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Byrd, W. (Farr)
My Ladye Nevells Booke (Gesamteinspielung)
FUNDGRUBE MIT VIER CEMBALI
42 Stücke – das klingt angemessen umfangreich, aber nicht gewaltig. Bis man die 3 CD-Box in den Händen hält. Und die Spielzeit abliest: 224:51 steht da. Das sind dreidreiviertel Stunden Musik. Komponiert hat sie in diesem Fall William Byrd. Es handelt sich um eine voluminöse Sammlung von Virginal-Musik, die 1591 einer gewissen Lady Nevell, der Frau von Sir Henry Nevell of Billingbere, von Byrd übereignet wurde. Daher auch der Name: My Ladye Nevells Booke. Eine Fülle von unterschiedlichen Tänzen, Variationen, Fanatsien und tonmalerischer „Kriegsmusik“ hat Byrd für den Prachtband vereinigt. Die Musik prunkt mit unerschöpflichem Einfallsreichtum. Das Ausdrucksspektrum reicht von melancholisch vergrübelten Kompositionen im Lautenstil bis hin zu virtuos abschnurrenden Showstücken. Elizabeth Farr, die sich in diesem Fall der Sammlung angenommen hat, verzichtet allerdings bei der Ausführung auf das klassische kastenförmige Virginal mit seinen querlaufenden Seiten und dem „jungfräulich“ spitzen Klang. Stattdessen kommen vier „reifere“ Cembali zum Einsatz. Neben einem zweimanualigen Standardmodell mit drei Registern (4’8’8’) sorgen ein bassverstärktes Instrument (+16’) und ein sonores Lautenwerk (8’) sowie ein schlankes italienisches Model (8’8’) für die bei einer solchen Gesamteinspielung unbedingt erforderliche farbliche Abwechslung. Der Kompromiss zwischen Stiltreue und moderner Lust auf Klangreichtum gelingt auch wegen Farrs idiomatischer Interpretation, die das rechte Maß zwischen Verspieltheit, Brillanz, Präzision und Klangfülle hält. Archaisch bis martialisch tönt die stilisierte Schlachtenmusik in The Battell, glitzernd perlen die reichen Verzierungen in den Galliarden und Pavanen. Natürlich wirkt auch die Wahl des Lautenwerks z. B. für die noble Grownde der Lady Nevell, mit der die Sammlung eröffnet wird. Für Fans historischer Tastenmusik und alter Instrumente eine Fundgrube! Das englischsprachige Beiheft ist naxos-typisch knapp, aber ausreichend.
Georg Henkel
Besetzung |
Elizabeth Farr, Cembali und Lautenwerk nach italienischen und flämischen Vorbildern von Keith Hill
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