Händel, G. F. / Graun, C. H. / Manna, G. u.a. (De Bique)
Mirrors
HOCHGLANZ
Während Jeanine De Bique auf den großen Bühnen der Welt schon seit einigen Jahren für Aufsehen sorgt, musste man auf ihr Debütalbum erstaunlich lange warten. Doch das Warten hat sich für die Künstlerin wie auch für die Fans gelohnt: Mit dem Album "Mirrors" präsentiert sich die aus Trinidad stammende Sopranistin nicht nur bildlich im glamourösen Bond-Girl-Style, sondern zeigt sich auch stimmlich in Hochform, um nicht zu sagen: auf Hochglanz. Denn platinfarbener Glanz und eine ebensolche Strahlkraft zeichnen ihre Tongebung durchweg aus. Es mag voluminösere Stimmen im Sopranfach geben, aber in punkto Beweglichkeit, Temperament, Wandlungsfähigkeit und Farbenreichtum macht diesem Nachwuchsstar so schnell niemand etwas vor.
De Biques Repertoire ist bislang breit gefächert, reicht von Monteverdi bis Gershwin. Beim Debütalbum hat sie sich epochenmäßig nun auf das barocke Kerngebiet beschränkt, nähert sich diesem aber nicht mit einem der üblichen Händel-Recitals, sondern mit einem klug erdachten Programm, das einmal mehr vom derzeit viel beschäftigten Yannis Francois konzipiert wurde: Starke Frauengestalten wie Cleopatra, Agrippina oder Alcina stehen dabei im Vordergrund. Wir dürfen sie jeweils spiegelgleich, aber eben (zumeist) nicht affektgleich in Arien von je zwei unterschiedlichen Komponisten kennenlernen. Dieses musikgeschichtliche Vexierspiel entfaltet einen hohen Reiz, zumal De Bique und Francois dabei manch unbekannte Trouvaille präsentieren, etwa das originelle "Chi puó dir che rea son io" von Gennaro Manna oder die atemberaubend raffinierte, im Vergleich mit Händels Parallelstück nicht minder ergreifende Arie "Mi restano le lagrime" aus Riccardo Broschis Alcina-Vertonung.
De Bique reizt das Spektrum vom seufzenden Klagen bis zum Triumphgesang mit hörbarer Freude voll aus und macht aus so mancher Koloratur eine fast schon sportlich-übermütiges Kunststück. Hier und da könnte ein Stück durchaus auch einen langsameren Angang und etwas mehr Atem vertragen (etwa Händels "Mi restano"), aber das tut dem Hörvergnügen keinen Abbruch. Concerto Köln treibt mit jugendlich-frischem Klang das musikalische Geschehen kraftvoll, doch ohne jede Übertreibung und mit manch charmantem Klangeffekt voran, so dass Orchester und Sängerin sich kongenial ergänzen.
Die Arientexte hätte man, wenn es schon um die Figuren geht, gerne im Booklet abgedruckt und nicht nur zum Download zur Verfügung gestellt bekommen. Doch es bleibt gleichwohl: Ein glänzendes Debüt!
Sven Kerkhoff
Trackliste |
Georg Friedrich Händel: Arien aus Giulio Cesare, Agrippina, Partenope, Rodelinda, Deidamia, Alcina
+Carl Heinrich Graun: Arien aus Cesare e Cleopatra & Rodelinda
Georg Philipp Telemann: Arie aus Germanicus
+Leonardo Vinci: Arie aus Partenope
+Gennaro Manna: Arie aus Achille in Sciro
+Broschi: Arie L'Isola d'Alcina |
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Besetzung |
Jeanine De Bique: Sopran
Concerto Köln
Luca Quintavalle: Ltg.
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