Kiss
Sonic boom
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Auch wenn die Kiss-Maschinerie die letzten Jahre so gut wie nie stillstand, lehnte es die Band lange öffentlich ab neues Songfutter abzuliefern. Lieber tingelte man als Rockdinosaurier mit seiner Oldieshow durch die Lande. Zuletzt 2008 auch in unseren Breitengraden. Aber jetzt ist es soweit: Nach elf Jahren gibt es tatsächlich ein neues Kiss-Studioalbum! Das Geschrei von Gene Simmons im Vorfeld war natürlich groß, als er das neue Machwerk Sonic boom vollmundig in die Reihe der Klassikeralben der 1970er Alben stellte. Aber man muss es zugeben, vom Sound her ist die Band sogar ziemlich nahe dran. Denn der maskierte Vierer bietet auf dem Langdreher genau das, wofür die Band bekannt wurde. Nämlich einfache und geradlinige Rocksongs, die keinen überfordern und die Mundwinkel schnell nach oben zeigen lassen.
Dazu noch ein Bierchen oder ein paar Kippen, ein Auto mit offenem Verdeck mit viel Chrom und die Ballkönigin auf dem Beifahrersitz. Fertig ist der Rock ´n Roll-Traum. Und Kiss verkörpern diesen auch noch (oder wieder) im Jahre 2009 mit Songs wie „Never enough“ oder „Say yeah“. Vertont ohne Streicher, Tröten oder Zirkusbrimborium, sondern Kiss pur, ohne Netz und doppelten Boden sozusagen. Einfacher Hard Rock ohne Schnörkel und angeberischen Effekten und vor allem ohne Balladen, wie sie Paul Stanley zuletzt auf seinem Soloalbum vorgelegt hat. Ganz im Gegenteil. Denn er hat als Produzent von Sonic boom für einen ordentlich knackigen Sound gesorgt, welcher passender und klassischer nicht sein könnte.
Dabei lockt das Album den Hörer mit dem Eröffnungssong „Modern day Delilah“ fast noch auf eine falsche Fährte. Denn das Lied beginnt mit einem knackigen, fast modernen Gitarrenriff, welches einen starken Midtemporocker einleitet. Doch das folgende von Gene Simmons eingeröhrte „Russian roulette“ ist ein typischer Schlabberzungenrocker, wie man ihn kennt. Und auch der Rest des Albums fährt absolut auf der traditionellen Schiene. Songs wie der God Time Rock ´n Roller „Yes I know (Nobody’s perfect)“, das von Eric Singer gesungene (und trotzdem null balladeske) „All the glory“, das stark groovende „I’m an animal“ oder die grandiose Mitsingnummer „Stand“, bei dem Paul Stanley als Sänger alle Register zieht, lassen das Fanherz jubilieren.
Natürlich ist nicht gleich jeder Song ein Hit, aber das hätte wohl keiner wirklich erwartet. Aber trotzdem zeigt der Daumen eindeutig nach oben. Sonic boom ist zu 100 % ein echtes Kiss-Album (mit allen Vor- und Nachteilen), bodenständig und geradewegs nach vorne rockend, voller Spaß an der Sache und musikalisch absolut einwandfrei in Szene gesetzt. Eine CD die zu Recht das Logo mit den S-Runen tragen darf. Und das ist vielleicht sogar mehr, als sich der eine oder andere gewünscht hätte.
Mario Karl
Trackliste |
1 | Modern Day Delilah | 3:37 |
2 |
Russian Roulette | 4:32 |
3 |
Never Enough | 3:26 |
4 |
Yes I Know (Nobody's Perfect) | 3:02 |
5 |
Stand | 4:50 |
6 |
Hot And Cold | 3:36 |
7 |
All The Glory | 3:49 |
8 |
Danger Us | 4:22 |
9 |
I'm An Animal | 3:47 |
10 |
When Lightning Strikes | 3:45 |
11 |
Say Yeah | 4:27 |
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Besetzung |
Paul Stanley (Gesang, Gitarre)
Gene Simmons (Gesang, Bass)
Tommy Thayer (Leadgitarre, Gesang)
Eric Singer (Schlagzeug, Gesang)
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