Mahler, G. & Bertin-Maghit, T. - Hersant, Ph. (Collectif9)
Collectif9 - No Time For Chamber Music. Musik inspired by Gustav Mahler
|
|
Info |
Musikrichtung:
Neue Musik
VÖ: 01.10.2021
(Alpha / Note 1 / CD DDD / 2020 / Best. Nr. Alpha 770)
Gesamtspielzeit: 49:12
|
|
|
MAHLER IN DER TWILIGHT-ZONE
Gustav Mahler schrieb neue Musik mit den Mitteln der alten, der spätromantischen zumal, kombinierte dafür barocke Satzkünste à la Bach mit Wagnerharmonik, Drehleiermusik und Volksliedern, Hohes und Niederes, jubilierende Weltsinfonik und Totentanz-Morbidität. Aber warum mal nicht die Perspektive umkehren, und das Neue in dieser Musik radikal in den Vordergrund stellen?
Das Ensemble „Collectif9“ hat sich in einer neunköpfigen Streicherbesetzung daran gemacht, mittels Überarbeitungen und den Mitteln der Avantgardemusik Mahlers epische, natur-, mensch- und weltumspannende Musik zum Neutönen zu bringen.
Das auf das strukturelle Skelett reduzierte Material, in der Hauptsache einzelne Abschnitte aus der 1., 2. und 5. Sinfonie, wird mit allen spiel- und klangtechnischen Mitteln der neuen Musik ausgeleuchtet, neu texturiert, orchestriert und umgeformt. Da geht dann das Original stufenlos in andere, auch geräuschhaftere Klangwelten über, die wispern, hauchen, irisieren und raunen.
Das Bizarre, Grelle, Unheimliche in Mahlers Musik wird dadurch noch offenkundiger, bekommt aber auch einen exzentrischen Touch, der die Musik nicht selten ins Gespensterhafte und Spukige umschlagen lässt. Willkommen in der Twilight-Zone.
Die technische Beherrschung und klangliche Austarierung sind tadellos, man nimmt den Verlust an reiner Klangmasse und Farbigkeit gegenüber den Originalen kaum wahr.
Aber die durchaus auch überfordernde Unbedingtheit und Verbindlichkeit, die Mahlers Musik auszeichnet, ihr monumentales und tiefromantisches Pathos, ist darüber irgendwie verloren gegangen. Es irrlichtert atmosphärisch, aber ohne die abgründig und eben auch humorvolle Kontrastregie der Originale, die nichts ausschließen und selbst den Kitsch künstlerisch verarbeiten. Bei aller Zuspitzung wirkt das Ganze hier nun zwar irgendwie cool, aber eben auch mehr artifiziell als existentiell.
Brauchte es dafür unbedingt Gustav Mahlers Musik?
Georg Henkel
Trackliste |
1 | Like a Sound of Nature (aus der Symphonie Nr. 1) |
2 | The Hunter's Funeral (aus der Symphonie Nr. 1) |
3 | Funeral March (aus der Symphonie Nr. 2) |
4 | Ländler (aus der Symphonie Nr. 2) |
5 | I Have a Burning Knife (aus "Lieder eines fahrenden Gesellen") |
6 | Funeral March (aus der Symphonie Nr. 5) |
7 | The Farewell (aus "Das Lied von der Erde") |
8 | Fantaisie a la Maniere de Callot |
9 | Phantasie aus Don Juan - Imagination (aus "Lieder und Gesänge" Vol. 1) |
|
|
|
|
|
Besetzung |
Collectif9
|
|
|
|