Vinyl-Freunde hören ja gerne mal etwas genauer hin - sagt man. Deswegen ist es auch passend, dass Radio Burroughs sich auf dieses vermeintlich altmodische Format eingeschossen haben und ihre Musik nur auf schwarzen Scheiben veröffentlichen. Denn auch bei dieser Band sollte man etwas genauer zuhören. Das Quintett steht nicht auf den vordergründigen Aufschrei, sondern bastelt seine Songs subtiler zusammen.
Musikalisch klingt man stark nach Indierock mit fein ziselierten Gitarren, die so unaufgeregt und doch so filigran klingen. Kraftmeierische Powerchords braucht hier keiner. Der Rhythmusteppich lässt auch Erinnerungen an alte Postpunk-Tage nach oben kommen. Das Zusammenspiel der beiden Komponenten klingt wunderbar und nach einer gut verschmolzenen Einheit. Aber erst der Gesang gibt dem Ganzen eine Richtung und eine Stimmung. In fast erzählerischer Manier gibt Janette Bielau ihre melancholischen Texte zum Besten und sorgt dafür, dass die Stücke nicht nur als ruhiger Fluss dahin treiben, sondern auch mal aufmüpfiger, ja fast aggressiv werden.
In Sachen Songwriting bricht man geradewegs aus dem üblichen Strophe-Refrain-Strophe-Schema aus und geht eigene Wege. Das sorgt dafür, dass man dem Ganzen beim ersten Hören noch etwas unbeholfen gegenüber steht. Denn geradewegs und ganz plakativ „Hit!“ schreit kein Lied. Die Werbeabteilung spricht hier von „schroffer Unaufdringleichkeit“ und besser könnte man den Sound von Radio Burroughs auch gar nicht umschreiben. Jetzt wartet die Band nur noch auf Hörer, die genau das an Musik zu schätzen wissen.