Ralf Steinbacher
Raincoat Days
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Ralf Steinbacher stammt aus Aschaffenburg, geboren dort im Jahre 1970, und lebt heute in Augsburg. In den neunziger Jahren hatte sich der Musiker dem Blues gewidmet, es gab Plattenveröffentlichungen mit einer Band namens The Bootlegin' Hobos. Nach weiteren Bluesjahren änderte sich etwa 2012 die Ausrichtung hin zum Genre Singer/Songwriter.
Raincoat Days, ein Titel, der darauf hindeutet, dass die nicht so sonnigen Seiten des Lebens betrachtet werden könnten. Und so heisst es bereits im Eröffnungstitel im Text: “We ain’t the tough guys we would like to be, I haven’t seen you for quite a while …...” Steinbacher berichtet hier von guten alten Zeiten und zwei engen Freunden, mit denen er so manches unternahm, bestimmte Musik hörte usw... Doch was aus ihnen wurde, lässt der Text offen. Insofern strahlt dieser Rückblick auf schöne Tage sehr viel Wehmut aus, und dieses ist ein Gefühl, dass sich gerade bei Regenwetter verstärken kann. Man kann es nachvollziehen, wenn man ähnliche Erlebnisse hat und ähnliche Gedanken entstehen. Insofern ein guter Einstieg, bei dem man sich sogleich beteiligt fühlt. Wie man den Zeilen auch entnehmen kann, sind sehr viele autobiografische Fakten verwendet worden.
Wie mir Ralf mitteilte, wurde das Foto für das Cover in Ostfriesland aufgenommen, und bei Regenwetter können hier entsprechende Stimmungen recht stark aufs Gemüt schlagen.
“I love the smell of raincoat days, I love the autumn wind when it’s kissin‘ my face, and I love the leaves in the trees when they turn yellow and red, I love late September Sunday mornings when we don’t get out of bed.” (“Raincoat Days”). Und so zieht sich eine gewisse Herbst-/Winter-Stimmung durch das ganze Album, behaftet mit einer Menge Melancholie. “Joni“ ist eine Liebeserklärung an Joni Mitchell, der Tod von Lou Reed wird betrauert,
“This morning I passed the small coffee shop, That’s just halfway down the street, I’ve lived here for 15 years, I’ve been there only once or twice though the place is neat, Today the shop was closed someone’s dropped a note, The owner had died of cancer, I hadn’t even asked a question but I just got an answer, I know I know I know that things are gonna change”. Auch “Turn Of The Tide” trägt also eher traurige Züge, und insofern erinnert mich die gesamte Atmosphäre recht häufig an jene, die Nick Drake einst mit seinen Songs ausdrückte. Cover und Musik passen eindeutig. Die Ausnahme bildet die offensichtliche Liebeserklärung an die Lebenspartnerin, “Next To Nothing“. (“I know next to nothing, I know I need you, I know next to nothing, but I know I love you.”)
Die überwiegend akustische angelegte musikalische Umsetzung rundet die Stimmung sehr gut ab, nur zum gesanglichen Vortrag erlaube ich mir Kritik anzubringen. Grundsätzlich wird durch die Stimme die Atmosphäre gut eingefangen, mit eher melancholischen und zurückhaltend wirkenden Tönen, doch habe ich bei einigen Songs den Eindruck, dass der Protagonist zu viel Text in die jeweiligen musikalischen Abschnitte hineinpackt, der Gesang wirkt dann gehetzt und getrieben von der Absicht, alles noch unterbringen zu wollen. Leider ist dieses bei “Next To Nothing“ auch der Fall, es gibt jedoch auch andere Beispiele, wo es besser passt.
Zudem wirkt der Gesang nicht immer sicher, lediglich im Vibrato des Ausklangs einer Zeile gelingt es gut, doch während der Hauptvorträge spüre ich diese gewisse Unsicherheit, die vielleicht auch nur mir auffällt.
Als Fazit stelle ich fest, dass ein Album mit sehr sympathischer und persönlich geprägtem Ausdruck entstanden ist, und das Thema der Platte sehr gut abgebildet wurde, und das auf sehr unspektakuläre und sehr angenehm ruhige Art und Weise.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 My Oldest Friends
2 Raincoat Days
3 Morning Sky
4 Joni
5 Next To Nothing
6 Lou Reed Passed Away
7 Turn Of The Tide
8 We Are Young
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Besetzung |
Ralf Steinbacher (acoustic guitars, ukulele, lead & background vocals)
Micha Herrmann (piano, Rhodes, background vocals)
Andi Sechser (acoustic & electric bass)
Nick Herrmann (drums)
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