Gary Allan
Tough all over
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Info |
Musikrichtung:
Country / New Country
VÖ: 11.10.2005
(MCA Nashville)
Gesamtspielzeit: 46:57
Internet:
http://www.garyallan.com
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Gary Allan erinnert im Aussehen ein wenig an den jungen Mickey Rourke und setzt diese Parallele gewöhnlich auch musikalisch um, denn mal ist er der einsame Wolf, der sich zwischen den Häuserschluchten heulend oder knurrend seinen Weg bahnt, und ein anderes Mal ist er der Straßenkater, der im Hinterhof das Objekt seiner Begierde umschnurrt. Dieses Image pflegt er, unterstützt durch seine mehr als markante Stimme. Die Erwartungen an das neue Album waren durch die hervorragende Qualität des Vorgängers See if I care mächtig hoch angesiedelt, was es einer neuen CD nicht einfach macht. Aber hören wir mal, was er so zu bieten hat.
Im Einzelnen:
"Tough all over" ist für das Album des raubeinigen Gesellen mit dem weichen Kern wohl eine passende Charakterisierung und führt als Opener auch gleich eindeutig in das neue Werk ein. Offen, frech und fordernd geht es durch den bluesrockig gefärbten Song, der aufgrund seiner Offenheit in einem Stück aufgenommen worden sein könnte, so impulsiv und treibend – oder einfach nur "tough" - geht es zu. Nichts poliertes, sondern nur Musik pur. Aber schon kommt der Kater in ihm wieder durch, wenn das Intro zu "Best I ever had" und eine samtige Stimme Gefühle auf den Tisch legen. Schließlich kann kaum einer so schön schnurren wie Gary Allan, und Liebeserklärungen aus seinem Mund haben etwas besonders. Als Unterstützung dürfen sogar Streicher ihren Beitrag leisten. Ein Weichspüler, der sich durch dezenten Rhythmus vor allzu starker Schmalzigkeit rettet.
"I just got back from hell" lässt darauf schließen, dass die Fröhlichkeit vor der Tür bleiben dürfte. Düstere Sounds lassen Schlimmes erwarten, aber gottlob plagt ihn nur der Herzschmerz, und der führt auch bei diesem Lied zu emotionsgeladener Lyrik, wie wir sie von ihm kennen und erwarten. Poppige Töne im Stil der Mavericks erwarten den/die Hörer bei "Ring", einem Song, den er dem Schmuckstück widmet, dass nicht mehr an der Hand steckt, für die er es gekauft hat. Eine schöne Textidee, die in leichter Art musikalisch umgesetzt wurde und dadurch auch zu einem Gast der Country-Charts werden könnte, denn es muss nicht immer puristische Country Musik sein, die Lorbeeren einfährt. Auch wenn der Text nicht von Fröhlichkeit geprägt ist, vermittelt die Melodie gute Laune. Sorry, Gary, dass ich nicht mittrauern kann! Auch "Promise broken" dürfte nicht zu großem Gelächter führen, denn Mr. Allan scheint mal wieder auf der Verliererstraße zu wandeln. Die Melodie würde auch gut zu Clay Walker passen, doch dazu hätte man auch die knurrige Stimme verzichten müssen, die doch gerade diese Songs so prägt und trägt. Das Tempo bleibt hierbei natürlich auch ein wenig auf der Strecke.
"Nickajack Cave" mit dem Untertitel "Johnny Cash´s Redemption" erzählt eine düster gefärbte Geschichte über Johnny Cash. Eine phantasielose Snare hämmert einen einfachen Beat, die Gitarren haben den amtlichen Südstaatensound und über allem thront die Stimme von Gary Allan, die in den besungenen Stories voll aufgeht. Manchmal kann das schon Sorge aufkommen lassen, er würde sich zu sehr auf die dunklen und traurigen Dinge stürzen. Doch dann kommt – fast als Entschuldigung oder Erklärung – "Life ain´t always beautiful" daher und klärt uns in sanfter und behutsamer Weise darüber auf, dass das Lebens zwar nicht immer so toll ist, dass es aber eine wirklich schöne Sache mit wunderbaren Momenten ist, aus der man auch lernen kann. Gleich danach zerstört er jedoch die gerade filigran aufgebaute positive Stimmung und besingt eine Frau, die die Männer in ihrem Dunstkreis aussaugt und leere Hüllen zurücklässt. Durch markante Vergleiche wirklich passend beschrieben wird hier die Wirkung der Lady, die der betroffene Mann ebenso wenig verlassen kann wie z.B. der Junkie seine Nadel. "He can´t quit her" ist für diese Story ein recht einfach und harmlos gewählter Titel, doch Musik und Stimme bilden das passende Bild, dass sich vor dem inneren Auge der Hörer abzeichnet.
"What kind of fool" widmet sich wiederum einer Frau und der Frage, welcher Depp sich nicht ausreichend um sie kümmert. Endlich mal nicht so düster und auch der Rhythmus ist – für seine Verhältnisse – recht straight. "Puttin´ memories away" bedient sich Stilelementen, die man auf diesem Album bisher nicht zu Gehör bekam, denn traditionelle Countrymusik mit richtigen Fiddles und einer Pedal-Steel sind hier normalerweise seltener gesät. Doch auch hier ist Gary Allan sattelfest und spult trittsicher seine Lyrics ab und produziert nebenbei einen echt authentischen Countrysong. "No damn good" hält ihn noch ein wenig bei der Stange, denn ein nicht zu komplizierter Song in bester New-Country-Manier findet hier gern Gehör, bevor mit "Puttin´my misery in display" ein rund 6 Minuten langer Titel einen gelungenen Schlusspunkt setzt. Er beginnt ruhig und soft-bluesig mit einem schnurrend-knurrenden Sänger, bevor nach der Halbzeit eine fantastisch gespielte Gitarre den Blues und Rock-Elemente hochleben lässt und Gary Allan bis zum Schluss vom Gesang ausschließt.
Fazit:
Der Kauf eines Gary-Allan-Albums lohnt sich immer, wobei es gleichgültig ist, ob er sich in Trauer suhlt, gute Laune versprüht oder die Liebe seines Lebens besingt. Die Emotionen gehen tief in seinen Werken, denn nicht nur die perfekte Instrumentierung und Melodie, sondern vor allem seine Stimme, die vorbildlich jegliche Emotionen widerspiegelt und ausdrückt, machen jeden Song zu einer Reise durch die Gefühle. Tough all over ist jedoch ein wenig melancholischer und düsterer als die Vorgänger, aber es muss ja nicht immer Countryparty pur sein, was sich auf Silberlingen über den Atlantik schiebt. Gary Allan ist und bleibt ein Garant für hochwertige Musik in gelegentlicher Annäherung an weitere freiheitsliebende Sänger wie z.B. Steve Earle, die beide das Image des einsamen Wolfes hegen und pflegen, obwohl sich immer wieder mal ein wohliges Schnurren vernehmen lässt.
Lothar Heising
Trackliste |
1 | Tough all over | 3:20 |
2 | Best I ever had | 4:11 |
3 | I just got back from hell | 3:59 |
4 | Ring | 3:47 |
5 | Promise broken | 3:09 |
6 | Nickeljack Cave | 4:14 |
7 | Life ain´t always beautiful | 3:43 |
8 | He can´t quit her | 3:31 |
9 | What kind of fool | 3:55 |
10 | Puttin´ memories away | 3:19 |
11 | No damn good | 3:42 |
12 | Putting my misery on display | 6:07 |
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Besetzung |
Produzenten: Mark Wright & Gary Allan
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