Steven Wilson ist für mich der ideale Kandidat für die Antwort auf die Frage nach einem der am stärksten überbewerteten Künstler. Das ging mir bereits mit verschiedenen seiner Projekte und Bands so und trifft besonders auf Grace for Drowning zu.
Dazu passt das CD-Cover bestens. In einer im Sonnenuntergang liegenden Landschaft ist so gut wie nichts zu erkennen. Ein grau auf schwarz gezeichneter Boden weist so etwas wie Ackerfurchen auf. Alles andere bleibt ein optischer Brei. Dahinter verglüht die Sonne im stimmungsvollen Orange.
So ähnlich klingt auch die ewig lange Doppel-CD. Ein überwiegend düsterer Soundbrei wälzt sich recht gleichförmig durch die Ohren, mehr depressiv, als progressiv. Darüber schweben einige Lichtblicke. So tun die jazzigen Piano Parts, die in „Sectarian“ eingewoben werden, einfach gut. Ähnliches gilt für die Piano-Miniatur „Belle de Jour“. „Track One“ erinnert bevor die Drums dazwischen donnern vom Sound her kurz an alte Genesis. „Deform to form a Star“ ist eine schöne, sich soft dahinschlängelnde Nummern, deren Banalität auf der Strecke von fast acht Minuten aber Überdruss erzeugt.
Das frickelige „Part of me“ steigert sich recht wild und ist dabei mehr Jazz als Prog, der mit viel Saxofon vor einer donnernden Kulisse aus Gitarren und Schlagzeug endet.
Metal-Elemente finden sich auf Grace for Drowning nur noch gelegentlich. Dafür ist der Jazz-Anteil deutlich hochgefahren. Das macht die Scheibe leider nur bedingt interessanter.
CD 1
1 Grace for Drowning (2:06)
2 Sectarian (7:41)
3 Deform to form a Star (7:50)
4 No Part of Me (5:44)
5 Postcard (4:28)
6 Raider Prelude (2:23)
7 Remainder the Black Dog (9:26)
CD 2
1 Belle de Jour (2:59)
2 Index (4:48)
3 Track One (4:15)
4 Raider II (23:19)
5 Like Dust I Have Cleared From My Eye (8.00)