Saga
10.000 Days
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Nach 10.000 Tagen liegt der Kopf des Insekts, das seit dem Debütalbum im Jahre 1978 zahlreiche Saga-Alben geschmückt hat, abgeschlagen auf dem Boden. Eine harmonischere Enthauptung wie Saga haben wohl wenige Bands je erlebt. Seit Monaten ist bekannt, dass Sänger Michael Sadler die Band zum Jahresende nach 30 Jahren verlassen wird. Ohne Stress, Streit oder dem Waschen von schmutziger Wäsche in der Öffentlichkeit arbeiten die fünf Kandier seitdem weiter, absolvierten ihre Absicheds-Tournee von und mit Sadler und legen nun auch noch das Abschlussalbum mit dem beziehungsreichen Titel 10. 000 Days vor.
Wer nun glaubt, Saga machen einfach noch eine Scheibe wie die Vorgänger, um abzuschließen, was gewesen ist, und dann etwas Neues zu beginnen, muss überrascht feststellen, dass 10. 000 Days den Weg sich langsam wieder immer näher an die ersten drei Scheiben heran zu schieben nicht fortsetzt. Die Synthesizer-Klänge der mittleren Jahre sind wieder häufiger an Bord. Dabei gelingt der Band das Kunststück, dass sie lange nicht so künstlich klingen, wie das in den 80ern im Sog der New Romantic Welle der Fall war.
Auch wenn die fast gleichberechtigte Mischung von Gitarren und Keyboards, die für Saga prägend ist, beibehalten wurde, ist man seltener als je zuvor in der Lage, einzelne Stücke in die Nähe einer der Phasen der Bandgeschichte zu schieben. Saga 2007 sind erkennbar Saga, aber sie sind doch etwas Neues. Das Erstaunlichste dabei: Von einem Abschied von Michael Sadler ist nicht im Ansatz etwas zu spüren. Im Gegenteil: Der Sänger prägt die Stücke so stark wie nie zuvor. Statt der prägnanten, packenden Instrumentalpassagen, die in der Vergangenheit oft die Erinnerung an einzelne Saga-Stücke dominiert haben, sind es nun häufig die weich eingesungenen Refrains; ist es der Sänger, der die Stücke maßgeblich über die Runden trägt.
Saga sind so weich und melodisch wie nie zuvor. Frickelige Soli und Instrumentalparts wirken eher wie Draufgaben, die die Band an ihre eigene Vergangenheit anbinden. Dabei schlagen sie einen weiten Bogen von Prog und Rock bis hin zu Pop und sogar fast schlagerhaften Schnulzen. Aber auch die sind immer gut gemacht. 10. 000 Days ist so eins der eigenständigsten Alben der Bandgeschichte geworden, das eine ganze Reihe von Kandidaten für den Radio-Dauereinsatz enthält.
Saga haben Sadler mit diesem Album einen würdigen Abschied gegeben. Leichter gemacht haben sie sich den Abschied und vor allem das Weitermachen damit sicher nicht. Die Lücke, die Sadler nach 10. 000 Days hinterlässt, ist so groß, wie sie es nach keinem anderen Album gewesen wäre.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Lifeline | 5:37 |
2 | Book of Lies | 5:44 |
3 | Sideways | 4:53 |
4 | Can't you see me now? | 6:13 |
5 | Corkentellis | 7:11 |
6 | More than I deserve | 5:22 |
7 | Sound Advice | 5:17 |
8 | 10.000 Days | 4:32 |
9 | It never ends | 6:11 |
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Besetzung |
Ian Crichton (Git) Jim Crichton (B) Brian Doerner (Dr) Jim Gilmour (Keys, Voc) Michael Sadler (Voc, Keys)
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