Born Crain
Anatomy
"Steckdosenbefruchter"...
... ist angeblich das deutsche Lieblingswort des Belgiers Born Crain (Born Meirlaen). Mit seinen ersten beiden Alben Fools Rush (2006 noch als ReBorn) und The Pleasure of your Company (2008) erreichte er in seiner Heimat immerhin die Plätze 10 und 30, einige Singles knackten sogar die Top Ten. Sein neues Album Anatomy erschien in seiner Heimat bereits im vergangenen Jahr, bei uns mit ein wenig Verspätung im Oktober 2011. Es bleibt abzuwarten, ob sich Born Crain hierzulande ebenso verkauft wie in Japan, wo sich sein Debütalbum unter dem Titel Walking in the Sun über 50.000 Mal verkaufte und der gleichnamige Titelsong bis auf Platz 2 in den japanischen Airplay-Charts stieg.
Anatomy "hat keine wirklich Message, die ich da rauspusten will", gibt Crain zu verstehen. Statt dessen sucht er Begegnungen mit Menschen außerhalb Flanderns in der großen, weiten Welt. Gemeinsam mit seinen selbsterkorenen Vorbildern Supertramp, Fleetwood Mac und Billy Joel, oder auch gemeinsam mit Paul Young ab dem 06. Oktober auf Deutschland-Tour.
Was das geneigte Publikum dort zu hören bekommen wird ist durchaus mondäner Pop, wobei das beim Opener Tell the World" und dem nachfolgenden"Calling all Cars" bedeutet: Gitarrenpop amerikanischen Zuschnitts, allerdings mit einem Gespür für eine eingängige Melodie, die nicht ins Banale abrutscht. "Wishlist" und "This is me" (u.a.) hingegen sind mir dann doch zuviel Billy Joel, solche Dinge löst Crains Landsmann Sioen deutlich intelligenter und eigenständiger.
Nachdem "John Travolta" wiederum american pop war kommt mit "Get by" einer der besten Songs auf dem Album Anatomy, ein irgendwie ruhiges und zugleich funkiges Soulstück, bei dem Born Crain allerdings ein ausgeprägtere Stimme (vielleicht Jamiroquai?) fehlt. Doch auch im Folgenden kann Crain diesen Kreativitätsschub nutzen, auch wenn nach dem furiosen Gitarrenriff am Beginn von "Changing History" der Song noch einmal kurz verflacht, bevor er im Refrain dann doch noch einmal Kraft bekommt. Um so ruhiger kommt "New York Lady" daher: Viel Bombast, viel Kitsch - aber trotzdem irgendwie schön...
... und nach etwas musikalischem Gepklänkel folgt dann das Highlight: "Hots for you". Über zehn Minuten Musik. Die meiste Zeit über akkustisch. Ein furioses Improvisationsgewitter von Piano, Gitarre und Schlagzeug. Freie Assoziationen quasi. Klasse. Energeiegeladen. Warum erst so spät? Denn bis genau hierhin wirkte Anatomy einfach nur brav und so gekonnt wie ebenso langweilig. Die spannend klingende Instrumentierung ging nahezu unter im seichten Pop, auch wen die Melodien durchaus ihren Reiz hatten... Wenn Born Crain so wie in "Hots for you" auf der Bühne klingt wird niemand mehr Paul Young hören wollen. Das Album selber ist dank gelegentlicher Highlights und manch guter Einfälle gerade noch oberes Mittelmaß.
Andreas Matena
Trackliste |
1 | Tell the World | 3:17 |
2 |
Calling all Cars | 4:05 |
3 |
Wishlist | 3:22 |
4 |
John Travolta | 3:45 |
5 |
This is me | 3:20 |
6 |
Get by | 3:29 |
7 |
Negotiate | 3:19 |
8 |
Changing History | 4:13 |
9 |
New York Lady | 4:11 |
10 |
Last Thing | 3:23 |
11 |
Wondering about | 3:28 |
12 |
Hots for you | 10:25 |
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Besetzung |
Born Meirlaen: piano, vocals
Jeroen Swinnen: keys, vocals
Wouter Van Tornhout: drums
Wouter Berlaen: bass
Ward Snauwaert: guitars
Jeff Assy: cello
Pieter Kindt: trombone
Joachim Vanhoecke: trumpet
Donna Corda String Ensemble
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