Bruckner, A. (Rattle, S.)
Sinfonie Nr. 7
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Info |
Musikrichtung:
Romantik / Sinfonik
VÖ: 06.10.2023
(LSO Live / Note 1 / CD / DDD / live / 2022 / LSO 0887)
Gesamtspielzeit: 63:33
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OHNE HARTE KONTRASTE
Kommt er oder kommt er nicht, der umstrittene Beckenschlag im Adagio von Bruckners 7. Sinfonie? Den hatte der Komponist wohl erst auf Anraten eines Schülers oder seiner Freunde eingefügt, dann wieder gestrichen, erneut eingefügt, überklebt und schließlich mit einem Fragenzeichen versehen, ohne dass man ganz sicher sein kann, was seine definitive Entscheidung dazu ist. Vielleicht war er sich selbst nie ganz sicher. In der neuen Einspielung von Simon Rattle und dem London Symphony Orchestra kommt der Beckenschlag, allerdings recht diskret eingebettet in den Gesamtklang. Mehr als Farbzusatz also, der bei der Klimax für eine gewisse Brillanz sorgt - eine schlüssige Lösung.
Wie diese Interpretation überhaupt mehr auf harmonisches Zusammenspiel ohne harte Kontraste, Ecken und Kanten setzt, was auch von der Tontechnik unterstützt wird. Warmer, manchmal vibratosatter Streicherklang bestimmt das Geschehen. Dagegen wirken die Bläser gezähmt, die Dynamik zielt eher nach unten als nach oben ins Extrem. So richtig massiv klingt es in den finalen Steigerungen des ersten und vierten Satzes nicht, man vermisst Höhenfeuer und Metallfarben. Lyrisch vertieft gelingt hingegen das Adagio – hier reicht der weite Atem, um die Architektur als großen Gesang zu gestalten, hier trägt der ruhige Puls, während es zum Ende, im Finale, an Energie und Dringlichkeit fehlt.
Rattle scheint damit der aktuellen Tendenz zu folgen, Bruckner zu entmonumentalisieren (bzw. ihm das Martialische auszutreiben) und die Wurzeln dieser Musik in der Wiener Klassik zu betonen. Dem entspricht auch eine Beschleunigung der Tempi im Vergleich mit Rattles älterer Aufnahme mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra.
Dass der Einspielung die neue kritische Urtext-Ausgabe von Benjamin-Gunnar Cohrs zugrunde liegt, macht sich eher an Details bemerkbar; es gibt keine gänzlich andere Sinfonie zu hören.
Erfreulich ist das ausführliche Booklet, das Lebensbild, Werkeinführung und editorischen Kommentar vereint und auch noch Raum für Künstlerporträts hat.
Georg Henkel
Besetzung |
London Symphony Orchestra
Simon Rattle, Leitung
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