Die Entwicklung der isländischen Band Sólstafir ist äußerst bemerkenswert. Gestartet als garstige Black-Metal-Band fand man sich vor drei Jahren mit dem Doppel-Album Svartir Sandar irgendwo im exzentrischen Postrock wider. Der neueste Streich Ótta geht noch einen Schritt weiter. Komplett jenseits aller Genreschubladen ist man heute noch viel mehr eine atmosphärische Rockband als je zuvor.
Und was soll ich dazu sagen? Eine tolle Entwicklung! Ótta ist nämlich feine Platte geworden. Metal gibt es nur noch rudimentär zu hören, Atmosphäre und schöne Melodien stehen eindeutig im Vordergrund. Sólstafir lassen sich dabei Zeit, ihre Ideen in den einzelnen Songs zu entwickeln. Allerdings kommt zu keiner Sekunde Langeweile auf und obwohl musikalisch einiges passiert, verliert man beim Hören nicht den Faden.
Konsequenz sind äußerst durchdachte und doch leichtgängige Ohrenschmeichler wie die Eröffnung „Lágnætti“ oder „Nón“. Die Musik lebt dabei von ihrer Natürlichkeit. Auch bei Sólstafir klingt die Naturverbundenheit, die man isländischen Bands immer wieder nachsagt, zweifelsohne durch. Die Bildhaftigkeit der Platte ist enorm. Trotzdem findet man darin mehr als bloß weit ausgelegte Klangteppiche. „Miðdegi“ ist trotz - oder vielleicht gerade wegen - seines wavig blubbernden Rhythmus straighter Rock, während „Damál“ ganz selbstbewusst poppigen Gesangslinien Platz macht.
Die Band steht also nicht still und es gibt auf diesem stimmungsvollen Album voller elegischen Melodien jede Menge zu entdecken. Auflegen und abtauchen!