Kapitel zwei der Post-Lord-Ära wird aufgeschlagen – mit wesentlich mehr Erwartungen als beim Vorgänger Bananas, denn über dem schwebte erst einmal ein Damokles-Schwert. Sind Deep Purple ohne den Meister-Organisten überhaupt möglich?. Bananas hatte recht eindrücklich bewiesen, dass das tatsächlich möglich ist – und auf Rapture of the Deep legt nicht nur Don Airey, der seinen Vorgänger (im wahrsten Sinne des Wortes) spielend ersetzt, noch ein Schippe zu.
Purple - inzwischen altersmäßig zwischen 51 (Steve „Junior“ Morse) und 60 Jahren angelangt – spielen auf wie nach einer Frischzellenkur. Stilistisch erinnert das Album häufig an Perfect Strangers; steckt das Reunion-Album aber letztlich sogar in die Tasche. Das Fragezeichen, das man bei Bananas gelegentlich hinter die Genre-Bezeichnung Hard Rock stellen musste, ist mit Rapture of the Deep gegenstandslos geworden. Gelegentlich kommen sogar Erinnerungen an Machine Head-Tage auf.
Und natürlich setzen Deep Purple auch diese Mal eigenwillige Akzente. Der Titelsong ist ein leicht orientalisch angehauchter Midtempo-Rocker. Die tolle Hard Rock-Nummer “Don't let go“ überrascht mit einem fast jazzigen Keyboardsound. Zum Reinhören empfiehlt sich ansonsten “Back to Back“, eine sehr groovige Nummer mit schöner Hammond-Orgel im Hintergrund, sowie der “Junkyard Blues“ mit seinen tollen Piano Parts. Da verzeiht man auch einen Ausfall wie “Girls like that“. Der Refrain ist wirklich cheesy. Das könnt ihr besser.