Mozart, W.A. (Harnoncourt)
La finta giardiniera (DVD)
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Info |
Musikrichtung:
Oper / Wiener Klassik
VÖ: 28.08.2006
TDK / Naxos (2 DVD (AD: 2006, live) / Best.nr. DVWW-OPFINT)
Gesamtspielzeit: 187:00
Internet:
TDK
Opernhaus Zürich
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KNALLBUNT
Wenn man diese quicklebendige, moderne Inszenierung am Bildschirm verfolgt, so fragt man sich unweigerlich, warum Mozarts "La finta giardiniera" nur so selten auf der Bühne zu sehen ist. Dass es an der Musik des damals gerade 19jährigen nicht liegt, hat Nikolaus Harnoncourt schon mit seiner Einspielung auf CD (Teldec, 1991) bewiesen: Variantenreich wie bunte Perlen reihen sich die eingängigen Arien aneinander, manche warten schon mit typisch mozart´scher Psychologisierung, andere mit leichtfüssigem Witz auf. Hinzu kommen die Schlussensembles, in denen der Komponist seinen ganzen Einfallsreichtum spielen lässt und die Verwirrung der Personen um ihre Gefühle, Liebschaften und Intrigen voll auskostet.
Mag das Libretto mit seinen Längen diese Irrungen und Wirrungen auch nicht so kunstvoll darlegen, wie es später in "Cosi fan tutte" geschieht, so eröffnet es doch großen Raum für einen offenen Schlagabtausch der Protagonisten und Szenen von fast boulevardtheaterhafter Komik. Tobias Morettis Inszenierung schöpft diesen Raum voll aus. Die grellen, modernen Kostüme stehen dabei in reizvollem Kontrast zum eher nüchternen, aber effektiven Bühnenbild. In der Personenführung lässt Moretti gerne überspitzt agieren und unterhält das Publikum zudem hemmungslos auch mit kleinen Slapstickeinlagen (so etwa mit Armindas Schoßhündchen á la Daisy oder großen Kakteen, in welche unweigerlich hineingestgolpert werden muss).
Diesen knallbunten Charakter unterstreicht Nikolaus Harnoncourt auch musikalisch. Im Vergleich zu seiner Einspielung auf CD ist diese "Finta" pointierter, aber bisweilen auch überakzentuiert, in den Tempi jedoch eher gemäßigt. Als traute Harnoncourt Mozarts Musik nicht genug zu, greift er immer wieder zum nicht notierten Sforzato, streut eigenmächtig Pausen ein und lässt einzelne Instrumente oder Instrumentengruppen überdeutlich hervortreten. Weil es so gut zum Gesamtkonzept der Aufführung passt, sieht man dieses bei einer solchen DVD allerdings eher nach, als bei einer bloßen CD.
Mit sichtbar viel Spass fügen sich die Sänger in das Konzept ein und schlagen dementsprechend stimmlich auch schonmal über die Stränge. Rudolf Schaschig zeigt sich dabei teils zwar komödiantisch überambitioniert, aber in seiner gespielten Verwirrtheit gewinnt er doch sofort alle Sympathien, auch wenn seine Rolle des Poedsta durchaus noch andere Facetten hätte, als die des alten Narren.
Am zurückhaltendsten agiert Eva Mei in der Titelrolle der Sandrina, doch überzeugt sie mit einer jugendlich frischen, koloraturgewandten Sopranstimme. In Paris Hilton-Manier stöckelt Isabel Rey alias Arminda über die Bühne; sie gibt die Figur herrlich überspannt und scheut sich nicht, dies auch gesanglich auszureizen. Das darstellerische Pendant dazu bietet Christoph Strehls Belfiore, der mit gewollter Grandezza wie ein Storch im Salat durch die Szene stakst und in Mimik und Gestik irgendwie an Jürgen Drews erinnert, was man aber zum Glück von seiner herrlichen Gesangsleistung nicht behaupten kann.
Ein großer Gewinn für die Aufführung sind auch Julia Kleiters Auftritte als freche Serpetta, der sie mit betont metallisch-trockenem Sopran Profil verleiht. Etwas glücklos wirkt einzig Liliana Nikiteanu in ihrer Hosenrolle (Ramiro), die ohnehin wenig Gelegenheit bietet, zu glänzen. Nikiteanu nimmt man weder die Denkerpose, noch die Emotionen ab, nach denen die Figur verlangt.
Alles in allem aber ein gelungener Opernspaß über mehr als 3 Stunden, wie er ganz im Sinne des Komponisten gewesen sein dürfte.
Sven Kerkhoff
Besetzung |
Podesta: Rudolf Schasching Sandrina: Eva Mei Il Contino Belfiore: Christoph Strehl Arminda: Isabel Rey Il Cavalier Ramiro: Liliana Nikiteanu Serpetta: Julia Kleiter Nardo: Gabriel Bermudez
Orchster "La Scintilla" der Oper Zürich (auf historischen Instrumenten)
Ltg. Nikolaus Harnoncourt
Inszenierung: Tobias Moretti
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