Rameau, J.-Ph. (Sempé - Fortin)
La Pantomime. Pièces de clavecin
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Info |
Musikrichtung:
Barock Cembalo
VÖ: 24.09.2008
(Paradizo / Note 1 / CD & Bonus-DVD 2006 / Best. Nr. PA 0005)
Gesamtspielzeit: 58:46
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RAUSCH DER VERZIERUNGEN
Mit dieser Aufnahme beweist Skip Sempé erneut, dass er zu den wirklich großen Cembalisten Frankreichs gehört. Es ist einfach ein Hochgenuss, seinen intelligenten und fantasievollen Interpretationen von Stücken aus der Feder Jean-Philippe Rameaus zu lauschen. Auch wenn man vorzügliche Referenzen von Christophe Rousset (Decca) oder Blandine Rannou (ZigZag) im Ohr hat, wird man ein ums andere Mal von der Farbigkeit der Musik und ihrer Vielgestaltigkeit überrascht. Für Sempé ist Rameau ein Komponist des théâtre de l’opera - anders als F. Couperin, der eher zum intimen théâtre de salon tendierte. Große Gesten, verblüffende, ja dramatische Effekte findet man darum nicht bei ihm. Sehr wohl aber bei Rameau.
Und Sempé unternimmt alles, diesen opernhaften Genius in Rameaus Cembalokompositionen herauszustellen. Dabei dehnt er den interpretatorischen Spielraum bis an seine Grenzen aus, ohne je zu überziehen. Die rhythmischen und artikulatorischen Freiheiten dienen dazu, die starken Spannungsmomente, die z. B. in den harmonischen Wagnissen von L’Enharmonique liegen, mit größtmöglicher Konsequenz, aber auch dramatischer Stringenz zu präsentieren. So werden die kühnen Modulationen nicht einfach zu Demonstrationszwecken zu Gehör gebracht, sondern auf einer imaginären Klang-Bühne inszeniert. Dynamische Manual- und Registerwechsel erwecken den Eindruck eines Dialogs zwischen unterschiedlichen Charakteren. Selten habe ich Rameaus Musik auf dem Cembalo so klangsensibel, so farbig nuanciert, ja geradezu orchestral gehört. Ein vorzügliches Instrument von Bruce Kennedy unterstützt Sempés Absichten ausgezeichnet. Es ist tatsächlich so, als würde man bei dieser Rameau-Einspielung von der 2-D in die 3-D Ansicht wechseln.
Wesentlichen Anteil an dieser Vertiefung der Perspektive haben auch die Verzierungen, die der Interpret großzügig (La Dauphine), aber immer im Geiste der Musik, anbringt. Die Musik bekommt so etwas Rauschhaftes. Das steigert sich noch einmal bei den Bearbeitungen der kammermusikalischen Pièces de Clavecin en concerts, bei denen sich zum Cembalo eigentlich noch eine Gambe und ein obligates zweites Melodieinstrument – Violine oder Traversflöte – gesellen. In diesem Fall duettieren aber zwei Cembali miteinander. Sempé hat es dazu nicht bei einfachen Übertragungen belassen, sondern es zusammen mit seinem Partner Olivier Fortin unternommen, den ganzen harmonischen und figürlichen Reichtum der Originale zum Klingen zu bringen. Die Wirkung des komplexen und dicht gearbeiteten Satzes auf zwei vorzüglichen Instrumenten ist überwältigend, auch Puristen werden da kaum widerstehen können. In La Livri gelingt es sogar, das Ohr des Hörers so weit zu täuschen, dass er meint, es sei im Hintergrund doch noch irgendwo ein Gambe oder Violine mit von der Partie. Und dies bei zwei absoluten Kurztoninstrumenten!
Als Bonus gibt es übrigens eine DVD, auf der sich u. a. drei Stücke befinden, die nicht auf der CD enthalten sind. Spätestens Pancrace Royers sich zu manischer Virtuosität aufschwingender La Marche des Scythes dürfte auch den coolsten Hörer vom Stuhl hauen (obwohl ich in diesem Fall doch einmal der etwas „gefassteren“ Interpretation Roussets den Vorzug geben möchte). Das Interview mit Skip Sempé im Beiheft ist wirklich informativ, aufgrund der etwas ungenauen deutschen Übertragung empfehle ich, das Original oder die englische Fassung zu lesen.
Dürfen wir auf eine Rameau-Fortsetzung hoffen?
Georg Henkel
Trackliste |
01 L’Enharmonique 4:17
02 Menuets 2:33
03 La Dauphine 3:08
04 La Coulicam (2 Cembali) 3:01
05 La Livri (2 Cembali) 3:13
06 Air pour les Esclaves Africains 1:27
07 Prélude 1:41
08 Allemande 7:02
09 Courante 3:33
10 Sarabande 4:26
11 La Triomphante 1:16
12 L’Entrien des Muses 6:08
13 Les Cyclopes 2:50
14 La Forqueray 4:02
15 La Cupis 5:49
16 La Pantomime 4:20
Bonus DVD
Rameau: La Pantomime / La Cupis (2 Cembali)
Armand-Louis Couperin: La Chéron
Jacques Champion de Chambonnìeres: Sarabande
Pancrace Royer: La Marche des Scythes
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