Diverse Balkan (Claude)

Weltmusik Ensemble

Info Musikrichtung: Weltmusik Ensemble VÖ: 01.11.2009 (Alpha / Note 1 / CD / DDD / 2008 / Best. Nr. ALP 527) Gesamtspielzeit: 58:27

Bis in die Gegenwart prallen im Balkan Ost und West, Orient und Okzident aufeinander. Spannungen und Kriege zwischen unterschiedlichen Volksgruppen und Religionen prägen die Region seit Jahrhunderten. Allerdings haben sich die nicht immer freiwilligen Begegnungen auch als ausgesprochen fruchtbar erwiesen. Nicht zuletzt die von lokalen westlichen und östlichen Strömungen beeinflusste Musik zeigt dies: der Balkan ist ein faszinierender kultureller Schmelztiegel.

Jetzt hat das Ensemble Aromates auf der Grundlage akribischer Quellenstudien eine Sammlung mit zum Teil sehr alten Melodien des südlichen Balkans veröffentlicht. Ursprünglich beheimatet in Bulgarien, Mazedonien oder Griechenland, wurden diese Melodien durch persische, türkische und europäische Musik beeinflusst, verändert, bereichert. Es ist Volksmusik im besten Sinne des Wortes, von anonymer Schönheit und unmittelbar im Ausdruck. Ihr Ort sind die Häuser mit ihren offenen Türen und Küchenfenstern, die Versammlungsplätze und ausgelassene Dorffeste. Sie wurde und wird inspiriert durch das mediterrane Klima zwischen Sonne und Meer, die lebhaften Temperamente der Menschen, das Licht, die Farben und Düfte. Der Titel dieses Albums, Aksak, spielt auf die berühmten ungleichmäßigen Balkan-Rhythmen an, die z. B. aus Zellen von 2+2+3 Schlägen bestehen. Die Musik zeichnet sich durch eine Art gebrochen Swing aus, „hinkt“ also etwas, was sie, zusammen mit den Mikrointervallen und den Einsatz von einigen ursprünglich aus dem Orient stammenden Instrumenten, ziemlich unverwechselbar macht. Für westliche Ohren klingen die versammelten Stücke mit ihren eigentümlich leiernden Sounds wahrscheinlich mehr nach Morgen- denn nach Abendland.
Dabei hat das Ensemble Aromates die Melodien „authentisch“ arrangiert, sprich mit alten und neuen Instrumenten für einen oder mehrere Spieler eingerichtet. Bemerkenswert, wie überzeugend Flöte, Violine und Gambe zusammen mit einem Hackbrett und türkischem Schlagzeug orientalisches Kolorit erzeugen können. Das Ergebnis verblüfft auch durch seine oft geradezu schon poppige Wirkung, vor allem bei den ersten Stücken: Nicht nur die Melodien sind durchweg sehr eingängig und gefühlvoll bis sentimental, auch der Klang gibt sich ausgesprochen gefällig. Archaisierende Härten, krumme Töne oder scharfe Timbres begegnen kaum, dafür händeln die Musiker ihre Instrumente auch zu perfekt. Herausgekommen ist ein gut, aber nicht zu scharf gewürztes musikalisches Balkanmenü, das den Appetit auf den nächsten Gang bis zum Schluss anzuregen vermag.

Trackliste 1 Eki 4:05 2 Dospat 5:10 3 Sirto 5:29 4 Danse 25 5:01 5 Grozdena 6:52 6 Dajcevo 3:13 7 Varna 3:51 8 Hadshi 4:42 9 Prélude 1:07 10 Graovsko 4:27 11 Manaki 4:00 12 Oyzak Mane 4:48 13 Lele nedo 4:31 14 Draganinata 3:34 15 Zletosko 3:06

Besetzung Ensemble Aromates Michèle Claude: Leitung & Schlagzeug