Savage Republic
1938
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Savage Republic legten Ihr Manifest in den Achtziger Jahren mit fünf Alben. Die Amerikaner kamen mit einer eigenständigen Mischung aus Punk, Wave und einer schon manisch zu nennenden Rhythmustruppe (aufgebaut auf vielen metallischen Klangkörpern wie Ölfässern etc.) daher. Sie erreichten damit einigen Ruhm, kamen auf Tourneereisen mit den Einstürzenden Neubauten und nahmen auch schon einiges von dem was rhythmisch in den Neunziegern und Artrocktechnisch im Millennium Jahrzehnt kommen sollte, vorweg. Sie sahen Ihr Werk immer als Gesamtkunstwerk. Ende der Achtziger Jahre hörten Sie dann einfach wortlos auf zu existieren. Mit einer Box, mit der das Gesamtwerk der Achtziger wieder veröffentlicht wurde, begann 2002 auch wieder Aktivität in die Band zu kommen, die dann schließlich 2005 tatsächlich wiedervereint wurde und in der EP Siam Anfang 2007 mündete. 1938 ist nun tatsächlich das erste komplett neue Album (und somit das sechste Studioalbum der Band insgesamt) seit 18 Jahren. Produziert wurde das Werk zusammen von der Band mit Skott Kelly von Neurosis, die die Band, die Sie als starken eigenen Einfluss ansehen, auch auf Ihr eigenes Label nahmen. Die Bürde an eine Band ist natürlich immer hoch, wenn sie sich nach Jahren wieder meldet, in denen sie ob Ihres Werkes schon einen kleinen Mythos genossen. Denn oftmals können die Neuauflagen dann nicht an die frühen Werke anschließen und im Nachhinein hätte man dann besser darauf verzichtet. Savage Republic gelingt das Anknüpfen an die alte Klasse jedoch sehr gut. Auf Anhieb findet man die treibenden und schweren Beats wieder, und im Eröffnungssong "1938" auch wieder die geschrieenen Vocals, die gut in das Album hineinführen. Auch dieses Stück ist, wenn auch sehr punkig, schon sehr melodisch, doch der Rest des Albums geht dann immer mehr weg vom Song zu rhythmisch verfeinerten Soundgebilden, die sich langsam Aufbauen, um sich kreisen. Mal krachige, meist schwebende Gitarrenwände, dann wieder gezupfte Klänge, darüber gelegte Violinen, und eine trockene Bassgitarre. Das Ganze schaffen kommt am besten in dem 17 Minuten langen "Caravan" zum Vorschein, hier zieht die Band wirklich alle Register und baut einen Kopfsoundtrack zu einem unglaublich emotionellen Film, der unter der heißen Sonne in irgendeiner staubigen Wüste stattfinden muss.
Diese schwebenden, an Godspeed You! Black Emperor gemahnenden (doch wer hat hier eigentlich wen beeinflusst?) Stücke werden dann angereichert von Songs wie dem folgendem "Song for Rikki", das mit einer wundervollen akustischen Gitarre dominiert wird und dahinter liegenden knallige Drums und eine wiederum schwebende E-Gitarre allerbeste Güte. Einfach nur zum wegfliegen und wie ein Sonnenaufgang, der die Schwärze und Schwere des Songs davor durchbricht. Darauf folgt "White Ginger", das wieder mit düsteren Klängen daher kommt, eine aufbegehrende Violine, die eine zerrissene und seltsam gestimmte E-Gitarre als Echo erhält. Darunter die manischen Perkussionen inklusive dunkeler Bass. Hatten wir eben einen Sonnenaufgangstraum, so kommt hier dann gleich der Alptraum, der alles konterkariert. "Torpedo" ist dann das zweite Stück mit Gesang, über den dunklen, punkig an Joy Division erinnernden Song wird der Text gesprochen, beziehungsweise teilweise geschrieen. Bis auf eben diesen Gesang meint man tatsächlich die Mannen von Joy Division vor den Ohren zu haben.
Mit Beschreibung dieser Stücke ist die Bandbreite an sich sehr gut aufgezeigt. Das Album baut über die ganzen 70 Minuten bzw. 13 Songs immer wieder Spannung und Atmosphäre auf, um sich dann wieder zu entladen. Neben spannender Instrumentierung (Perkussion, Violine ebenso wie die Gitarrenarbeit) haben Savage Republic ein Artrock Album geschafen, das trotz seinen Refferenzen zur Vergangenheit der Band wunderbar in das Umfeld der neuen Artrockszene um GY!BE, Sigur Ros, Neurosis, Mogwai und Co. Passt. Somit hat die Szene einen Ihrer Urgroßväter in alter Stärke zurück. Man darf auf die Livedarbietungen ebenso wie auf mehr gespannt sein.
Wolfgang Kabsch
Trackliste |
1 | 1938 | 6:53 |
2 | Marshal Tito | 3:09 |
3 | Anemone | 2:42 |
4 | Monsoon | 2:42 |
5 | Siam | 8:20 |
6 | Caravan | 17:03 |
7 | Song for Rikki | 4:21 |
8 | White Ginger | 2:46 |
9 | Torpedo | 2:40 |
10 | Breslau | 2:21 |
11 | Marshal Vito | 3:18 |
12 | Zelo | 3:44 |
13 | Peking | 8:28 |
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Besetzung |
Ethan Port Val Haller Thom Fuhrmann Greg Grunke Alan Waddington
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