Jello Biafra With The Melvins
Never Breathe What You Can't See
|
|
|
Seit dem Split der Dead Kennedys im Jahre 1984 wollte Jello Biafra von einer von den Fans herbeigesehnten Reunion der Band nichts wissen, mehr noch, er schien sogar zeitweise das Interesse am Punkrock verloren zu haben. Gleichzeitig untersagte er seinen ehemaligen Kollegen, den Namen Dead Kennedys zu benutzen. Diese klagten und durften schlussendlich den Bandnamen doch benutzen. Mit neuem Sänger und altem Namen begab man sich auf Tournee, die in einem Desaster endete. Fortan nannte man die Band nur noch die Fake Kennedys, die Dead Kennedys ohne Jello Biafra funktionierten einfach nicht. Die Fans trauerten, unter ihnen wohl auch Buzz Osbourne und seine Mitstreiter von den Melvins. Also empfahl man sich Jello als Begleitband, um wenigstens einen Versuch zu starten, an die Glanztaten der wahren Dead Kennedys anzuknüpfen und konnte ihn schließlich zur Zusammenarbeit überreden.
Als Resultat aus dieser Kooperation liegt nun Never Breathe What You Can't See vor, ein Album, das ohne Zweifel das Zeug zum Punkrock-Klassiker hat. Denn Jello tut endlich wieder genau das, was er am Besten kann, er brüllt besessen und voller Inbrunst seine Botschaften ins Mikro und zwar genau so, wie er es früher bei den Dead Kennedys getan hat. Schnell wird klar, der Mann hat immer noch eine ganze Menge zu sagen, kein Thema scheint ihm dabei zu brisant zu sein. Mit “Yuppie Cadillac“ zum Beispiel kritisiert er die Hersteller und Fahrer von benzinfressenden Luxusautos, bei denen immer noch kein Umdenken eingesetzt hat, mit “Enchanted Thoughtfist“ klagt er die zunehmende Verdummung der Menschen durch das Fernsehen an. Religiöse Fanatiker werden mit “Islamic Bomb“ und “Caped Crusader“ gleich doppelt abgewatscht und auch die Regierung Bush kommt nicht ungeschoren davon, ihre Verteidigungspolitik erfährt mit “McGruff The Crime Dog“ harsche Kritik.
Und die Melvins? Die spielen den passenden Sound dazu, brillieren mit messerscharfen Riffs aus verzerrten Gitarren, die sich zusammen mit Schlagzeug und Bass in einem wahren Geschwindigkeitsrausch zu befinden scheinen. Keine Spur von den ansonsten für die Melvins üblichen, bleischweren Industrial-Riffs, King Buzzo und seine Mannen sind schließlich angetreten, um Jello als Erfüllungsgehilfen in Sachen Punkrock zu dienen. Und das ist ihnen fraglos gelungen. Langjährige Melvins-Fans werden sich freudvoll an die Frühphase der Band erinnern. Jello und die Melvins ergeben zwar auch nicht die Dead Kennedys, sie sind aber verdammt nah dran. Den Mitbewerbern um die Gunst der Punkrock-Fans dürfte es schwer fallen, diesem Album etwas Gleichwertiges entgegen zu setzen.
Jochen Nelson
Trackliste |
1 | Plethysmograph | 4:49 |
2 | McGruff The Crime Dog | 4:18 |
3 | Yuppie Cadillac | 4:31 |
4 | Islamic Bomb | 6:19 |
5 | The Lighter Side Of Global Terrorism | 4:35 |
6 | Caped Crusader | 6:18 |
7 | Enchanted Thoughtfist | 4:18 |
8 | Dawn Of The Locusts | 5:12 |
|
|
|
|
|
Besetzung |
Osama Mc Donald (Jello Biafra) - Gesang Jon Benet Milosevic (Buzz Osbourne) - Gitarre George W. McVeigh (Kevin Rutmanis) - Bass, Slide Bass Saddam Disney (Dale Crover) - Schlagzeug, Percussions, Gitarre Adam Jones: Gitarre
|
|
|
|