Mendelssohn / Schumann (Capuçon)
Violinkonzerte
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Info |
Musikrichtung:
Romantik
VÖ: 17.09.2004
Virgin Classics / EMI (CD (AD: 2003) / Best.Nr. 724354566325)
Gesamtspielzeit: 58:28
Internet:
Virgin Classics
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KONTRASTPROGRAMM
Von Felix Mendelssohns (1809-1847) Violinkonzert gibt es wahrlich mehr als genug Einspielungen. Wenn sich an ihm ein junger Spitzengeiger wie Renaud Capuçon versucht, darf man dennoch gespannt sein. Allerdings löst diese Einspielung die Spannung alsbald in beruhigte Zufriedenheit auf: Revolutionär Neues wurde dem Plattenkatalog hier nicht hinzugefügt. Eher eine recht brav geratene, sogar oft altbackene Interpretation. Dass Capuçon den technischen Anforderungen des Werkes ebenso gerecht wird, wie das Mahler Chamber Orchestra, durfte man selbstverständlich erwarten. Aber ein wirkliches Feuer durchglüht dieses bisweilen sehnsüchtig-romantische, bisweilen unbeschwert-fröhliche Werk hier nicht. Im munteren Schlußsatz würde man sich zudem eine klarer artikulierte und akzentuiertere Tongebung wünschen, denn da fließt - auch durch übermäßiges Vibrato - manches unnötig in einander.
Dass die Interpreten sich daneben dem viel zu selten gespielten Violinkonzert von Robert Schumann (1810-1856) angenommen haben, ist lobenswert. Das nach dem tragischen Tode Schumanns in Vergessenheit geratene Stück wurde übrigens angeblich durch die Nichten des Geigers Joseph Joachim, dem Schumann die Komposition zugeeignet hatte, im Rahmen von spiritistischen Sitzungen 1933 wiederentdeckt. Die NS-Propaganda nahm diese Wiederentdeckung nur allzu gerne auf, meinte man so doch eine romantische Alternative zum beliebten, aber "jüdischen" Konzert Mendelssohn gefunden zu haben. Eine Gegenüberstellung wie sie aberwitziger kaum sein könnte. Die Werke haben insgesamt wenig gemeinsam, denn Schumanns herbes, stilitisch strenges und oft düsteres Konzert ist von gänzlich eigenem Charakter. Die dramatischen Seiten des Stücks arbeiten Capuçon und Daniel Harding als Orchesterleiter sorgsam heraus. Dennoch wirkt Capuçons Spiel im Eingangssatz oft merkwürdig zögerlich. Beim Finale legen die Interpreten die Betonung der Satzbezeichnung "Lebhaft, doch nicht schnell" vor allem auf "nicht schnell", so dass der Grundgedanke der Polonaise ziemlich stark verwaschen wird.
Hervorzuheben ist, dass sowohl in diesem Konzert, wie auch in der Einspielung des Mendelssohn-Stückes im Orchester die Bläser endlich einmal voll zu ihrem Recht und zur Geltung kommen. Dies ist nicht zuletzt der Tontechnik zu danken, die für ein klares, räumliches Klangbild gesorgt hat.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
1-3 Felix Mendelssohn: Violinkonzert e-moll, op. 64 4-6 Robert Schumann: Violinkonzert d-moll |
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Besetzung |
Renaud Capuçon, Violine Mahler Chamber Orchestra
Ltg. Daniel Harding
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