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Hammer of the Gods: Led Zeppelin - Die Saga




Info
Autor: Stephen Davies

Titel: Hammer of the Gods (Led Zeppelin - Die Saga)

Verlag: Rockbuch Verlag

ISBN: 978-3927638433

Preis: € 19,90

410 Seiten

Internet:
http://www.rockbuch.de
http://www.edel.de

"Das erste und das letzte Wort über die größte Rockband der 60er- und 70er-Jahre" leuchtet einem vom Buchrücken von Hammer Of The Gods entgegen - diese Aussage mag schon vor dem Lesegenuss etwas Stirnrunzeln hervorrufen, schließlich ist die Led-Zeppelin-Saga des Musikjournalisten Stephen Davis, der auch für Biographien von Aerosmith, Mick Fleetwood, Jim Morrison, Guns 'N Roses und Bob Marley verantwortlich ist, wohl mit Sicherheit nicht die letzte Led-Zeppelin-Biographie, die auf den Markt geworfen werden wird. Und eine Band, die Ende '68 gegründet wurde und '69 das erste Album veröffentlichte, als größte Rockband der 60er-Jahre zu bezeichnen, ist vielleicht auch etwas gewagt ausgedrückt.

Tatsächlich gehörten Led Zeppelin wohl die 70er-Jahre, und wer bislang so bestimmte Assoziationen mit den Rock-Bands jener Zeit hatte, dessen Vorurteile werden mit diesem Buch wahrlich gut bedient: es geht überwiegend ganz klassisch um Sex, Drugs & Rock'N'Roll, ferner natürlich um (viel) Geld, Dekadenz, zu erfüllende Verträge, zertrümmerte Hotelzimmer, Plattenfirmen und Manager. Bezeichnend ist dabei übrigens der Anfang des Buches: bereits auf der ersten(!) Seite des Textes finden sich die Worte "Vaginalsekrete", "magischer Sex", "auf dem Tisch gefickt", "Orgien" und "Transvestiten". Etwas weniger reißerisch hätte man den Einstieg schon gestalten können, aber so ist das nun mal: Sex sells...

Nach vielsagender erster Seite geht es aber zunächst doch etwas gemächlicher und informativer weiter. Ausführlich erzählt wird die Biographie der vier Bandmitglieder Robert Plant, Jimmy Page, John Paul Jones und John Bonham, um schließlich den Weg von der Gründung der New Yardbirds durch Jimmy Page zur Bildung von Led Zeppelin zu beschreiben. Lückenlos und chronologisch werden in den folgenden Kapiteln die Jahre von Led Zeppelin beschrieben, wobei vor allem die Live-Tourneen ausgiebig Platz finden. Oft bleibt der Leser dabei aber mit der Frage allein, wie viel Fakten und wie viel Fiktion im Text vorkommen - zum Teil hört es sich so an, als wäre der Autor bei der beschriebenen Band-Geschichte hautnah dabei gewesen, eine genaue Abgrenzung zwischen Hörensagen, Legenden und Tatsachen findet aber eher nicht statt: wie viel Dichtung und wie viel Wahrheit in den zum Teil sehr detaillierten Beschreibungen liegt, lässt sich selten sagen, da textnah kaum Quellenangaben zu den erzählten Begebenheiten geboten werden.

Problematisch mag man auch die unkritische Erzählweise finden: versuchte Vergewaltigungen, Alkohol- und Drogenexzesse, Beischlaf mit Minderjährigen und handfeste Schlägereien mit verlorenen Zähnen und Kieferbrüchen werden von Stephen Davies eher beiläufig wie eine Selbstverständlichkeit abgehandelt. Mancher hätte sich vielleicht auch mehr Fotos oder zur Vervollständigung eine Diskographie der einzelnen Alben mit den entsprechenden Tracklists und Credits gewünscht. Und zum Teil wirkt der Text leider auch schnell herunter geschrieben und lieblos gegengelesen. So gibt es einige Déjà-vu-Erlebnisse in dem Buch: an einigen Passagen stellt man durch Nachblättern fest, dass wenige Seiten zuvor ein fast identischer Satz oder Sachverhalt bereits vorkam. Ferner gibt es leider auch einige böse Nachlässigkeiten bei Jahres-, Monats- und Altersangaben.

Ursprünglich ist Hammer Of The Gods bereits im Jahr 1985 veröffentlicht worden und anscheinend 1997 nochmals aktualisiert erschienen. Die vorliegende Version geht auf den letzten 4 Seiten immerhin noch bis ins Jahr 2003. Das Überraschungs-Live-Comeback am 10. Dezember 2007 von Led Zeppelin (mit John „Bonzo“ Bonhams Sohn Jason) und auch die viel beachtete Zusammenstellung Mothership aus dem gleichen Jahr mögen ein guter Anlass sein, 2008 eine deutsche Übersetzung des Buches herauszubringen - um diese neueren Aspekte wurde das Buch allerdings noch nicht aktualisiert. Somit ist das Buch vielleicht als aufgewärmte Kost aus aktuellem Anlass zu bezeichnen.

Fazit: Hammer Of The Gods ist ein ausführlicher Ausflug in die aktiven Led-Zeppelin-Jahre, wobei die Zeit nach 1985 doch nur kurz angerissen wird und die aktuelle Entwicklung noch völlig unberücksichtigt bleibt - es ist eben ein Buch aus dem Jahre 1985, welchem noch ein paar wenige Seiten des weiteren Lebensweges von Jimmy Page und Robert Plant angehängt wurden. Alles in allem aber wohl ein nettes Buch oder Geschenk für Led-Zeppelin-Fans oder eben für alle, die sich für die Rockmusik der 70er Jahre und deren Hintergründe interessieren.


Jürgen Weber



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