Diverse
Dancehallfieber 5
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Farbenfroh wie das Cover ist auch die hineingesteckte CD. Zum fünften Mal präsentiert das Dhf Record-Label eine Sammlung aktueller Dancehall-Tunes aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die uns auch mit den entsprechenden (Alpen)-Dialekten konfrontiert. Dabei wird ein stilistischer Bogen von rootsigem Reggae zum Chillen über HipHop bis hin zu extrem treibenden Dancehall-Tracks geschlagen. Auch Ausreißer in die Bereiche Rock’n’Roll (Roots Rockers - mit röhrendem Saxophon) oder Ska (Los Placebos - das Highlight des Albums) geschlagen. Gemeinsam ist allen Stücken – von ruhig bis rasend – eine ultimative Tanzbarkeit. Die zusätzlichen Gewürze sind vielfältig: orientalisch (“Gwaany“), lateinamerikanisch (“Never look back“) oder arabisch-türkisch (“Gold“).
Textlich ist das Niveau unterschiedlich. “Gut gemeint“ ist ein witziger Streit unter Freunden. “Radio“ fordert von der IFA eine technische Neuerung, die noch aussteht. (“Min Radio spielt nur Music mit Vibes.“) “Legt eure Waffen nieder“ ist zwar sehr engagiert und politisch zweifelsohne völlig korrekt, aber in der Ausführung doch sehr vordergründig und platt. “In Balin” könnte eine neue Hauptstadthymne werden, die zwar lange nicht den Charme vom “Dicken B“ hat, aber Kantates Vorgänger “Görli, Görli“ um mehrere Längen schlägt. “Gold“ ist ein sehr treffender Anti-Goldkettchen-Song. Ein Schelm der Arges bei der arabisch-türkisch geprägten Begleitung denkt. “Sternstunden“, eines der Highlights des Albums, liefert nette Lebensweisheiten und Schwoisfuaß rechnen liebenswert, aber bitterböse und gekonnt mit Rasta-Szene-Mitläufern ab.
Dass Dancehall in den letzten Jahren einen echten Boom erlebt hat, freut alle Freunde von Reggae & Co, sollte aber auch Anlass zur Sorge sein. Auch die Disco-Welle Ende der 70er ist aus einem interessanten Underground-Phänomen erwachsen, aber ohne Ende kommerzialisiert und banalisiert worden, als der Erfolg da war. Auf dem Dancehallfieber 5 sind durchaus einige Stücke vertreten, die Befürchtungen, dass der Dancehall ähnliches passieren könnte, wach werden lassen. Das gilt weniger für den ebenfalls schwachen Skyjuice, der seinen Reggae dahinjault, wie ein magenkranker, “Karma Chameleon“ singender Boy George, sondern eher der zu simple Antikriegssong “Legt eure Waffen nieder“, das anfangs geschmeidig wirkende “Papperlapapp“, das aufgrund extremer Wiederholungen aber erst langweilt und dann nervt, und vor allem die “Soundboy Dissness“, die schon richtiger Dancehall-„Disco“-Ausschuß ist
Insgesamt ist die Zusammenstellung aber noch(?) ein eher erfreuliches Erlebnis.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Black Tiger - Waisch wie s goht?! | 3:51 |
2 | D-Flame & Tolga - Gwaany | 3:16 |
3 | Nosliw vs. Maxim - Gut gemeint | 4:00 |
4 | Counterculture - Never look back | 3:53 |
5 | Roots Rockers - Wahnsinnig | 4:05 |
6 | Skyjuice - Augen auf | 3:50 |
7 | New Culture - Kopf hoch | 4:18 |
8 | The Scrucalists - Radio (feat. Phenomden) | 3:46 |
9 | Ede Whiteman - Legt eure Waffen nieder | 3:27 |
10 | P.R. Kantate - In Balin | 3:55 |
11 | Ischen impossible - Dancehallfieber | 3:20 |
12 | Mista Bomsh - Gold | 3:49 |
13 | Texta - Papperlapapp | 3:46 |
14 | Raggamafia - Soundboy Dissness | 3:39 |
15 | Kimoe - Sternstunden | 3:38 |
16 | Mono & Nikitaman - SOS | 3:31 |
17 | IBK Tribe - Tirola | 3:35 |
18 | Los Placebos - Jeden Tag ein bisschen Ska | 3:10 |
19 | Cheesevibes - So | 4:16 |
20 | Schwoisfuaß - Bin ich selbr Rastaman? | 4:19 |
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