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Pavlov’s Dog: Live and unleashed in Memmingen
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Die Kultband Pavlov’s Dog hat sich nach der gut besuchten Tour im letzten Jahr auch heuer wieder dazu entschlossen, die deutschen Clubs zu beackern. Da Donnerstag ein mehr oder weniger idealer Wochentag und Memmingen eine gute Strecke zum Fahren ist, war diesmal Memmingen das ausgewählte Ziel. Das Memminger Kaminwerk liegt unmittelbar an der Autobahnausfahrt und ist sehr gut ausgeschildert. Es sind bereits sehr viele Autos am Parkplatz, als ich dort eintreffe. In der Halle sieht es noch etwas leer aus. Es sind zwar bereits einige Leute da, könnten jedoch noch etwas mehr werden.
Die Vorgruppe THE MOONBAND präsentiert eine etwas verträumte, leicht mit Country und Folkrock-Einflüssen garnierte Musik. Ich finde die Musik handwerklich und musikalisch sehr gut gemacht. Allerdings sind mir die dargebotenen Lieder etwas zu ruhig und stilistisch etwas unpassend für die Hauptband.
Nach einer kurzen Umbaupause kommen die Musiker von PAVLOV’S DOG über eine Treppe, die an der Hallendecke befestigt ist, in Richtung Bühne gelaufen. Nach dem Intro geht es leider schon viel zu früh mit dem legendären „Song Dance“ los. Das ist umso bedauerlicher, da der Soundmann speziell bei diesem Song noch nicht besonders viel abgemischt hat und aus den Boxen leider nur ein ziemlicher Brei mit viel Schlagzeug und Bass und relativ wenig anderen Instrumenten zu erkennen ist. Trotzdem bekommt die Band vom Memminger Publikum gleich richtig viel Applaus. Eine Besonderheit ist definitiv, dass der kultige Schlagzeuger Mike Safron wieder mit an Bord ist. Letztes Jahr hatte er große gesundheitliche Probleme und wäre laut David Surkamp fast gestorben. Mittlerweile scheint er sich sehr gut erholt zu haben. Einen dermaßen wuchtigen, präzisen und optisch auffälligen Schlagzeuger hab ich selten gesehen. Er besitzt eine große Ähnlichkeit mit einem gewissen Paul Stanley - selbstverständlich ungeschminkt! Allein seine Performance allein wäre schon das Eintrittsgeld wert! Etwas seltsam ist, dass Sänger David Surkamp und Keyboarder Nick Schlueter mit dicken Sonnenbrillen bewaffnet sind, die sie auch das komplette Konzert nicht abnehmen werden. Dies ist sehr schade, denn so kommt kaum Kommunikation mit dem Publikum zustande - was im Vergleich zu Augsburg letztes Jahr (ohne Sonnenbrille) ein Unterschied wie Tag und Nacht war. Vielleicht hatten die beiden am Vortag etwas zu heftig gefeiert…
Der schlechte Sound bessert sich sehr lange nicht, was sehr ärgerlich ist. Erst bei „She Came Shining“ legt sich das Problem und bei dem coolen „Angeline“ vom neuen Album ist der Sound klar und deutlich. An dem Abend werden relativ viele Songs von David Surkamps Soloalbum oder Projekten mit anderen Musikern gespielt, wie der Song „Alcohol“ und es ist für mich doch sehr überraschend, wie stark die Setlist im Vergleich zum letzten Jahr umgestellt wurde. Ein weiteres Highlight vom neuen Album ist für mich definitiv „Angel’s Twilight Jump“, der es mühelos mit den alten Klassikern aufnehmen kann. Gänsehautfeeling kommt bei dem Überhit „Episode“ auf, bei dem die Geige voll zum Einsatz kommt und nach dem die Geigerin Abbie Heinz Szenenapplaus bekommt. Die Band präsentiert sich wie aus einem Guss und spielt die Songs des „Pawlov’schen Hundes“ mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks. Dies stellen sie bei kurzen, aber knackigen Soloeinlagen während des Songs „Echo & Boo“ eindrucksvoll unter Beweis. Über allem thront die markante Falsettstimme von David Surkamp, die im Rockbereich einzigartig ist - und die nichts von ihrer Faszination eingebüßt hat. Sehr souverän meistert er sämtliche Songs, die gespielt werden, bis auf „Song Dance“, bei dem er nicht mehr die hohen Töne bringt wie früher.
Der Abend nimmt langsam Fahrt auf und das Programm ist mit einer Mischung aus alten Klassikern und neuen Songs sehr abwechslungsreich. Einige Frauen haben sich vor der Bühne versammelt und tanzen ausgelassen zu der Musik. Es herrscht eine sehr entspannte Atmosphäre. Dies ändert sich leider ziemlich schnell. Eine Frau bewegt sich in den Augen des Securitymannes wohl ein bisschen zu sehr. Er ermahnt sie, das sein zu lassen. Relativ stark alkoholisiert lässt sich die Frau dies nicht bieten und es kommt zum Streit. Die Frau und ihre Begleiter werden der Halle verwiesen, ein Umstand, der die tolle Atmosphäre des Konzertabends etwas trübt. Dies ist umso ärgerlicher, da die Frau zu keiner Sekunde die Sicherheit eines Musikers oder Konzertbesuchers gefährdet hat.
Bei „Preludin’“ zeigt Mr. Safron alle Facetten seines Könnens und das ist schon sehr beeindruckend. Er braucht dazu jedoch kein ellenlanges Poser-Schlagzeugsolo, sondern überzeugt durch sein handwerkliches Können. Als Zugabe wird das überragende „Theme From Subway Sue“, der erste Song, den die Band je aufgenommen hat, gespielt. Dem folgt der Überhit schlechthin: „Julia“ - unter großem Jubel des Memminger Publikums. Der letzte Song ist „Valkerie“, bei dem die Band zum Abschluss noch einmal alles gibt und dem Publikum mächtig einheizt. Nach gut zwei Stunden ist das kurzweilige Konzert vorbei und das Publikum quittiert die gezeigte Leistung mit viel Applaus - und das völlig zu Recht. Die Musiker verlassen die Bühne auf dem hoch gelegenen Weg wieder. Bereits unmittelbar nach dem Konzert gibt der Veranstalter durch, dass Pavlovs Dog nach „10 - 15 Minuten“ am Merchandise-Stand Autogramme schreiben. Insgesamt ein solider Gig einer außergewöhnlichen und ungewöhnlichen Band, wie es sie in dieser Form sicher nicht häufig live zu sehen gibt. Trotzdem war der Auftritt letztes Jahr in Augsburg um Längen besser, da die Band, und vor allem David Surkamp, viel mehr mit dem Publikum gesprochen hat und wesentlich sympathischer rüber kam, als mit der Miami Vice-Gedächtnis-Sonnenbrille.
Setlist:
Song Dance
I Don’t Need Magic Anymore
Did You See Him Cry
Mersey
Late November
Alcohol
She Came Shining
Fast Gun
Angeline
Hard Again
Gold Nuggets
Angel's Twilight Jump
She Breaks Like a Morning Sky
Early Morning On
Jenny
Echo & Boo
We Walk Alone Forever
Episode
Try to Hang On
Preludin
Of Once and Future Kings
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Theme From Subway Sue
Julia
Valkerie
Stefan Graßl
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