Musik an sich


Reviews
Lachner, F. (Meyer)

Requiem


Info
Musikrichtung: Romantik

VÖ: 06.10.2006

Carus Verlag / Note 1 (SACD hybrid (AD: 2006) / Best.nr. 83.178)

Gesamtspielzeit: 59:15

Internet:

Carus

Kammersolisten Augsburg



EIN REQUIEM ZUM GEBURTSTAG

Nicht erst seit unseren Tagen werden Mozart-Jubiläumsjahre gebührend gefeiert. So beging man bereits Mozarts 100. Geburtstag im Jahre 1856 in München etwa mit der Uraufführung von Franz Lachners (1803-1890) eigens zu Ehren des großen Salzburger Vorbilds komponiertem Requiem in f-moll, op. 146, welches beim Publikum auf einhelligen Beifall stieß.

Das hier nun in einer verdienstvollen Weltersteinspielung präsentierte Werk folgt tonsprachlich Mozarts Vorbild allerdings nur in einigen wenigen Passagen. Vielmehr ist es zutiefst in der Romantik verwurzelt, jedoch frei vom Geist des Cäcilianismus. Nicht zu verkennen ist der Einfluss Beethovens (den Lachner als Dirigent meisterhaft zu interpretieren verstand) und Schuberts, wenngleich Lachners Satztechnik nicht deren Komplexität erreicht. Seine Linien erweisen sich eher als klassizistisch klar. Manches erinnert auch an die Zeitgenossen Brahms und Schumann.

Eher strenge, als Fuge oder Kanon ausgeführte Teile, stehen in reizvollem Kontrast zu den zahlreichen melodisch-lyrisch angelegten (v.a. dem Lacrimosa und Hostias). Dabei ist das Requiem kein romantisch-schwülstiges Stück, sondern vom Grundcharakter her eher verinnerlicht und angenehm zurückhaltend bis nachdenklich, oft auch leise verklingend.
In ihrer symphonischen Anlage vermögen bei einer Gesamtschau am meisten die Chorsätze des Requiems zu beeindrucken.

Lachner spürt jedoch insgesamt dem Text- und Bedeutungsgehalt der liturgischen Vorlage aufmerksam nach. Er nimmt etwa der an sich herben Fuge „Quam olim Abrahae“ durch Tonart und Besetzung viel von ihrer Strenge und deutet so die Verheißung an Abraham und seine Nachkommen in glaubensvoller Gewissheit aus. Im Sanctus bewirkt er durch eine Verdoppelung des Chores auf acht Stimmen einen höchst feierlichen Effekt.

In der Sequenz Dies irae hingegen nutzt Lachner die angedeuteten dramatischen Möglichkeiten nicht konsequent aus und geht über einige Teile eher einfallslos, wenn auch handwerklich sauber hinweg.

Lachner schlägt mit seinem Requiem gegenüber den in zeitlicher Nähe entstandenen Vertonungen der Totenmesse (Suppé, Cherubini, Berlioz, Schumann, Bruckner) also einen durchaus eigenen Weg ein, den es mit dieser Aufnahme wiederzuentdecken gilt.

Zum Glück hat sich Hermann Meyer nicht dazu hinreißen lassen, dem Beispiel der Uraufführung folgend einen 250 Stimmen starken Chor einzusetzen. Sänger und Instrumentalisten der Kammersolisten Augsburg besitzen auch in kleinerer Besetzung die für das Werk notwendige Kraft. Wenngleich der Chor sich in manchen Einsatz erst „hineinstemmen“ muss, bietet er doch eine insgesamt profunde Leistung, die allerdings durch das etwas dumpfe Klangbild verunklart wird, welches den Chor zu stark im Hintergrund abbildet.

Die Vokalsolisten bestreiten ihre Partien engagiert. Im Sopran und Tenor hätte es hier allerdings durchaus weniger Vibrato sein dürfen.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1-14 Requiem in f-moll op. 146 59:15
Besetzung

Marina Ulewicz / Ruby Hughes, Sopran
Roxana Constantinescu, Alt
Colin Balzer / Gerhard Werlitz, Tenor
Günther Papendell, Bass

Kammersolisten Augsburg

Ltg. Hermann Meyer



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