Snorre Kirk
Beat
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Kein Captain Kirk, kein Rahsaan Roland Kirk, sondern hier geht es um den norwegisch-stämmigen Drummer Snorre Kirk. So stellte ich zur letzten Platte noch fest, dass mit dieser Musik „etwas nicht stimmt“, dergestalt, dass sie irgendwie aus dem Rahmen zu fallen scheint. Sie wirkt ganz traditionell, aber ohne die Tradition zu kopieren, sondern ausgiebig zu verwenden. Damit wollte ich ausdrücken, dass Kirk es verstand, gute alte Jazzformen modern zu interpretieren. Und das ist ihm mit Beat, seiner vierten Platte, erneut vortrefflich gelungen.
“Exotica“, ein Auftakt nach Maß, über einem verführerischen Rhythmus, geschmeidig und sehr elegant, dazu mit einigen Latin-Sprenkeln versehen, schmiegt sich das fast schon gehauchte Saxofon, bevor sich dann die Stimmung löst und in ein völliges Latin-Feeling übergeht, “Besame Mucho“ lässt grüßen. Und in diesem Wechsel fließt der Song dahin, und verbreitet Wohlgefallen und gute Laune. So fühlt man sich rasch geborgen in diesem Arrangement voller nuancenreicher Wendungen, und es klingt wie eine singende Säge, wenn sich der Kornettist einbringt, dezent unterstützt vom Klang einer Klarinette. Dieses ist hohe Kompositions- und Arrangierkunst auf kleinem Raum, denn nicht einmal fünf Minuten dauert das Stück.
Erfrischend und belebend swingt die Musik, extrem mitreißend ist “18th & Vine“ mit seinem zeitgemäßem Retro-Charme, die Rhythmus-Abteilung bringt einen unglaublich beherzten Swing-Charakter in diesen Song, hier wird man förmlich mitgerissen, hier nur ein kurzes Arrangement, und wir erreichen trotz der unter 3 Minuten dauernden Spiellänge ein Höchstmaß an Intensität. Und dieses trifft für die ganze Platte zu, ist das längste Stück doch gerade einmal 5:10 Minuten lang. Und dennoch geschieht eine Menge diverser Wendungen, die sehr spannend und originell sind. Und wer es denn gern einmal romantisch möchte, dem empfehle ich dem wunderbaren “Portrait“ zu lauschen.
Innerhalb der Eigenkompositionen hat sich ein Fremdtitel eingeschlichen, das ist “Zanzibar“ von Juan Tizol, dem einstigen Bassisten unter Duke Ellington. Das ist ein nicht sehr oft gehörter Titel, aber da sich Kirk sehr mit exotischen Stücken der Jazzgeschichte befasste, war der Weg zu Tizol (Jede/r dürfte sein “Caravan“ kennen) nicht weit, und “Zanzibar“ fügt sich wunderbar in das Konzept der übrigen luftig-leicht beschwingten Songgestaltung ein. Wie unbeschwert gleitet die Musik auf hohem Niveau dahin und beschert ein großes Hörvergnügen auf diesem stark elastisch-swingenden Untergrund. So ist es beeindruckend, dass man heute, wo vielerorts nach Veränderung und steter Entwicklung gerufen wird, noch solche herrliche Musik als Verbeugung vor dem Gestern vorstellt, eingespielt von erstklassigen Musikern aus dem skandinavischen Raum. Und so wiederhole ich mich (gern): Diese Musik bereitet immense Freude!
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Exotica (4:38)
2 18th & Vine (2:37)
3 Monaco (5:10)
4 Blues Arabesque (4:58)
5 Portrait (5:00)
6 Blues Overture (4:32)
7 Beat (4:34)
8 Zanzibar (written by Juan Tizol) (3:14)
9 Bells, Bells, Bells (4:37)
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Besetzung |
Jan Harbeck (tenor saxophone)
Klas Lindquist (alto saxophone, clarinet)
Tobias Wiklund (trumpet)
Magnus Hjorth (piano)
Lasse Mørck (double bass)
Snorre Kirk (drums)
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