Scorpions
Comeblack
Abschied auf Raten...
Die Scorpions gehen in Rente, dies ist ja mittlerweile hinlänglich bekannt. Bereits im Januar 2010 gaben sie ihre anstehende Auflösung bekannt (sehr zum Bedauern von MAS-Kollege Rainer Janaschke, der dies bereits bei uns im Februar-Editorial jenen Jahres sehr bedauerte), im März dann erschien das letzte, bei Fans und Medien überwiegend positiv bewertete Album Sting In The Tail und anschließend startete die weltweite Abschiedstournee, welche immerhin auf drei Jahre angelegt ist.
Während Sting In The Tail wohl tatsächlich noch ein würdiger Abgang war, rümpften manche bei der Dauer der Abschiedstour unter Hinweis auf gekonnte PR-Strategie schon die Nase. Aber egal, für echte Fans gibt es nach dem eigentlich letzten Album (fast 40 Jahre nach dem Album-Debüt Lonesome Crow) nun doch noch ein vorerst allerletztes: Comeblack. Das eher langweilige Cover erinnert irgendwie an den dummen Hund Rantanplan aus Lucky Luke von vorn, doch das soll uns nicht stören, denn die Hannoveraner "Kanzlerband" verabschiedet sich hier nicht mit einem dummen und simplen Best-Of-Album, sondern mit einem echten Abschiedsgeschenk für Fans: eine Mischung aus neu eingespielten Scorpions-Klassikern und einiger ausgewählter Cover-Stücke.
Die neu eingespielten Klassiker sind alte Bekannte wie "Rock You Like a Hurricane", "The Zoo", "Blackout", "Still Loving You" oder "Wind of Change". Braucht man diese Neuauflagen der alten Songs? Eigentlich nicht, vergleicht man sie mit den Originalen, hört man sicherlich klangliche Unterschiede, doch viel Neues gewinnen die Neuinterpretationen den Songs nicht ab. Also nur was für echte, beinharte Fans, die alles haben müssen, einen weiteren Aufguss vom eigentlich verhassten "Wind of Change" aber nicht unbedingt gebraucht hätten.
Der zweite Teil von Comeblack ist da schon deutlich unterhaltsamer: sechs Cover-Songs, unter anderen von den Beatles, den Rolling Stones oder T. Rex. Und hier wird es musikalisch natürlich schon interessanter, als wenn man sich selbst kopiert. Ein Song wie "Tainted Love" (bislang von Soft Cell am erfolgreichsten gecovert) gespielt von den Scorpions ist wohl sicherlich kurzweiliger als ein "Wind of Change"-1:1-Eigencover - und gar nicht mal schlecht, die rockige Scorpions-Version steht dem Song sehr gut. Und auch das Beatles-Cover "Across The Universe" geht durchaus in Ordnung - vermutlich hat ihn Rudolf Schenker aufgrund des Titels persönlich ausgewählt (Zitate aus seinem vor zwei Jahren erschienenem Buch Rock Your Life : "Das Universum wird dich immer auf deinem Weg unterstützen", "Alles, was du in das Universum aussendest, wird eines Tages den Weg zu dir zurückfinden")... Und auch die übrigen Hommagen, die auf der zweiten Albumhälfte geboten werden, gehen absolut in Ordnung, hier gibt es keine peinlichen Totalausfälle.
Fazit: Teil 1 der CD mit den Eigencovern ist wohl überflüssig wie ein Kropf, Teil 2 dagegen durchaus ansprechend, auch für Nicht-Fans. Und sie ist damit noch so halbwegs empfehlenswert. Es wird ja keiner gezwungen, diese CD zu kaufen, aber ob dieses Album dazu beiträgt, einen guten Abgang einer Legende zu gewährleisten, sei mal dahingestellt. Comeblack ist wohl nur was für harte Fans - ebenso wie das allerallerletzte Live-Album, welches nach dieser Tour sicherlich noch erscheinen wird...
Jürgen Weber
Trackliste |
1 | Rhythm of Love | 3:40 |
2 |
No One Like You | 4:06 |
3 |
The Zoo | 5:37 |
4 |
Rock You Like a Hurricane | 4:15 |
5 |
Blackout | 3:48 |
6 |
Wind of Change | 5:08 |
7 |
Still Loving You | 6:43 |
8 |
Tainted Love | 3:21 |
9 |
Children of the Revolution | 3:32 |
10 |
Across the Universe | 3:17 |
11 |
Tin Soldier | 3:13 |
12 |
All Day and All of the Night | 3:15 |
13 |
Ruby Tuesday | 3:54 |
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Besetzung |
Klaus Meine (Voc)
Rudolf Schencker (Git)
Matthias Jabs (Git)
Pawel Maciwoda (B)
James Kottack (Dr)
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