Kellermensch
Goliath
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Das hätte ich nicht gedacht, dass wir noch einmal ein neues Album der Dänen Kellermensch zu hören bekommen. Das bärenstarke, selbstbetitelte Album erschien bereits 2009. Eine lange Zeit, in der man die Band fast vergaß. Doch damit ist jetzt Schluss. Vor ein paar Monaten erschien Goliath bereits in unserem Nachbarland im Norden, jetzt auch bei uns.
Was Kellermensch zu Debützeiten auszeichnete, ist glücklicherweise immer noch da: das Melancholische einer (ursprünglichen) Gothic-Rock-Band, die kühle Erhabenheit eines Nick Cave, das Avantgardistische der Einstürzenden Neubauten, das melodische Gespür einer Indie-Band und die manische Getriebenheit, die einer Band wie Neurosis zur Ehre gereichen würden. Wobei Letzteres nicht mehr derart intensiv zu Tage tritt. Denn die rabiaten Brüche, wie sie alte Songs immer wieder vorweisen konnten, gibt es dieses Mal nicht mehr so krass zu hören. Überhaupt klingen Kellermensch anno 2017 auch ein Stück gemäßigter.
Was allerdings nicht heißen soll, dass man es mit reinem „easy listening“ zu tun hätte. Gerade textlich geht es oft deftig und abgründig zu. „The Pain Of Salvation“ ist pure Selbstkasteiung – auch wenn sie im Gewand einer eingängigen Rocknummer daher kommt. Dynamik wird hier groß geschrieben. Die Band um Sebastian Wolff zeigt, dass es nicht immer grollende Sounds braucht, um intensive Songs zu schreiben (den Spruch vom „weniger ist mehr“ verkneife ich mir aber mal…). Generell klingt Goliath in klanglicher Hinsicht aber verhältnismäßig „leicht“, ohne seicht zu werden.
Der Vortrag macht den Unterschied zum 08/15-Rock. Aber gerade hinten raus drehen Kellermensch noch etwas an der Lärmschraube, was den düsteren „Noir-Rock“ aufpeppt. Aber am Ende sind es die Songs und nicht nur der Sound der zählen. Und in dieser Hinsicht hat die Band ein paar spitze Pfeile im Köcher. Das poppig treibende „Bad Sign“ (klingt fast wie Muse in düster), das intensiv aufbauende „Atheist In A Foxhole“, „Remainder“, bei dem der Sound des Debüts etwas stärker aufploppt oder das ruhig beginnende „Lost At Sea“ sind allesamt aufregende Songs, wie sie wohl nur Kellermensch schreiben.
Ganz so überraschend wie das Debüt der Band ist Goliath nicht ganz. Aber etwas Besonderes sind Kellermensch nach wie vor. Comeback also doch gelungen!
Mario Karl
Trackliste |
1 | Bad Sign | 3:24 |
2 |
The Pain Of Salvation | 4:47 |
3 |
Atheist In A Foxhole | 4:34 |
4 |
Mediocre Man | 4:50 |
5 |
Remainder | 4:02 |
6 |
All That I Can Say | 2:34 |
7 |
Carrying My Name | 2:39 |
8 |
Lost At Sea | 4:31 |
9 |
Moth | 2:26 |
10 |
How To Get By | 3:11 |
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