Schumann, R. / Schubert, F. (Redkin)
Vagabund - Fantasiestücke op. 111, Wanderer-Fantasie u.a.
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Info |
Musikrichtung:
Romantik
VÖ: 04.11.2022
(Fuga Libera / Outhere / Note 1 / CD / 2022 / Artikelnr. FUG 806)
Gesamtspielzeit: 75:28
Internet:
Sergei Redkin
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AUSSCHREITEND
Es kann sich künstlerisch auszahlen, zu warten. So auch im Falle des 1991 geborenen russischen Pianistin Sergei Redkin. Redkin ist schon seit einigen Jahren beileibe kein Unbekannter mehr, sondern auf den großen Konzertbühenn der Welt unterwegs, heimst seit 2010 immer wieder Preise bei internationalen Wettbewerben ein und konnte 2021 schließlich in Brüssel die renommierte Queen Elisabeth Competition für sich entscheiden. Sein Debütalbum aber erscheint erst jetzt. In ihm sammelt sich die gewonnene Konzerterfahrung ebenso wie eine jahrelange Beschäftigung mit just diesem Repertoire, das zwar so klassisch anmutet, von Redkin aber gleichwohl ganz neu und persönlich durchdrungen wird. Seine im Booklettext niedergelegten Überlegungen sind dabei ebenso ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis dieser Interpretation wie der Umstand, dass man Schuberts Lied "Der Wanderer" (hier in der Transkription von Franz Liszt) wohl als Dreh- und Angelpunkt derselben verstehen darf.
Dabei ist dieser Wanderer bei Redkin keine romantisch auf dem Weg befindliche Gestalt, sondern eher der Archetyp des heimatlosen Vagabunden. Voller Weltschmerz, Weltzorn und zugleich voller Bewunderung für die Weltschönheit.
Da wundert es nicht, dass der Interpret Schuberts Wanderer-Fantasie in all ihrer Verückheit, ihren rapiden Szenenwechseln und ihrer Verneinung aller überkommenen Form gänzlich kompromisslos gestaltet, das Ausdrucksspektrum weitend von brachialem Sarkasmus (von Ironie zu sprechen, hieße hier zu beschönigen) einschließlich roher Kraft bis hin zur zarten, wehmütigen Melancholie in traumähnlich feinem Gespinst. Das ist nicht immer "schön" anzuhören, aber einer Wanderschaft auf spannender Strecke, nah am menschlichen Abgrund.
Auch Schumanns Fantasiestücke bekommen etwas von dieser Färbung ab mit einer anskizzierten Düsternis, in welche nur der zweite Satz einen Lichpunkt wirft. Die Humoresken legt Redkin hingegen analytischer an, sehr darum bemüht, die übergreifende Idee der sechs Sätze herauszuarbeiten und damit der Komplexität dieser nur vordergründig "humorvollen" Musik gerecht zu werden.
Ein erstaunlich reifes Debüt, dem jede Harmlosigkeit abgeht und stattdessen ein tiefer Ernst innewohnt.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
Robert Schumann: 3 Fantasiestücke op. 111; Humoreske op. 20
Franz Schubert / Franz Liszt: Der Wanderer; Müllerlieder "Der Müller und der Bach"
Franz Schubert: Wanderer-Fantasie D. 760 |
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Besetzung |
Sergei Redkin: Klavier
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