Musik an sich


Reviews
Schubert, F. (Padmore - Lewis)

Die schöne Müllerin


Info
Musikrichtung: Romantik Lied

VÖ: 20.08.2010

(Harmonia Mundi / Harmonia Mundi / CD / DDD / 2009 / Best. Nr. HMU 907519)

Gesamtspielzeit: 74:18



TRAGISCHER ABGESANG

Nach der „Winterreise“ folgt mit der Schönen Müllerin der zweite Teil des Schubert-Triptychons von Mark Padmore und Mark Lewis. Und wie schon bei der Vorgängereinspielung überzeugt die Mischung aus feiner, lyrischer Tongebung und elegischer Emotionalität. Padmore verkörpert mit seinem hohen noblen Tenor geradezu ideal den Typus des romantischen Jünglings: schwärmerisch und verletzlich auf der einen Seite, leidenschaftlich und, wenn es sein muss, auch draufgängerisch auf der anderen Seite. Dass er Brite ist, hört man hier zwar deutlicher als bei der „Winterreise“, der leichte Akzent irritiert aber nicht nachhaltig.

Anders als Werner Güra, der 1999 bei Harmonia Mundi einen Schubert-Zyklus begonnen hat, welcher sich durch eine minuziöse Nachzeichnung der ständig wechselnden Gestimmtheiten auszeichnet, gestaltet Padmore die zwanzig Lieder vom desolaten Ende her. Gegen die ‚emotionale Fieberkurve’ setzt er seinen tragischen Abgesang in 20 Stationen. Schon über dem optimistischen Aufbruch („Das Wandern ist des Müllers Lust …“) liegt in Padmores Interpretation ein Schatten, der sich zunehmend vertieft. Dieser Weg ins Dunkle führt durch Ratlosigkeit („Wohin?“), wieder aufflammenden Optimismus und zunehmende Desillusionierung und Weltverdrossenheit („Die böse Farbe“) zum (ersehnten? geträumten?) Tod durch Ertrinken („Des Baches Wiegenlied“).
Das geht zwar etwas auf Kosten des individuellen Charakters der einzelnen Lieder, wirkt in der Gesamtdramaturgie aber schlüssig. Das finale „Wiegenlied“, gestalten der Sänger und sein Begleiter höchst spannungsvoll in hingebungsvoller, somnabuler Langsamkeit und verleihen ihm somit die nötige Schwerkraft eines „Finales“.
Paul Lewis lässt das Instrument in dieser Einspielung durchgängig mit gleichsam gedämpfter Stimme – sotto voce – sprechen. In diese Grundierung aus dunklen, gedämpften Farben sind auch die höheren Lagen eingeschmolzen. Dieses altmeisterliche Farb- und Lichtspiel sekundiert stimmig Padmores Gesang und trägt einen wesentlichen Teil zur Integrität dieser „Müllerin“ bei.



Georg Henkel



Besetzung

Mark Padmore: Tenor
Paul Lewis: Klavier


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