Skyclad
The wayward Sons of Mother Earth
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Skyclad sind ein Monolith in der Rock-Geschichte. Eine „Schule“ haben sie allerdings nie gebildet. Vielleicht liegt es an der überlebensgroß prägenden Gestalt von Martin Walkyier, der die Band mit seiner Persönlichkeit musikalisch und textlich so stark geprägt hat, dass es kaum „Schüler“ gibt, die unübersehbar an die Band anknüpfen, wie das bei Maiden, Sabbath, Priest, Dream Theater der Fall ist. Die Folge: Skyclad sind massiv unterbewertet. Auf sie wird in der Rock- und Metal-Presse so gut wie nie Bezug genommen. Immerhin werden jetzt die ursprünglich bei Noise erschienen Alben neu veröffentlicht. Am Anfang steht das Debüt The wayward Sons of Mother Earth von 1991.
Peitschende Gitarren, treibende Drums und der harte Ansatz verankern Skyclad eindeutig im Metal, aber ihre Soundästhetik spricht auch eine andere Sprache. Die unbarmherzige urbane Härte ihres im Thrash wurzelnden Sounds wird durch folkige Wärme und - fast möchte man sagen „Zärtlichkeit“ – auf ein neues Level gehoben. Dabei sind eher im Folk verankerte Instrumente wie Flöte und Fiddle zwar eingebunden, aber weder allein noch primär für den Folk-Aspekt zuständig. Sie werden auch durchweg von Gastmusikern eingebracht. Zum ersten Mal richtig im Zentrum steht die Fiddle beim „Widdershin Jig“.
Zu dem folkigen Ansatz passe die Texte, die der sogenannten zivilisierten Welt ein deutliches Misstrauen entgegen bringen, dafür immer wieder das Lob des edlen unverdorbenen Wilden singen und einem paganen Glauben mit Hoffnung begegnen. Das wird unter anderem in der Fist-in-the-Air Bandhymne „Skyclad“ deutlich.
Wer die Band erst einmal von ihrer krachenden Seite her erleben will, schiebt das energetische „Cradle will fall“ oder den „Trance Dance“ in den Player. Ruhiger werden Skyclad zum Ende des Albums. „Moongleam and Meadowsweet“ ist ein fast mönchisch sakraler Akustik-Song, den Graeme English auf der Akustikgitarre ausklingen lässt. Das finale „Terminus“ nimmt diese ruhige Sakralstimmung erst einmal auf, bricht nach dem ersten Drittel wieder in typische Skyclad Power aus und schlägt so den Bogen zu dem Opener „Sky beneath my Feet“, der die Geschichte des Rattenfängers von Hameln zu peitschenden Thrash-Gitarren erzählt.
Ein dermaßen vielversprechendes Debüt, dass kaum damit zu rechnen war, dass Skyclad noch deutlich mehr halten würden. Der Re-Release kommt im Digipack mit Booklet und Liner Notes, aber – in diesem Fall besonders bedauerlich – ohne Texte. Boni gibt es auch nicht. Aufgrund der fehlenden Texte würde ich in diesem Fall die Originalausgabe vorziehen. Dort waren sie, wenn auch in Augenarzt-freundlicher Größe abgedruckt.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Sky beneath my Feet | 5:41 |
2 |
Trance Dance | 5:29 |
3 |
A Minute Piece | 1:10 |
4 |
The Widdershins Jig | 3:40 |
5 |
Our dying Island | 7:07 |
6 |
Pagan Man | 1:00 |
7 |
Cradle will fall | 6:26 |
8 |
Skyclad | 5:01 |
9 |
Moongleam and Meadowsweet | 4:35 |
10 |
Terminus | 6:38 |
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Besetzung |
Martin Walkyier (Voc)
Steve Ramsey (Git)
Graeme English (B, Klassik Gitarre)
Keith Baxter (Dr, Perc)
Gäste:
Rog Patterson (Keys, Flöte)
Joe Caprani (Voc <6>)
Mike Evans (Fiddle)
Dominic Miller (Klassische Lead Git <9>)
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