Sibelius, J. (Rouvali)

Symphonien Nr. 3 & 5


Info
Musikrichtung: Spätromantik

VÖ: 04.11.2022

(Alpha / Outhere / Note 1 / CD / 2019 / Artikelnr. ALPHA 645)

Gesamtspielzeit: 75:38

Internet:

GSO / Rouvali



HYPERTRANSPARENZ

Teil 3 der Gesamteinspielung der Symphonien von Jean Sibelius (1865-1957), an die sich Santtu-Matias Rouvali mit seinem Gothenburg Symphony Orchestra gewagt hat. Rouvali, der sein Handwerk beim legendären finnischen Lehrmeister aller Orchesterleiter Jorma Panula gelernt hat, hat sich dabei trotz gewisser Anlehnung an große Vorbilder bereits seit Langem freigeschwommen und pflegt seinen eigenen Sibelius-Sound. Wohl mag man eine Orientierung am späten Paavo Berglund erkennen, der mit seinen diversen Sibelius-Zyklen für diesen Komponisten das ist, was Günter Wand für Bruckner war. Mit Berglund teilt Rouvali eine Begeisterung für einen zwar samtigen, aber nie pastosen Orchesterklang. Berglunds Strukturklarheit steigert Rouvali jedoch mit Akribie zu einer Art Hypertransparenz, gleich jenem Hyperrealismus in Film und Malerei: Jede Stimme, jede Klangfarbe liegt überpräsent klar zu Tage.

Das hilft beim Hören dieser verschachtelten, teils auch naturwuchtigen Musik enorm und offenbart zugleich deren vielgestaltige Inspirationsquellen von Tschaikowsky über Bruckner bis hin zu Mahler.

In der dritten Symphonie, die in Sibelius´ Orchesterschaffen eine Art Zwischenschritte (manche behaupten auch: Rückschritt) darstellt, ist Rouvalis Ansatz damit fast überkomplex. Sehr gut tut dieser aber der Fünften mit ihrer Naturszenen und Sagenanklängen sowie ihren miteinander verwobenen Sätzen. Dass Rouvali dabei große Freiheit bei Tempi, Dynamik und Phrasierung für sich in Anspruch nimmt, mag den Puristen des Guten zuviel sein. Das damit sehr persönlich geprägte Ergebnis bleibt aber jederzeit stimmig und Sibelius weit ausschwingende Musik bietet durchaus Raum für Experimente dieser Art, ohne dadurch ins Wanken zu geraten.

Die Tondichtung (oder: Sinfonische Fantasie) "Pohjolas Tochter" bildet mit ihrer soghaften, dramaturgisch klug angelegten Struktur einen würdigen Abschluss des Albums.



Sven Kerkhoff



Trackliste
Symphonien Nr. 3 C-Dur, op. 52 und Nr. 5 Es-Dur, op. 82
Pohjolas Tochter, op. 49
Besetzung

Gothenburg Symphony Orchestra

Santtu-Matias Rouvali: Ltg.



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