Queen + Adam Lambert
Live around the World
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Info |
Musikrichtung:
Rock
VÖ: 02.10.2020
(Universal)
Gesamtspielzeit: 79:56
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Kann man mit dem Material von Queen, wenn es denn halbwegs kompetent gespielt wird, überhaupt ein schwaches Live-Album produzieren? Ja, theoretisch kann man das. Denn die Königin hat ja – vor allem in den mittleren Jahren – auch einige schwache Songs veröffentlicht. Aber wer käme schon auf die Idee, sich genau die raus zu picken, nur um einen Flop zu produzieren? Queen + Adam Lambert definitiv nicht!
Lediglich drei Songs hätte ich aus Qualitätsgründen aus der Setlist gestrichen, weil sie einfach etwas zu kitschig und käsig sind: „Love kills – The Ballad“, „I was born to love you“ und „Who wants to live forever“, das allerdings ein ziemlicher Hit für die Band war.
Fast der gesamte Rest sind absolute Highlights des Band-Katalogs. Ein paar (gute) Überraschungen, die nicht so ganz auf der Hand liegen, hat man dennoch ins Programm gebracht – das hier nur bedingt rüber kommende „Tear it up“, mit „Hammer to fall“ einen der härtesten Queen-Songs und „Fat bottomed Girls“ vom oft sehr unterbewerteten Album Jazz.
Insgesamt ein Top-Programm.
Aber die entscheidende Frage bei jeder Queen-Veröffentlichung nach dem Tod von Freddie Mercury ist natürlich die des Frontmannes. Da es – anders als im Fall der Zusammenarbeit mit Paul Rodgers von Queen + Adam Lambert bislang keine Veröffentlichung gab, war dies meine Erstbegegnung mit dieser Version der Rock-Legende.
Seien wir fair und vergessen wir Freddie Mercury für einen Moment. Dann hören wir eine bärenstarke Rockband mit hochklassigem Material, die von einem erstklassigen Sänger angeführt wird. Klasse: ein Genuss – von der ersten bis zur letzten Minute. Das gilt für die Audio-, wie für die Video-Version. Wobei letzterer ein Lob für den ruhigen Schnitt auszusprechen ist, der immer wieder für mehr als drei Sekunden bei einem Motiv bleibt und dem Zuschauer ermöglicht wirklich wahrzunehmen, was er sieht.
Aber:! Natürlich können wir Freddie Mercury nicht so einfach vergessen. Und sowie wir an ihn denken, schrumpft Lambert auf die Größe eines Vorstadt-Entertainers, der einer Queen-Cover-Band vorturnt. Insbesondere, wenn er sich in exotischere Kostümierungen wirft, in denen Mercury auf unnachahmliche Art den Pfau machte, wird er zum Gel-gestylten, tätowierten Jüngelchen, das eher wie eine Karikatur wirkt.
Lambert macht an verschiedenen Stellen den Fehler, Mercury kopieren zu wollen – und das kann nur nach hinten los gehen. Ein Schmankerl fürs Publikum wird für ihn zumindest in der Video-Version zum Todesstoß. Als man bei „Ay-Ohs“ Originalaufnahmen von Freddie Mercury einspielt, wirkt das so, als wenn ein geschmeidiger Panther, eine vorwitzige Hauskatze aus seinem Revier verjagt. Dass Lambert beim folgenden „Hammer to fall“ auch noch in Leoparden-Design-Stretch-Hose auftritt, verdoppelt den Effekt noch.
Und noch zwei Abschluss-Bemerkungen:
Audio- und Video-Version unterscheiden sich durch das Fehlen der beiden Soli (Schlagzeug und Gitarre). Das macht insofern Sinn, als die CD-Kapazität mit nahezu 80 Minuten voll ausgenutzt wurde und die beiden Soli in der Live-Situation sicherlich ihren Reiz gehabt haben, aber nicht unbedingt zu den Sternstunden des Solo-Genres zählen. Dass man nur ihretwegen aus der CD eine Doppel-CD hätte machen sollen, erscheint mir tatsächlich nicht angemessen. (Man hätte allerdings alternativ auch auf die drei oben genannten Songs verzichten könne, die zusammen etwa dieselbe Spielzeit haben, wie die Soli.)
Bei „Fat bottomed Girls“ erscheinen einige knackige Tänzerinnen in extrem kurzen Höschen auf der Bühne. Ein netter Anblick! Das hat aber einen Hintergrund, der die Aktion schal schmecken lässt. Als das Album Jazz Ende der 70er präsentiert wurde, haben Queen einen Skandal ausgelöst, weil sie – passend zu ihrem Song „Bicycle Race“ - 100 splitterfasernackte Damen auf Rennrädern auf die Bühne haben fahren lassen, was deren “fat Bottoms“ natürlich sehr gut zur Geltung brachte. Von einem derartigen Skandal sind die beiden gealterten Queen-Herren natürlich weit entfernt. Der Auftritt 2020 wirkt so skandalös, wie ein Cheerleader-Auftritt, der lediglich Gender-Ideologen, die das Erbe der 50er Jahre Prüderisten anzutreten gewillt sind, aufregen dürfte.
Fazit: Klasse-Rock-Show, die lediglich im Vergleich zum Original schwächelt.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Tear it up | 3:05 |
2 | Now I'm here | 5:06 |
3 | Another One bites the Dust | 3:22 |
4 | Fat bottomed Girls | 5:27 |
5 | Don't stop me now | 4:10 |
6 | I want to break free | 3:34 |
7 | Somebody to love | 5:59 |
8 | Love kills - The Ballad | 4:17 |
9 | I was born to love you | 4:05 |
10 | Drum Battle (nur BluRay) | 2:27 |
11 | Under Pressure | 3:45 |
12 | Who wants to live forever | 4:40 |
13 | Guitar Solo - Last Horizon (nur BluRay) | 10:12 |
14 | The Show must go on | 4:18 |
15 | Love of my Life | 4:13 |
16 | Bohemian Rhapsody | 2:21 |
17 | Radio Ga Ga | 4:23 |
18 | Ay-Ohs | 1:05 |
19 | Hammer to fall | 4:54 |
20 | Crazy little Thing called Love | 4:03 |
21 | We will rock you | 2:29 |
22 | We are the Champions | 4:39 |
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Besetzung |
Brian May (Git, Voc)
Adam Lambert (Voc)
Roger Taylor (Dr, Voc)
Die Band:
Spike Edny (Keys, Voc)
Neil Fairclough (B, Voc)
Tyler Warren (2017-2020) (Perc, Voc <1,4,11,14-22>)
Rufus Tiger Taylor (2011-2016) (Perc, Voc <2,3,5,6,7,8,9,12>)
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