Musik an sich


Reviews
Matt Roehr

Barra da Tijuca


Info
Musikrichtung: Rock

VÖ: 26.10.2007

(Gonzomusic / Intergroove)

Gesamtspielzeit: 29:07

Internet:

http://www.gonzomusic.com


Mit Barra da Tijuca liegt das erste Solowerk eines Onkelz nach Abwicklung einer der erfolgreichsten deutsch(sprachig)en Bands aller Zeiten vor. Und es hat den Anschein, als wolle Matt(hias) Roehr, aka Gonzo, alles tun, um nicht im Schatten der Onkelz stehen zu bleiben. Abgesehen davon, dass vieles der Musik handgemacht ist, gibt es praktisch keine Parallele zu seiner alten Band.

Übermächtige, böse Bürgerschrecke, waren die vier Frankfurter, die übermäßig tätowiert die Verfolgung der braven Bürger auf sich zogen, und ihnen in deutlichster, deutscher Sprache sagten, wohin sie sich ihre Kritik stecken können. Und seit Jahren war jedes ihrer Produkte bis auf das letzte Komma durchgeplant und kalkuliert. Kein eventuell noch möglicher Aufwand an Produktion und Präsentation wurde ausgelassen. Der Umfang der Produkte versuchte immer wieder alle bekannten Rahmen zu sprengen.

So Nicht! Das scheint offenkundig die Blaupause für Barra da Tijuca gewesen zu sein.
Machen wir die Probe:
Böse? Nein!
Wütend? Nein.
Deutsch? Nein!!
Aufwendig? Nein!!
(Über)produziert? Nein!!
Umfang? Nein!! (30 min.)!

Roehr startet mit fröhlich poppigen Gitarrenrock und einer fast Kiddie-mäßigen Stimme, die im späteren Verlauf der CD bei einem Titel wie „Master of Destruction“ zum Grinsen zwingt.
Ansonsten bewegt sich Barra da Tijuca in recht konventionellen Bereichen. Sehr oft klingen bei der Gitarren-Arbeit die Santana-Alben der 80er an. Bei „Barra da Tijuca“ wird dazu reichlich Orgel beigemsicht. „Master of Destruction“ gräbt nach den Wurzeln des Rock’n’Roll und entdeckt dabei das Honky Tonk Piano. „Come back (another Time)“ ist ein toller Rocker mit dreckigem Gitarrengroove. Der „Sarcastic Guitar Blues” hat wenig mit Blues zu tun. Die rotizge Rock’n’Roll Nummer mischt etwas Glam und Sleaze mit einem Stones Uhuhu-Chor. „Wheel of Fortune“ ist Rock für freundliche Biker. „Garbage Man“ lässt mich vermuten, dass Gonzo die vergessenen NDWler Cats TV und ihr „Koxhaven“ kennt. Die Gitarren in dem fröhlichen Pop-Rocker lassen das jedenfalls vermuten.

So viel zu „Böse“ und „Wütend“. Deutsch gibt’s hier nicht. Nur englisch, ein Mal spanisch und den instrumentalen Titeltrack. Das alles ist erträglich, oder sogar erfreulich. Denn Gonzo macht seine Sache weitgehend gut.

Ärgerlich wird es bei den Punkten „Produktion“ und „Umfang“. 30 Minuten für einen Longplayer sind schlicht unverschämt. Und die Abnabelung von der Überproduktion der letzten Onkelz-Scheiben gestaltet sich derart, dass Roehr sich nicht einmal die Mühe macht, seinen Stücken einen echten Anfang und einen Schluss zu verpassen.
Sämtliche Stücke werden ganz banal ein- und ausgeblendet. Das Ganze wirkt wie meine alten abgenudelten Tapes, die ich vom Radio gezogen habe, indem ich mit gutem Instinkt drei Sekunden bevor der Moderator ins Stück rein gequatscht hat den Regler runter gezogen habe.
Das ist echte Scheiße – und killt viel vom Hörgenuss.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Just be yourself 2:25
2Best Day of my Life 2:40
3Sarcastic Guitar Blues 2:05
4I ain't around no more 2:45
5Garbage Man 2:34
6Made to last 2:32
7Master of Destruction 2:25
8Pawn Shop 2:19
9Come back (another Time) 2:29
10Hasta un cualquier Dia 2:00
11Wheel of Fortune 2:44
12Barra da Tijuca 2:10

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