Max Raabe & Palastorchester
Mir ist so nach Dir: Klassiker der 20er und 30er
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Nach der etwas moderner gestalteten Ausrichtung seiner letzten Platte, Wer hat hier schlechte Laune aus dem Jahr 2022, reist Max Raabe nun wieder weit zurück in der Zeitmaschine und widmet sich den zwanziger und dreissiger Jahren! Hatte sich insofern beim Vorgänger der gewisse Retro-Charme nur bedingt gehalten, klang des Protagonisten Musik doch moderner und hatten sich gar Anteile moderner Popmusik und elektronische Bearbeitung integriert, so schreitet das Palastorchester nun wieder auf alten und wohlbekannten Pfaden, sozusagen zurück zu den Wurzeln.
Assoziativ bin ich da rasch auch wieder bei The Pasadena Roof Orchestra, mit dem Unterschied, dass es auf Mir ist so nach Dir: Klassiker der 20er und 30er fast ausschließlich deutschsprachige Songs gibt, mit Ausnahme von "Top Hat, White Tie And Tails", "La mer", "Cubanacán",. "September Song" und "Un` ora sola ti vorrei". Stilsicher trägt Raabe diese Klassiker jeweils in Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch vor. Einerseits bieten die vier Songs entsprechende Abwechslung, und andererseits fügen sie sich alle gemeinsam in den Rahmen der sechzehn Songs, strahlen sie doch alle in die gemeinsame Richtung hin zu den Goldenen Zwanzigern und Dreissigern.
Mit großartigen Arrangements und dynamischer Präzision, auf sehr hohem Niveau und äußerst elegant, zeigen die Musiker*innen, wie man solche Klassiker dermaßen zeitlos interpretieren kann, dass sie einerseits wohl genau so klingen, wie man sie damals erlebt hat, und andererseits noch heute dazu führen können, dass man sich rasch auf diese emotionell stark inspirierte Musik einlassen kann. Und das Ganze geht dermaßen schwungvoll und flüssig voran, dass grundsätzlich erst einmal gute Laune entsteht, zumindest dürfte der Text des einen oder anderen Songs ein gewisses Schmunzeln entlocken, zum Beispiel bei den Reimen von "Unter den Pinien von Argentinien", ("Täglich wird die Sehnsucht toller, rast in mir wie ein Zyklon, so was nennt man Tropenkoller, ich glaub, ich hab ihn schon")oder mit "Du Du, Dudl Du Du".
Aber auch nicht ganz so von überschäumender Lust angelegte Vorlagen, wie von Bertolt Brecht und Kurt Weill ("Bilbao-Song") lockern das Repertoire auf, bis zum Schluss dieser wunderschöne traditionelle Song mit dem Text von Karl Enslin diese unterhaltsame Platte beendet, "Guter Mond" mit Pianobegleitung und als Chorversion. So kann ich abschließend resümieren, dass es ein herrliches Erlebnis ist, nach vier Alben mit neuen Kompositionen wieder einmal eine Reihe toller Klassiker im typischen Raabe-Sound zu genießen!
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Schöne Frau (Little Girl)
2 Mir ist so nach Dir
3 Top Hat, White Tie And Tails
4 Unter den Pinien von Argentinien
5 Du du dudl du
6 La Mer
7 Cubanacán
8 Wenn eine Frau Dir etwas verspricht
9 Sie sind mir so sympathisch
10 Bilbao-Song
11 September-Song
12 Un` ora sola ti vorrei
13 Ich werde jede Nacht von Ihnen träumen
14 Wann wirst du mir gehören
15 Erstens küss‘ ich nicht
16 Guter Mond
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Besetzung |
Max Raabe (Gesang)
Palastorchester:
Cecilia Criasfulli (Violine)
Bernd Frank (Tenor-Saxofon, Klarinette)
Johannes Ernst (Alt-Saxofon, Klarinette)
Sven Bährens (Alt-Saxofon, Klarinette)
Rainer Fox (Bariton- und Bass-Saxofon, Klarinette, Gesang)
Thomas Huder (Trompete, Gesang)
Martin Sander (Trompete)
Jörn Ranke (Posaune)
Bernd Hugo Dietrich (Kontrabass, Sousaphon)
Ulrich Hoffmeier (Gitarre, Banjo)
Fabio Duwentester (Schlagzeug, Perkussion, Gesang)
Ian Wekwerth (Klavier)
Helge von Niswandt (Posaune) [als Gast]
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