Latin Quarter

Releasing the Sheep


Info
Musikrichtung: Songwriter / Indie

VÖ: 29.10.2021

(Westpark / Indigo)

Gesamtspielzeit: 48:14


Latin Quarter bleiben sich treu. Politisch kritisch, aber nie aggressiv oder demagogisch kommentieren sie das Weltgeschehen als wache Zeitgenossen. Das setzt sich in die Musik hinein fort. Erwachsen, eher elegant und entspannt, legen sie seidenweiche Melodien und Stimmung auf – eine Band, der man zuhören kann, auch wenn man ihre Meinung eventuell nicht teilt. Hier wird musikalisch und inhaltlich miteinander gesprochen und nicht aufeinander eingeredet. Latin Quarter sind eben kritisch, haben aber weder eine punkige noch eine missionarische Attitüde.

Und immer wieder werden historische Perspektiven eingenommen. In den „Mersey Tales“ wird ein nostalgischer, aber nicht unkritisch verklärter Blick auf das vergangene große Liverpool geworfen. „The Bevin Boys“ scheint von einer Art Untergrund-Einheit im zweiten Weltkrieg zu handeln. „Equality not Revenge“ lässt die Vergangenheit in die Gegenwart hineinragen und erinnert daran, dass die Frage der Sklaverei solange eine offene Frage ist, solange es „weiße Privilegien“ gibt. Dichter an der Gegenwart befindet sich „Maga: A very stable Genius“, das sich – ohne seinen Namen zu nennen – an der Trump-Ära abarbeiet.

Auch persönlichere Themen werden kritisch behandelt. „Another Day with you“ beschreibt wie man auch innerhalb einer Beziehung vereinsamen kann. „Your last Show“ beschäftigt sich mit einem echten Künstler-Thema, der Flüchtigkeit des Ruhms. „Growing my Shadow“ malt sich das Verblassen der eigenen Identität aus.

Das Faszinierende an Latin Quarter ist und war schon immer, dass es sich auf der einen Seite lohnt, die Texte genau wahrzunehmen, dass die Musik für sich genommen, aber eine fast heilsame Harmonie gegen die Wunden stellt, auf die in den Texten hingewiesen wird.

Die Titel sind ruhig, in der Regel auch dann, wenn sie kraftvoll sind. Nur selten wird so auf Power gesetzt, wie bei den Akustikgitarren von „Equality not Revenge“ oder dem etwas kraftvolleren „Nightschool“. Das bringt die Band mit wenigstem einem Fuß in die Songwriter Kiste.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Mandela's Ghost 2:53
2Mersey Tales 4:35
3Equality not Revenge 3:29
4Another Day with you 3:48
5Nightschool 3:20
6Growing my Shadow 3:00
7Keeping my Head 2:56
8That's why I turned my Badge in 3:31
9The Bevin Boys 3:37
10Your last Show 3:16
11Maga: A very stable Genius 3:28
12Releasing the Sheep 4:48
13King and Castle (Bonus Track) 4:50
Besetzung

Steve Jeffries (Keys, Back Voc)
Steve Skaith (Git, Voc)
Martin Ditcham (Dr, Perc)
Yo Yo Buys (B)
Mary Carewe (Voc)

Gäste:
Simon Small (E-Git)
Jeff Matthews (B <2>
Graham Bickley (Ad. Voc <2,9>)
Helen Kemp (Ad. Voc <2,9>)
Liz Gallivan (Ad. Voc <2,9>)
Roy Valentine (Ad. Voc <2,9>)
Beverley Skeete (Ad. Voc <3>)
Mae McKenna (Ad. Voc <3>)



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