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Masters of Reality

Pine/Cross Dover


Info
Musikrichtung: Stoner/Psychedelic/Hard Rock

VÖ: 21.08.2009

(Brownhouse Records/Mascot/Rough Trade)

Gesamtspielzeit: 51:48

Internet:

http://www.mastersofreality.com
http://www.myspace.com/mastersofrealityofficial


Chris Goss, der Mann der Kyuss und den Queens of the Stone Age und damit dem Stoner Rock seinen Sound gab. Aber nicht nur als Produzent eilt ihm ein ausgezeichneter Ruf voraus. Auch mit seiner eigenen Band Masters of Reality genießt er regelrechten Kultstatus und er gilt mit ihr als Inspirator der Wüstenrockszene. Sogar Cream-Schlagzeuger Ginger Baker gehörte kurze Zeit zur Band, die allerdings eher ein Soloprojekt ihres Sängers und Gitarristen mit wechselnden Mitmusikern ist, bei dem Schlagzeuger John Leamy eine längere Konstante ist. Lange war es ruhig um den Koloss mit der samtenen Stimme. Zwar erschein vor fünf Jahren Give us Barabas, aber dies war nur als Kollektion gesammelter Überbleibsel zu verstehen. Das letzte reguläre und wunderbare Studioalbum Deep in the hole erschien bereits 2001.

Kein Wunder, dass die Fangemeinde gespannt auf die Fortsetzung der Masters of Reality-Geschichte wartete. Mit Pine/Cross Dover liegt endlich die aktuelle Studio-CD vor. Und man merkt es, dass Chris Goss sich nichts mehr beweisen muss und einfach ungeniert für sich selbst nach Lust und Laune musiziert. Irgendwelche ihm angeheftete Szenezugehörigkeiten gehen ihm am Allerwertesten vorbei und so ist auch der neueste Streich ziemlich bunt und auch opulent geworden. Als klangliche Basis dienen nach wie vor bezogene Inspirationen von Led Zeppelin, Cream, CSN&Y oder den Beatles. Zum rhythmusorientierten Riffrock gesellen sich dieses Mal noch Stilelemente von Mahavishnu Orchestra und Public Image Ltd, wie beim einlullenden „Worm in the silk“, das man schon als regelrechten Dub-Bass-Track bezeichnen könnte, der trotz roboterhaften Riffs einen psychedelischen Klangkokon um den Hörer legt.

Auf Pine/Cross Dover ließ Chris Goss auch erstmals seiner Improvisationslust in reinen Instrumentalstücken freieren Lauf. Bei „Johnny’s dream“ wird über einen psychedelischen Klangteppich soliert und das abschließende „Alfalfa“ ist nichts anderes als die Aufnahme einer hemmungslosen Jamsession, bei der mit Sicherheit ein süßlich rauchiger Duft in der Luft lag. Ansonsten stehen die restlichen Nummern, trotz der einen oder anderen hintergründigen Spielerei, recht deutlich in der Tradition des typischen Masters-Sounds mit schneidigen Gitarrenriffs, treibenden Rhythmen und klassischen Rocksongs, die ständig in Richtung Stoner tendieren. Der düstere Hang von „Down in a hole“ ist allerdings einer neuen klanglichen Positivität gewichen, selbst wenn die Texte immer wieder den Untergang zelebrieren. Klanglich schlägt sich das nicht selten in kantigem und leicht funkigem Power Rock nieder, wie ihn Led Zeppelin zu Presence-Zeiten schufen. Man höre nur „Rosie’s presence“ oder das fast schon tanzbare „Always“. Während „The whore of New Orleans“ ein art Kiffer-Blues darstellt, klingen „Testify to love“ und der Eröffnungstitel „King Richard TLH“ mit ihren melodischen Gesangslinien dagegen regelrecht beschwingt.

Geboten wird auf dem als zweiteiliges Album angelegten Pine/Cross Dover (wobei man von diesem Konzept gar nichts spürt) so einiges, wobei nicht jeder Song auf Anhieb wirklich zündet. Manche gar nicht. Dafür wächst diese CD mit der Zeit. Aber ob sie die stattliche Höhe der auf dem Cover abgebildeten Pinie erreicht ist fraglich, sollte aber vielleicht nicht ausgeschlossen werden, da es immer wieder neue Facetten und Details zu entdecken gibt. Eines merkt man aber zweifelsohne: Pine/Cross Dover ist eine Herzensangelegenheit eines Freigeists, in der jede Menge Leidenschaft steckt. Die Bewertung mit 14 von 20 Zählern ist somit als eine Art Zwischenbilanz zu verstehen.



Mario Karl



Trackliste
1King Richard TLH4:20
2 Absinthe Jim And Me3:03
3 Worm In The Silk4:24
4 Always3:24
5 Johnny's Dream4:38
6 Up In It3:44
7 Dreamtime Stomp4:00
8 Rosie's Presence3:13
9 The Whore Of New Orleans4:43
10 Testify To Love4:17
11 Alfalfa12:08
Besetzung

Chris Goss (Vocals, Guitars, Bass, Keyboards)
John Leamy (Drums, Keyboards, Guitars)


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