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Reviews
Manegarm

Nattväsen


Info
Musikrichtung: Folk/Pagan Metal

VÖ: 20.11.2009

(Regain Records/Soulfood)

Gesamtspielzeit: 45:06

Internet:

http://www.manegarm.com
http://www.myspace.com/manegarm


Im Metalbereich gibt es momentan noch einen Trend der mit Sicherheit in absehbarer Zeit platzen wird: Pagan Metal. Der Markt wurde regelrecht übersäht von zweit- und drittklassigen Bands die sich irgendwo im Spannungsfeld zwischen Black- und Death Metal mit folkigen Melodien und heidnischen Texten bewegen. Gerne mit Sauf- und Raufboldimage, inklusive lächerlicher Verkleidungen und Farbtöpfen im Gesicht. Irgendwie passen auch die Schweden Månegarm in diese Schublade. Aber was mit den Epigonen passiert, kann ihnen ziemlich egal sein. Denn dieses Quintett treibt schon seit Mitte der 90er sein Unwesen und hat bereits fünf Studioalben veröffentlicht. Trendreiterei kann man ihnen also schlecht vorwerfen. Viel eher hat man bereits damals Aufbauarbeit geleistet.

Nattväsen nennt sich der neueste Streich von Månegarm. Und auch hierauf wird der Stahl wieder sehr heiß geschmiedet. Und im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern musste auch bei dieser CD der Kitsch wieder außen vor bleiben. Schmierige Melodien und überbordenden Pathos aus dem Manowar-Textzufallsgenerator gibt es hier nicht zu hören. Gesungen wird in der Muttersprache und statt Retortensounds gibt es eine echte Geige zu hören, die niemals penetrant im Vordergrund steht und sich auch mal virtuos Soloduelle mit den Gitarren liefern darf. Die zahlreichen Melodien klingen eher ernst und düster als nach Saufgelage und fügen sich auch im 15. Jahr des Bandbestehens noch wunderbar und nicht unpassend in den harschen Metalsound ein, ohne dass es je aufgesetzt klingt.

Bereits der Opener „Mina Fäders Hall“ ist richtiger Folk Metal in Reinkultur wie er sein sollte. Nach einem kurzen Ho-ho-Chor geht es flott los. Power Riffs, die an die 80er und Running Wild erinnern, werden schwarzmetallisch verpackt, die Geige erzeugt in der Bridge zusammen mit den harschen Vocals eine garstige Stimmung und die Atmosphäre ist heroisch, aber doch nicht klischeehaft. Der Sound ist recht hart, lässt aber nie tragende Melodien aus dem Auge. Daraus dass Månegarm aus dem Extremmetal kommen machen sie zu keiner Sekunde einen Hehl. Allein der garstige Gesang, der nur selten einer klaren Stimme weichen muss, treibt einem Schauer über den Rücken. „Vetarmegin“ beginnt auch wie ein reiner Black Metal-Song, inklusive Blastbeats. Aber trotz der Rasanz wird das Wort Atmosphäre groß geschrieben. Auf eine sehr düstere Art und Weise, versteht sich natürlich.

Nattväsen hinterlässt von Anfang bis Ende einen durchgehend positiven Eindruck, auch wenn „Draugen“ und „Hraesvelg“ nicht so zwingend klingen. Dafür hat man mit dem rasanten „Nattjäl, Drömsjäl“, dem mit einem Ohrwurmrefrain ausgestatteten „Bergagasten“, dem garstigen „Vetrarmegin“, dem fabelhaften Titeltrack, sowie der beruhigenden akustischen Abschlussnummer „Dwelling“ einige Volltreffer in Petto. Und so haben Månegarm der Konkurrenz nicht nur eine große Portion glaubhafte Ernsthaftigkeit, sondern auch zahlreiche Hits voraus. So, liebe Kollegen der Schweden, wird’s gemacht. Traditioneller skandinavischer Folk und harter Metal kann auch im Jahr 2009 noch frisch und begeisternd klingen!



Mario Karl



Trackliste
1Mina Fäders Hall5:10
2 Nattsjäl, Drömsjäl5:51
3 Bergagasten5:08
4 I den Svartaste Jord7:15
5 Hraesvelg2:33
6 Vetrarmegin4:57
7 Draugen4:15
8 Nattväsen5:51
9 Delling4:38
Besetzung

Erik Grawsiö (Vocals, Drums)
Markus Andé (Guitar)
Jonas Almquist (Guitar)
Pierre Wilhelmsson (Bass)
Janne Liljeqvist (Violin, Flute, Cello)


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