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URIAH HEEP und THIN LIZZY live im "Ländle"
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Nachdem bereits Norbert von Fransecky im Vormonat begeistert an gleicher Stelle vom URIAH HEEP-Konzert in der bundesdeutschen Hauptstadt berichtete (s. hier), begab sich unser freier Mitarbeiter Stefan Graßl ins ländlichere Heidenheim a.d. Brenz (Baden-Württemberg) um dort den Auftritten der Classic Rock-Heroen THIN LIZZY und URIAH HEEP beizuwohnen. Eigentlich hatte Norbert zu der Thematik schon alles gesagt, doch wollten wir unseren Lesern eine zweite Meinung nicht vorenthalten. Hier Stefans Eindrücke aus der Karl-Rauh-Halle:
Nachdem Uriah Heep mit Wake The Sleeper im Jahr 2008 nach langen 10 Jahren Wartezeit wieder ein mal ein neues Album am Start hatten war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis sie dieses neue Stück auch mit einer dazugehörigen Tournee den Fans präsentieren werden. Als der Termin in schwäbischen Heidenheim a.d. Brenz mit der Zusatzband Thin Lizzy bekannt gegeben wurde, war es klar, dass die man den beiden Livelegenden einen Besuch abstatten muss!
Bei der Halle angekommen war bereits einiges los. Viele Fans ließen sich diese Angelegenheit natürlich nicht entgehen, ihre Helden von einst quasi „vor der Haustür“ und im „Ländle“ zu bestaunen. Das Publikum ist ziemlich gemischt, es sind auch sehr viele jüngere Leute im Saal. Am T-Shirt-Stand gibt es einige tolle Sachen zu kaufen, vor allem die Thin Lizzy-Longsleeves sind mit 20 Euro sehr preisgünstig.
Pünktlich um 20 Uhr geht dann das Licht aus und THIN LIZZY betreten die Bretter! Die Sirene im Hintergrund und ein riesiges Banner mit dem Thin Lizzy-Logo sorgen für die richtige Einstimmung für den Opener „Jailbreak“. Die Stimmung in der Halle ist von Anfang an sehr gut. Das Heidenheimer Publikum feiert jeden Song mächtig ab und der Funke zwischen Publikum und Band ist von der ersten Note an spürbar. John Sykes ist ein absoluter Meister an der Gitarre und liefert sich im Zusammenspiel mit Scott Gorham die berühmten doppelläufigen Gitarrenparts, die Thin Lizzy bis heute so legendär gemacht haben. Und die Songauswahl ist neben dem Sound natürlich vom Allerfeinsten. Tommy Aldridge und Bassist Francesco di Cosmo (ex-Evanescence), liefern den passenden Soundteppich dazu. Vor allem Mr. Aldridge drischt in seiner unnachahmlichen Art mit der Wucht eines Preisboxers in die Felle. Ein Highlight der Show ist neben dem selten gespielten Stück „Dancing In The Moonlight“ sicherlich sein mittlerweile doch bekanntes Schlagzeugsolo, dass er in der Mitte der etwas unbekannteren Nummer „Sha la la“ zum Besten gibt. Es hat schon was, wenn er mit bloßen Fäusten sein Schlagzeug regelrecht verdrischt.
Einmal mehr versprüht der Überklassiker „Still In Love With You“ echtes Gänsehautfeeling. Diese Soli, die hier gezockt werden sind der absolute Wahnsinn! John Sykes widmet diesen Abend einmal mehr dem viel zu früh verstorbenen Ur-Sänger und Bassisten der Band, Mr. Philip Lynott. Vor allem der „Cowboy Song“ und das anschließende „The Boys Are Back In Town“ sorgen in Heidenheim für ein Durchdrehen des Publikums, das sehr textsicher ist und bei den Lizzy-Musikern für meterbreites Grinsen sorgt. Nach etwa 45 Minuten gehen Thin Lizzy leider auch schon von der Bühne, um noch „Cold Sweat“ und den Alltime-Klassiker „Roisin Dubh (Black Rose)“ zu spielen, der das wohl abenteuerlichste Gitarrenduell von Thin Lizzy überhaupt enthält. Der Applaus ist phänomenal und Thin Lizzy gehen unter stehenden Publikumsovationen von der Bühne.
Meiner Meinung nach war der einzige Kritikpunkt die kurze Spieldauer von gerade mal 60 Minuten. Andere beschweren sich über die immer zum Großteil gleiche Setlist und teilweise wortwörtlich gleichen Ansagen wie auf dem Live-Album One Night Only. Trotzdem bleibt es eine coole Sache, die Songs von Phil Lynott auf diese Art und weise doch sehr original und authentisch live präsentiert zu bekommen.
Setliste:
Jailbreak
Are You Ready
Don’t Believe A Word
Waiting For An Alibi
Still In Love With You
Dancing In The Moonlight
Sha-La-La (inkl. Drum Solo Tommy Aldridge)
Cowboy Song
The Boys Are Back In Town
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Cold Sweat
Roisin Dubh (Black Rose)
Nach so einer Steilvorlage dürfte es eigentlich für URIAH HEEP ein leichtes sein, den Saal komplett zum Beben zu bringen. Die Bühne sieht klasse aus und ist mit einem riesigen Hintergrundbild des Covers der neuen Scheibe Wake The Sleeper geschmückt. Uriah Heep, bei denen der altgediente Schlagzeuger Lee Kerslake leider aus gesundheitlichen Gründen Russel Gilbrook weichen musste, kommen um 21.30 Uhr auf die Bühne. Den Anfang bildet das etwas eintönige „Wake The Sleeper“, bei dem außer diesen drei Wörtern überhaupt kein weiterer Text dabei ist. Auffällig ist hier der noch etwas schwammige, aber äußerst druckvolle Sound, der aber kurz darauf besser wird. Bernie Shaw versprüht Energie und Spielfreude wie immer. Gleich von Anfang an nimmt er Tuchfühlung mit dem Publikum auf. Rechts zockt Trevor Bolder routiniert und konzentriert wie immer seinen Bass, während der Keyboarder Phil Lanzon, der mich jedes mal an den verrückten Professor aus „Zurück in die Zukunft“ erinnert, mit einem Dauergrinsen im Gesicht sein Keyboard bearbeitet. Der neue Schlagzeuger Russel Gilbrook drischt in das Schlagzeug, dass einem Hören und Sehen vergeht und am linken Bühnenrand steht das einzige verbliebene Urmitglied Mick Box mit seiner Gitarre und freut sich wie ein Honigkuchenpferd über die vielen Fans, die wegen ihnen gekommen sind.
„Overload“ und „Tears Of The World“ vom neuen Album werden gleich anschließend gespielt, bis mit dem furios gefeierten „Stealin'“ und „Sunrise“ zwei Klassiker präsentiert werden und die Stimmung in der Halle sofort nach oben schnellt. Dieser obere Stimmungspegel wird jedoch mit „Light Of A Thousand Stars“ vom neuen Album ebenso schnell wieder beendet. Aber es wird ja sicher wieder ein Klassiker kommen ... Doch dieser Schein trügt. Bernie Shaw kündigt an, dass an diesem Abend das neue Album komplett gespielt werden soll. Auf diese Ansage klatscht kaum jemand, so gut ist das neue Album nun ja auch wieder nicht. Spätestens jetzt macht sich in der Halle Ernüchterung breit und die Hoffnung auf ein Hitspektakel ist damit jäh beendet. Uriah Heep beweisen hier wirklich Mut. Ich würde so etwas als Musiker niemals machen. Man merkt mit jedem Song, wie sich zunehmend Langeweile breit macht. Die neuen Lieder sind einfach nicht so hochwertig und bekannt wie die alten Klassiker und lassen an diesem Abend aufgrund dessen auch nicht wirklich Begeisterung aufkommen.
Erst als Phil Lanzon die Anfangstöne von „July Morning“ anstimmt, geht das Publikum aus sich heraus und feiert das restliche Konzert. Mit den überragenden „Gypsy“ und „Look At Yourself“, bei dem Mick Box wieder einmal alles gibt, und einem bärenstarken „Easy Livin'“ wird der reguläre Set beendet und Uriah Heep verlassen nun unter viel Beifall die Bühne. Als Zugabe wird die alte „Lady In Black“ ausgepackt, bei der wirklich die beste Stimmung aufkommt und die komplette Halle lauthals mitsingt. Nach einer über 2-stündigen Spielzeit ist dann auch endgültig Schluss und das Licht geht an.
Die Kommentare an diesem Abend sind sehr durchwachsen, doch wirklich begeistert sind nicht gerade viele im unmittelbaren Umkreis. Das ist in meinen Augen auch verständlich, denn an einem Abend ein komplettes neues Album zu präsentieren, ist für jedes Publikum eine Überforderung und auch langweilig. Vor allem, bei den vielen Hits, die man gerne gehört hätte. Wie gesagt: Spielerisch und gesanglich war das ganze Konzert eine tadellose Darbietung, aber stimmungstechnisch war dies sicherlich das schlechteste Uriah Heep-Konzert, das ich bisher gesehen habe (und das waren schon einige!).
Setliste:
Wake The Sleeper
Overload
Tears Of The World
Stealin'
Sunrise
Light Of A Thousand Stars
Heavens Rain
Book Of Lies
What Kind Of God
Ghost Of The Ocean
Angels Walk With You
Shadow
War Child
July Morning
Gypsy
Look At Yourself
Easy Livin'
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Lady In Black
Stefan Graßl
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