Cartellieri, A. (Spering)
Weihnachtsoratorium
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Info |
Musikrichtung:
Klassik
VÖ: 04.10.2004
Capriccio / Delta Music (SACD hybrid (AD: 2003) / Best.Nr. 71015)
Gesamtspielzeit: 74:34
Internet:
Capriccio
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WENN WEIHNACHTEN ZUM DRAMA WIRD
Als Antonio Cartellieri (1772-1807), in den Diensten des Fürsten Lobkowitz stehend, im Jahre 1806 sein Weihnachtsoratorium "La celebre Natività del Redentore" schrieb, neigte sich nicht nur das Leben des Komponisten, sondern auch die Beliebtheit der Gattung Oratorium dem Ende zu. Nichtsdestotrotz verwandte der in Danzig geborene Cartellieri einigen Einfallsreichtum auf das Werk und nutzte vor allem den ihm zur Verfügung stehenden großen Orchesterapparat weidlich aus: zwie Klarinetten, zwei Trompeten und drei Posaunen bereichern das damals übliche Orchester. So ist das Stück mit einem orchestralen Farben- und Klangreichtum versehen, der aufhorchen läßt. Ein Weihnachtsoratorium im für uns heute gebräuchlichen Wortsinne ist es allerdings nicht. Das konkrete Weihnachtsgeschehen findet vielmehr nur am Rande Erwähnung. Es erscheint eingebettet in den himmlischen Kampf der Mächte von Gut und Böse, von Gott und Satan. Die göttliche Seite wird dabei repräsentiert durch Johannes den Täufer, den Satan vergeblich von seiner Mission abzubringen versucht. Kommentiert und erläutert wird das Geschehen durch die allegorischeGöttliche Liebe, ferner treibt der Glorienengel die Handlung voran. Illustrativ ist hingegen die Stellung der Chöre der Hirten, der Dämonen und der Engel, die sich am Ende des Werkes im Generalchor zur großen Schlußfuge ("O unsterbliche Gottheit") vereinen. Das Werk ist also schon von seiner Grundanlage, seinen theologischen Implikationen und seiner dramatischen Gestaltung her der Beachtung wert. Cartellieris Musik zeigt sich noch deutlich von der Oper der Wiener Klassik, aber auch den Ideen Glucks beeinflußt. Streckenweise gewinnt aber das Orchester eine solche eigenständige Funktion, dass bereit des Übergang zur romantischen Opern- und Oratorienliteratur deutlich wird. Die teils energisch aufgeladenen Rhythmisierungen und abrupten Wechsel (Dynamik, Chromatik) rücken Cartellieri stilistisch in die Nähe Beethovens.
Den dramatischen Impetus nehmen Christoph Spering und Das Neue Orchester präzise auf. Ohne dass hier gleich musikalische Welten- bzw. Himmelsbrände entfesselt würden, setzen sie die Musik durchweg angemessen unter Spannung. Souverän agiert dabei auch der viel beschäftigte Chorus Musicus Köln. Weniger befriedigend fällt die Leistung der Sängerriege aus: In der Rolle des Johannes präsentiert Andreas Karasiak mit auffallender Müdigkeit eine über weite Teile zu enge, glanzlose Tenorstimme, obschon seine erste Arie ("Chi al mondo oggi m´invia") noch schlimmeres hätte befürchten lassen. Auch sein Kollege Ray M. Wade Jr. vermag nicht zu überzeugen, gestaltet er die Partie des Engels doch allzu ausdrucksarm und blutleer. Katerina Beranova würde man sich als "Göttliche Liebe" mit etwas wärmerer, schmeichelnderer Tongebung wünschen. Technisch zeigt sie sich den Anforderungen aber ohne weiteres gewachsen. Als Lichtblick ist paradoxerweise der Fürst der Finsternis zu vermerken, den Alexander Marco-Buhrmester agil, vital und kraftvoll singt. So wird er - was dem Libretto durchaus entspricht - zum Antreiber im Gesamtgeschehen. Das Klangbild der als Surround-SACD hybrid veröffentlichten Aufnahme ist trocken und klar. Das Booklet wartet mit einer Fülle an Informationen und (natürlich) mit dem vollständigen Libretto samt Übersetzung auf.
Fazit: Ein an sich interessantes Werk in einer nicht durchweg überzeugenden Interpretation.
Sven Kerkhoff
Besetzung |
Katerina Beranova, Sopran (L´Amor Divina) Andreas Karasiak, Tenor (Giovanni Battista) Ray M. Wade Jr., Tenor (L´Angelo della Gloria) Alexander Marco-Buhrmester (Satanasso)
Chorus Musicus Köln Das Neue Orchester
Ltg. Christoph Spering
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