Musik an sich


Reviews
Rebel, F. – Francoeur, F. (Brown)

Zelindor, Roi Des Sylphes. Le Trophee (Suite)


Info
Musikrichtung: Barock Oper

VÖ: 12.10.2009

(Naxos / Naxos / CD / DDD / 2007 / Best. Nr. 8.660224)

Gesamtspielzeit: 61:36



KONVENTIONELLER CHARME

Die Alte Musik ist nach wie vor eine Boom-Sparte, insbesondere für spezielles Nischenrepertoire. In dem allerdings sind wohl keine wirklich großen Entdeckungen mehr zu erwarten, auch wenn immer wieder kleinere Perlen unter den Veröffentlichungen hervorglänzen. Doch die wichtigsten Meister (solche, deren Musik bleibt und auch die wiederholte Auseinandersetzung lohnt) sind inzwischen diskographisch recht gut erschlossen.
Fortschritte und Innovationen sind wohl eher von der Aufführungspraxis zu erwarten (sofern diese nicht selbst eine gewisse Saturiertheit an den Tag legt; wer spielt denn heute eigentlich noch nicht „historisch informiert“?).

So schürft man also an den Rändern. Das einaktige Opernballet Zelindor, Roi Des Sylphes von Francois Rebel (1701-1775) und Francois Francoeur (1698-1787) ist eine kleine Gelegenheitsmusik für die Unterhaltung der Versailler Hofgesellschaft, ein pastorales „opera-ballet“, dass nicht allzu schwer und angenehm gefällig komponiert ist (immerhin sollten die musikalisch gebildeten Damen des Hofes mitwirken können). Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Der Einakter spielt mit den Motiven unerfüllter Liebe und Zauberei. Gattungsgemäß nehmen die Tanzeinlagen größeren Raum ein.
Rebel und Francoeur bedienen weitgehend die von Jean-Philipp Rameau geprägten Schablonen französischer Rokoko-Opern, auch wenn Dirigent Ryan Brown manch schönes Detail im Beiheft besonders würdigt. Doch Rameau hat selbst dann, wenn er die Konventionen ohne aufregende kompositorische Volten bediente, aus solchen Vorlagen charmante und auch originelle Funken geschlagen. Bei Rebel/Francoeur ist vieles schlichter formuliert. Und vor allem die Tänze mit ihren wenig entwickelten Wiederholungssequenzen bleiben leider blass. Da handelt es sich um Musik aus dem Baukasten, vergleichbar der italienischen Kofferarie, die der Komponist für jeden Sänger inklusive Text passend zu machen verstand. Mehr musikalisches Gewicht besitzen einige vokale Solonummern.
Gewiss: Wer Musik dieser Zeit gar nicht kennt, lernt hier und in der kurzen Suite aus La Trophée einen historischen Stil kennen, der auch heutige Ohren faszinieren und bezaubern kann. Aber angesichts der weitgehend epigonal wirkenden Musik, die auch durch die geschmeidige Interpretation der Opera Lafayette und bekannter Solisten wie Jean-Paul Fouchecourt oder Heidi Grant Murphy wenig eigenes Profil gewinnt, sollte man sich besser gleich mit originelleren Komponisten wie Rameau, Campra, Leclair oder Mondonville beschäftigen.
Übrigens: Beim Hinweis auf der Rückseite der CD „This ist the work’s world premiere recording with full orchestra and chorus“ liegt die Betonung auf dem zweiten Teil. Zelindor ist schon einmal in einer kammermusikalischen Fassung durch das Ensemble Ausonia auf Vol. 10 der Box 200 Ans de Musique à Versailles erschienen. Diese Wiedergabe hat im Ganzen mehr Biss und verbreitet vielleicht auch wegen der hörbaren Live-Atmosphäre mehr theatralisches Flair, so dass die konventionelle Seite weniger ins Gewicht fällt.



Georg Henkel



Trackliste
01-16 Zelindor 47:09
17-24 Suite aus "La Trophée" 14:27
Besetzung

Jean-Paul Fouchecourt: Zélindor, Génie
Heidi Grant Murphy: Zephiré, Muse
William Sharp: Zulim
Ah Young Hong: Nymphe, Sylphide

The Opera Lafayette Chorus & Orchestra

Leitung: Ryan Brown


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