Eddie Van Halen (26.01.1955 - 06.10.2020) – ein Nachruf
Es war etwas völlig Neues, Einzigartiges und Atemberaubendes, das die Rockfans bis dahin so noch nie gehört hatten. Das Debütalbum von Van Halen brachte es allein in den USA auf über 10 Millionen verkaufte Kopien. Bereits das Instrumental „Eruption“, welches eigentlich eine Aufwärmübung für Gitarrist Eddie van Halen vor den Konzerten war, lässt mir sämtliche Nackenhaare zu Berge stehen. Die komplette Platte klingt wie aus einem Guss. Stücke wie „Runnin‘ With The Devil“, „Ain’t Talkin‘ Bout Love“ oder die Kinks-Coverversion „You Really Got Me“ brachten einen neuen Härtegrad in die damalige Musiklandschaft. Man darf nicht vergessen, dass das Album 1978 auf den Markt kam! Die Tapping-Technik wurde hier revolutioniert und perfektioniert. Nach diesem Album war die Hardrock-Welt definitiv eine andere. Und das war unumstritten der Verdienst des Gitarristen Edward Lodewijk „Eddie“ Van Halen, der zusammen mit seinem Bruder und Schlagzeuger Alex, Bassist Michael Anthony und dem Paradiesvogel und Sänger David Lee Roth die gleichnamige Band Van Halen gegründet hatte. Der kometenhafte Aufstieg der Musiker um den Ausnahmegitarristen Eddie Van Halen war von da an nicht mehr aufzuhalten. Mit dem Album 1984 und der dazugehörigen Hit-Single „Jump“ stieß die Band dabei in geradezu astronomische Sphären vor. Die kreative Mischung dieser Besetzung war phänomenal, der Zwist mit dem Exzentriker David Lee Roth auf der anderen Seite vorprogrammiert. Mit dem neuen Sänger Sammy Hagar veränderte sich der Sound von Van Halen. Die Stücke wurden kommerzieller und etliche Hit-Singles wie „Why Can’t This Be Love“, „I Can’t Stop Loving You“ oder „Dreams“ kamen von da an regelmäßig im Radio und zeigten das enorme Gesangspotential von Sammy Hagar. Eine Dauerrotation bei MTV war die Folge, Van Halen waren omnipräsent. Bei dem Album For Unlawful Carnal Knowledge experimentierte Eddie sogar mit einer Bohrmaschine, wie man beim Opener „Poundcake“ deutlich heraushören kann. Sein Signatursolo „316“ ist live auf der Scheibe Live: Right Here, Right Now zu hören und auf der gleichnamigen DVD auch sehr eindrucksvoll zu sehen. Wahrlich ein Ausnahmegitarrist, der bei seinem Solo förmlich mit seinem geliebten Instrument verschmilzt. 1983 spielte er auf dem Michael-Jackson-Song „Beat It“ ein irres, unvergleichliches Solo, bei dem man sämtliche Markenzeichen seines Spiels wiedererkennt. Im Laufe der Jahre gab es noch einige Umbesetzungen, sogar Originalsänger David Lee Roth war ab 2007 wieder mit von der Partie. Dafür musste Bassist Michael Anthony weichen, der von Eddie Van Halens Sohn Wolfgang ersetzt wurde. Dass Licht und Schatten oft sehr nahe beieinander liegen, zeigte die persönliche Seite des Eddie Van Halen. Das Rockstarleben zollte seinen Tribut. Seine Alkoholsucht zwang ihn 2007 zu einer Entziehungskur. Er war zudem noch Kettenraucher, wovon er vermutlich eine Zungenkrebs-Erkrankung bekommen hat. Der 6. Oktober 2020 war Van Halens Todestag, er starb im Alter von 65 Jahren an den Folgen von Kehlkopfkrebs. Für mich war sein Gitarrenspiel immer etwas ganz Besonderes. Auch die Songs sind unvergessen und gehörten für mich in meiner Schulzeit mit dem Live-Album Right Here, Right Now zu meiner musikalischen Realitätsflucht. Ich weiß nicht, wie oft ich das Solo „316“ angehört habe – und immer wieder war ich faszinierend von diesem irren Typen. Leider hatte ich nie die Chance, Van Halen live zu sehen. In den 2000er Jahren waren ein paar Auftritte in Deutschland mit David Lee Roth angesetzt. Letztlich wurden sie alle abgesagt, meine Eintrittskarte musste ich zurückgeben. Was bleibt sind etliche Alben für die Ewigkeit. Rest in peace Eddie – die Musikwelt wird Dich nicht vergessen! Photo-Credit: Carl Lender, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons Stefan Graßl |
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