Rameau, J.-Ph. (Barrucand, L. – Geoffroy, C.)

Fêtes Persanes - Transkriptionen für zwei Cembali


Info
Musikrichtung: Barock Cembalo

VÖ: 04.11.2022

(CVS / Note 1 / CD / DDD / 2022 / Best. Nr. CVS079)

Gesamtspielzeit: 59:42



EXOTISCHE TRÄUME FÜR'S CEMBALO-DOPPEL

Die Exotik des alten Persiens faszinierte im 18. Jahrhundert die Europäer. Und wenn es auch nur ganz wenigen vergönnt war, tatsächlich in jene Länder zu reisen und davon Abenteuerliches zu berichten, so konnte man sich die geheimnisvollen Gegenden, ihre Menschen und Gebräuche doch in der Fantasie und Kunst in schillerndsten Farben ausmalen. Eine Märchensammlung wie „1001 Nacht“, die damals bekannt wurde, wirkte da zusätzlich stimulierend.
Auch die französische Oper spielte mit dem Personal, den Mythen und Religionen Persiens und des benachbarten Orient und kein Geringerer als Jean-Philippe Rameau suchte diese Regionen gleich mehrfach mit seinen Librettisten Fuzelier und Cahusac auf: In seinen Ballett-Opern „Les Indes Galantes“ und „Zaïs“, aber auch in den Musiktragödien „Zoroastre“ und „Les Boreades“ spielt die Handlung ganz oder zumindest teilweise in Persien und oder inszenierte – wie im Fall des Propheten Zaratrustra – sogar Figuren aus der Religionsgeschichte, ohne sich allzuviel um die historische Wahrheit zu kümmern.

Aus diesen Opern haben das Cembalisten-Duo Loris Barrucand und Clément Geoffroy jeweils eine Suite ausgewählter Tänze und Instrumentalsätze zusammengestellt und für ihre Instrumente bearbeitet – wie es übrigens schon Rameau selbst praktiziert hat.
Herausfordernd ist dabei die Übersetzung von Rameaus ausgefeilter Orchestrierung in ein gänzlich anders geartetes Medium, das den Ausführenden im Doppel zudem eine besondere, sozusagen symbiotische Koordination abverlangt. Präszision ist alles - und zugleich nichts, wenn es nicht zugleich spontan und spielerisch wirkt.

Die verschiedenen Möglichkeiten des prächtigen doppelten Resonanzraums und die variablen dynamischen Registrierungen werden von den Interpreten weidlich genutzt. Dazu kommen die unzähligen Verzierungen, die für das fehlende orchestrale Kolorit der Originale entschädigen. Während die blockhafte Motorik der Ouvertüre von „Zoroastre“ noch etwas starr und eckig rattert, nimmt das Programm spätestens mit dem "Entrée de Polymnie" aus der Boreaden-Suite an geschmeidiger Fahrt auf. Tatsächlich wirken die leichter instrumentierten Stücke in dieser Besetzung intensiver, die vollgriffigen tendieren zu einer gewissen Lärmigkeit, zumal die Instrumente sehr voll und direkt aufgenommen wurden.

Durch die cembalistischen „Kollisionen“ und Überlagerungen kommt die Musik ohne Zweifel prächtig zur Geltung: Sie perlt und funkelt, rauscht und brilliert – eine Klangreise in ein fabulöses Persien, oft virtuos und dramatisch, manchmal auch poetisch, in jedem Fall sehr unterhaltsam und von Sylvie Bouissou im Booklet erhellend kommentiert.



Georg Henkel



Trackliste
Suiten für zwei Cembali aus "Zoroastre", "Les Boreades", "Les Indes Galantes" und „Zaïs“
Besetzung

Loris Barrucand & Clément Geoffroy: Cembalo


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