Stravinsky, I. (Gayot, J.-Chr.)
L'Histoire du Soldat
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Info |
Musikrichtung:
Klassische Moderne Ensemble
VÖ: 28.09.2018
(Harmonia Mundi / Harmonia Mundi / CD / DDD / 2017 / Best. Nr. HMM 902354)
Gesamtspielzeit: 58:05
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KUNSTVOLLE STRASSENMUSIK
Eine Geschichte aus den altrussischen Moritatensammlungen des Volkskundlers Afanassjew inspirierte Igor Stravinsky und seinen Librettisten Charles Ramuz zum Tanz- und Sprechtheater-Stück L'Histoire du Soldat, das 1918 seine Premiere erlebte.
Halb Ballet und halb Schauspiel, das auf Wanderbühnen auch in Kriegszeiten aufgeführt werden sollte, benötigt es nur bescheidene Mittel: Sieben Instrumentatlisten, drei Schauspieler - Erzähler, Soldat, Teufel - und eine Tänzerin (die Prinzessin) sind erforderlich, um die märchenhafte Geschichte auf die Bretter, die die Welt bedeuten, zu bringen.
Es geht um den alten Pakt zwischen Mensch und Teufel: Der Soldat spielt die Geige (ein Symbol für seine Seele), die will auch der Teufel haben und dreht dem Soldaten im Gegenzug ein Zauberbuch an, das unermessliche Reichtümer verheißt, ihn aber am Ende ins höllische Unglück stürzt ...
Mehr noch als die geschickte Bearbeitung Ramuz' hat Stravinskys Musik dem Stück einen dauerhaften Erfolg beschert: Die raue Instrumentierung mit Violine, Kontrabass, Klarinette, Fagott, Cornet à pistons, Posaune und Schlagzeug; der rhythmische Drive, der kunstvolle Mix aus russischer Volksmusik, Gypsy- und Klezmer-Sound, Tango und Waltzer, Choral und Ragtime - all das hat als Vorbild fortgewirkt und klingt nach z. B. in Brecht/Weills "Dreigroschenoper". Auf die ihm eigene Weise gelang es Stravinsky dabei, das Grelle, Karikaturhaft mit dem Poetischen und Melancholischen zu verbinden.
Oft wird aus dem Werk nur die musikalische Suite ohne Worte gespielt. Diese Neuproduktion bringt die ursprüngliche französische Fassung, gesprochen von renommierten Schauspielern und Sprechkünstlern, zusammen mit der Musik. Didier Sandre als Erzähler, Denis Podalydès als Soldat und Michel Vuillermoz als Teufel verleihen mit ihren Charakterstimmer den Figuren Ecken, Kanten und Tiefe, ohne das Stück "zu verkünsteln".
Freilich ist das vor allem eine Aufnahme für Muttersprachler; wer kein Französisch versteht, muss zum Booklet greifen. Das aber bietet nur eine englische Übersetzung (aber es gibt ja auch noch eine sehr gelungene deutschsprachige Aufnahme mit Dominique Horwitz als Sprecher und den Solisten der Berliner Philharmoniker ...).
Sei's drum: Die musikalische Seite der Produktion ist ebenfalls exzellent: Das swingt, groovt, singt und ragtimet ebenso handfest wie virtuos - eine Art geschliffene Derbheit, die so vielleicht nur französische Interpreten - hier: Musiker des "Orchestre de Paris" - hinbekommen.
Zum 100. Geburtstag des Stücks eine mehr als angemessene Würdigung von Stravinskys Genie!
Georg Henkel
Besetzung |
Vuillermoz Michel, Didier Sandre, Denis Podalydès: Sprecher
Philippe Berrod: Klarinette
Giorgio Mandolesi: Fagott
Bruno Tomba: Flügelhorn
Guillaume Cottet-Dumoulin: Posaune
Olivier Charlier: Violine
Bernard Cazauran: Kontrabass
Eric Sammut: Percussion
Jean-Christophe Gayot: Leitung
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