, dass er wieder mit an Bord ist. Bei „On The Loose“ beweist das Münchener Publikum die Mitsingtauglichkeit weit über das normale Maß hinaus und auch bei den restlichen Songs herrscht immer eine ausgezeichnete Stimmung. Das verleitet Keyboarder Jim Crichton zu der Aussage, dass Deutschland, vor allem aber München, mittlerweile wie eine zweite Heimat für Saga geworden sind - was man ihm sofort abnimmt und nicht aufgesetzt wirkt. Immer wieder applaudieren die Musiker bereits während des Konzerts dem Publikum zu - die Atmosphäre ist an diesem Abend wirklich phantastisch.
Mit dem überragenden „Humble Stance“ und dem Überhit „Wind Him Up“ endet der reguläre Teil. Das Münchner Publikum fordert vehement nach einer Zugabe, die ihnen mit dem Instrumental „Conversations“ auch prompt gegeben wird. Nach 110 Minuten ist das abwechslungsreiche und hochklassige Konzert vorbei und Saga genießen noch den Jubel ihrer Fans. Einziger Wermutstropfen: Der Sound war bei Saga nicht mehr so gut, wie bei Marillion. Getreu dem Motto, dass die „Hauptband“ immer etwas lauter sein muss als die Vorband wurde hier noch eine deutliche Schippe draufgelegt. Leider war bei Saga der Sound dann etwas schwammig, viel zu basslastig und die Stimme von Michael Sadler war nicht so gut zu hören, wie es normalerweise sein müsste. Vielleicht lag es auch an meiner ungünstigen Sitzposition. Einige Leute um mich herum verlassen nach ein paar Songs sogar das Konzert - der Sound ist ihnen zu schlecht.
Setlist Saga:
Out of the Shadows
Careful Where You Step
How Long
On the Loose
Ice Nice
You're Not Alone
The Runaway
Medley
Framed
Time's Up
Scratching the Surface
The Flyer
The Pitchman
Humble Stance
Don't Be Late
Wind Him Up
Conversations
Stefan Graßl
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