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Ustvolskaya, G. (Liebner)
Sämtliche Klavierwerke
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Info |
Musikrichtung:
Neue Musik Klavier
VÖ: 25.09.2009
(Neos / Codaex 2 SACD hybrid / 2008 / Best. Nr. NEOS 10904/05)
Gesamtspielzeit: 89:22
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UNBESTECHLICH
Unbestechliche Strenge, geschult an alten (Bach) und neuen (Shostakovitch) Meistern, kennzeichnet das schmale, eigenwillige Oeuvre von Galina Ustvolskaya (1919-2006). Jede Note, die die russische Komponistin geschrieben hat, scheint ebenso innerer musikalischer Notwendigkeit wie äußerer kompositorischer Inspiration entsprungen. Die tiefreligiöse Komponistin sprach bei ihren schöpferischen Phasen von einem „Gnadenzustand“.
Die klare formale Anlage, die barocke kontrapunktische Formen (z. B. Fugen) mit freier Chromatik verbindet, entspricht in keinster Weise den pathetisch-optimistischen Hohlformeln des geforderten „sozialistischen Realismus“. Ustvolskaya war eine komponierende Dissidentin. Ihre Stimme wurde auch im Westen erst spät gehört. Dort aber traf die eigenwillig elementar wirkende Musik auf offene Ohren.
Der düstere, wuchtige Ernst ihrer Klaviermusik nimmt den Hörer in der Neueinspielung von Sabine Liebner sofort gefangen. Wie atonale Bach-Echos nehmen sich noch die 12 Präludien von 1953 aus, ein Zyklus, der von ähnlichen Werken ihres Lehrers Schostakovitch angeregt wurde. Aber schon hier bestechen das eigenwillige harmonische Gleichgewicht und die konzise motivische Arbeit. Dabei umkreist Ustvolskaya meist einige wenige Töne und baut daraus kleine chromatische Zellen, die sie miteinander verbindet.
Die Musik wirkt oft nackt, auf ihr Substrat reduziert - lange Passagen sind nur ein- oder zweistimmig. Diese Klänge sagen einem nicht, wie man sich fühlen soll (anders als die Werke der romantischen Ära). Dennoch geht eine stark expressive Wirkung von ihnen aus. Auffällig ist in den 6 Klaviersonaten der oft abrupte Wechsel der Dynamik von einem Abschnitt zum Nächsten: Massivität und Zartheit begegnen sich auf engstem Raum. In der 5. Sonaten folgen perkussive Klänge von bedrängender physischer Direktheit und entrückte, manchmal fast ausgeblichen wirkende Pianissimopassagen unvermittelt aufeinander. In den Stücken der späten 1940er Jahre vermag man noch stärker die Echos der Tradition zu erkennen. In der letzten Sonate von 1986 gibt es dagegen fast nur noch heftig geschlagene Clusterfelder, die von abgründigen Pausen durchsetzt sind. Elementar und erschreckend zugleich. Ein Ballett für Felsbrocken. Ein Totentanz.
Sabine Liebner widmet sich dieser so konzentrierten Musik mit kraftvoller Ruhe und sensibler Präzision (auch noch bei den massivsten Tonballungen spielt sie die Musik). Ein überzeugendes Plädoyer für eine querständige Komponistin des 20. Jahrhunderts.
Georg Henkel
Trackliste |
SACD I
12 Präludien 20:54
Klaviersonate Nr. 1 9:12
Klaviersonate Nr. 2 10:03
SACD II
Klaviersonate Nr. 3 17:20
Klaviersonate Nr. 4 9:44
Klaviersonate Nr. 5 16:00
Klaviersonate Nr. 6 6:09
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Besetzung |
Sabine Liebner: Klavier
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