Laura Meade
Remedium
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Laura Meade stammt aus Long Island, sie besitzt einen musikalischen Hintergrund in Verbindung mit dem Musicaltheater. Grundsätzlich schreibt sie sowohl eigene Texte, als auch die Musik. Als Sängerin trat sie in Verbindung mit der Rockband IZZ in Erscheinung und Mitglieder dieser Formation begleiten sie auch auf dieser Soloplatte, Remedium, auf Deutsch in etwa so wie Hilfsmittel, Heilmittel, Rechtsmittel? In welchem Zusammenhang der Albumtitel angewendet werden soll, kann ich nicht nachvollziehen, so dass ich mich darauf verlasse, was meine innere Eingebung mir offenbaren wird, anlässlich des ersten Hördurchlaufs.
Gleich vorweg schicken kann ich jedoch, dass diese Kompositionen absolut jeden Mainstreams stehen, sie sind sehr außergewöhnlich und gewöhnungsbedürftig und nicht sehr zugänglich. So erinnert die Atmosphäre des ersten Songs an einige von Kate Bush, stimmlich jedoch nicht unbedingt. Laura Meade singt hier eher an Tori Amos angelehnt, mit einem Hauch Bush plus eine Spur Regina Spektor vielleicht – letztlich jedoch mit eigenem Ausdruck und Charakter, ein wenig opernhaft gar in einigen Momenten. Nun, dieses Individuelle bezieht sich allerdings in erster Linie auf die Musik.
Was bei "Sunflowers At Chernobyl" wie eine Marimba klingt, dürfte gemäß der Besetzungsangaben jedoch durch die Keyboards erzeugt worden sein, und verleiht der Atmosphäre den Ausdruck einer befremdlichen Welt, nahe einiger avantgardistischer Ausflüge aus dem Bereich einiger Jazzkünstler. So denke ich im Besonderen an komplexe Arrangements von "Escalator Over The Hill", die Jazzoper von Carla Bley. Doch dieser Anspruch ist mit Sicherheit zu hoch gegriffen, denn dahin kommt die gesamte Produktion intellektuell nicht.
Dafür liegt die Besonderheit eher in den auftauchenden Überraschungen, wie, ich bin noch immer beim Opener, dem plötzlich einsetzenden schneidend-scharfen Gitarrensolo von Randy McStine. Recht interessant ist auch das von Ukulele-Klängen durchzogene und dahinhüpfende "Conquer The World", das sich nach etwa einer Minute in swingende Jazz-Gefilde begibt.
Andere Songs sind anderweitig geprägt, drohend dunkel wirkende Keyboards leiten "What I See From Here" ein, mit programmierten Rhythmen wirkt es ein wenig nervig bei "Never Remember", dafür jedoch sehr mystisch und gespenstisch schön scheinend, wenn auf "The Old Chapel At Dusk" nur Piano und Chimes das Geschehen bestimmen. Ein sehr merkwürdiges Instrumentalstück, das allenfalls als Zwischenspiel gedeutet werden kann, weil mir eine eindeutige Aussage und Entwicklung des Ansatzes fehlen, Prädikat „In dieser Form überflüssig“.
Angenehmer puristisch ist auf jeden Fall "Home Movies", Gesang und Ukulele, die ein Quäntchen Folk widerspiegeln und ähnlich, anders instrumentiert, wie es "Your Way" auch angenehm zeigt.
Einer der für mich interessantesten Songs ist "Dragons", mit gut elf Minuten Länge, zu Beginn Folk versprechend, und dann alsbald in totale Schräglage verfallend, bevor die Harmonie in verschiedenen Ausprägungen wieder greift. Hier ist es gelungen, ein hervorragendes und sehr abwechslungsreiches Arrangement zu schaffen, Abwechslung, die stellvertretend für die Musik der ganzen Platte steht. Schließlich ist dieses keine Platte für oberflächliche Hörer, aber alle jene, die sich abseits des Mainstreams etwas Neues anhören möchten, seien hiermit herzlich eingeladen. Ist das Album also doch ein Heilmittel? Eines, das schlechten Musikgeschmack lindern kann? Noch Zögernde sollten sich jedoch ggf. erst einmal in homöopathischen Dosen nähern
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Sunflowers At Chernobyl
2 Conquer The World
3 What I See From Here
4 Never Remember
5 The Old Chapel At Dusk
6 Dragons
7 Home Movies
8 Your Way
9 Every Step
10 Irradiation
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Besetzung |
Laura Meade (vocals, piano, chimes)
John Galgano (bass, keyboards, drums, drum programming, ukulele, acoustic guitar)
Randy McStine (electric guitar)
Brian Coralian (drums)
Greg Meade (electric guitar)
Paul Bremner (electric guitar)
Greg Dimiceli (drums)
Jason Hart (string arrangement, keyboards)
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